Seit nunmehr zwei Jahren darbt das Gros der Schwellenländer-Werte vor sich hin. Eine Besserung scheint auch im 2013 nicht in Sicht. Die Aktienmärkte der Schwellenländer verbuchen das schlechteste Quartal seit fünf Jahren. Gemessen am MSCI Emerging Market Index beträgt das Minus drei Prozent, derweil der Aktienindex aller Industriestaaten MSCI World seit Jahresbeginn um acht Prozent gestiegen ist.   

Tilmann Galler, Portfolio-Manager bei J.P. Morgan Asset Management, sieht hingegen ein baldiges Ende dieser Talfahrt: "Wir stehen vor einer Trendwende", sagte er im cash-Video-Interview. Die Wirtschaftslage in den Schwellenländern sei auf den Erholungspfad eingeschwenkt und die Inflation auf dem Rückzug, sagt der Schwellenländer-Experte. Was aber noch fehle, sei eine Beschleunigung des globalen Wirtschaftswachstums. "Eine solche erwarten wir im zweiten Halbjahr 2013", prognostiziert Galler, der seit 2007 bei J.P. Morgan Asset Management tätig ist.

Schwellenländer-Unternehmen sind konjunktursensitiver als jene in Industrieländern. Entsprechend tiefer sind die Spuren bei einem Wirtschaftsabschwung. Die Wirtschaftsleistung der Emerging Markets hat sich in den vergangenen zwei Jahren um vier Prozentpunkte reduziert.

Zykliker günstig, Defensivwerte teuer

Tritt die wirtschaftliche Erholung im zweiten Halbjahr – wovon die meisten Marktbeobachter ausgehen – ein, dürfte laut Galler vor allem der zyklische Sektor profitieren. Wegen der Kursbaisse der letzten zwei Jahre sind "zyklische Werte sehr günstig zu haben", sagt Galler. Anders sieht es bei defensiven Märkten aus.

"Defensive Sektoren stehen in der Investorengunst ganz oben", so Galler. Dies gelte vor allem für den mexikanischen Markt und die Asean-Region (Südostasien). Allerdings notieren diese Märkte derzeit fast auf einem Allzeithoch und sind dementsprechend teuer geworden.

Galler hat deshalb andere Märkte im Fokus. "Für uns werden aber die BRIC-Staaten wieder interessanter, weil sie viel zyklischer agieren", sagt Galler. Die Abkürzung BRIC steht für die Länder Brasilien, Russland, Indien und China. Dabei favorisiert der Schwellenland-Spezialist Indien und China. Ebenfalls auf der Favoritenliste von J.P. Morgan Asset Management stehen Türkei und Südafrika.

Risiken beachten

Anlagen in Schwellenländer bergen allerdings zahlreiche Risiken. Einige Märkte in Schwellenländer und noch stärker in Grenzmärkten sind wenig liquide. Entsprechend hoch ist das Risiko von starken Kursausschlägen. Hinzu kommen politische Risiken, welche sich besonders negativ auf die Aktienmärkte auswirken können. Auch Währungsrisiken sind nicht ausser Acht zu lassen. Die meisten Anlagefonds werden deshalb in Dollar gehandelt.

Galler weist noch auf eine weitere Gefahr hin: "Falls die USA ihr geldpolitisches Lockerungsprogramm schneller als erwartet drosseln würde, kämen die Schwellenländermärkte verstärkt unter Druck." In der Folge würde der Dollar aufwerten und Investoren motivieren, verstärkt in den USA statt in Schwellenländer zu investieren, erklärt Galler.

 

Im cash-Video-Interview sagt Galler, weshalb die Schwellenländer-Werte in den zwei letzten Jahren unter Druck standen. Zudem nennt er Sektoren, in die Anleger nicht investieren sollten.

 

Ausgewählte Schwellenlandaktien-Fonds

FondsValorWährungRendite seit 1.1.13 Rendite 3 Jahre 
Vontobel Fund EM Equity R10060863USD7,3 %33,5 %
Aberdeen Global Emerging Markets Smaller Companies D22942183USD10,7 %33,1
Reyl Global Funds EM Equities B Acc1530813USD9,5 %26,6 %
JP Morgan EM Opportunities Fund10262230USD-2,1 %21 %

Quelle: Morningstar, 29. April 2013