Für Beträge, welche die Schwelle von einer Million Franken übersteigen, müssen Postfinance-Kunden künftig eine Gebühr von einem Prozent bezahlen, wie das Institut am Freitag mitteilte.

Grund für die neue Regelung, die am 1. Februar in Kraft tritt, sind die Giroguthaben von Postfinance bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Diese übersteigen die Freigrenze von 35 Milliarden Franken, weshalb das Institut nach eigenen Angaben im laufenden Jahr bereits mehr als 10 Millionen Franken Strafzinsen bezahlen musste.

Die SNB erhebt auf Giroguthaben, die das Zwanzigfache der Mindestreserve überschreiten, seit dem 22. Januar 2015 einen Negativzins von 0,75 Prozent. Damit sollen Geldanlagen in Franken unattraktiv gemacht und eine stärkere Aufwertung des Frankens verhindert werden.

Als eine von fünf systemrelevanten Banken muss Postfinance ein besonders dickes Finanzpolster vorweisen können. Mit fast 3 Millionen Kunden ist die Post-Tochter, die seit 2013 eine Banklizenz besitzt, unter den Retailfinanzinstituten die Nummer fünf in der Schweiz.

Noch im August sagte Postfinance-Chef Hansruedi Köng in einem Interview mit der "Berner Zeitung", Strafzinsen für Sparer seien bis auf weiteres nicht geplant. Allerdings verlangte das Institut - wie andere Banken auch - bereits zuvor von Grösstkunden und institutionellen Anlegern eine Gebühr auf Bareinlagen.

Kleinsparer dagegen bleiben in der Schweiz bis auf Weiteres von Strafzinsen verschont. Eine Ausnahme bildet die Alternative Bank Schweiz. Das Geldhaus aus Olten erhebt seit gut einem Jahr einen Negativzins von 0,125 Prozent auf allen Alltagskonten für den privaten Zahlungsverkehr. Mit 30'000 Kunden ist die Bank allerdings nur ein kleiner Player.

Allgemein sind die Banken sehr zurückhaltend bei der Weitergabe von Strafzinsen an ihre Kleinkunden. Ein solcher Schritt würde vielerorts auf Unverständnis stossen, so die Befürchtung. Die Folge wäre ein Imageverlust für die Banken. Das sprichwörtliche "Geld unter dem Kopfkissen" würde wieder populärer.

Um die Auswirkungen der Negativzinsen zu kompensieren, heben stattdessen viele Banken ihre Gebühren an. Diesen Weg geht auch Postfinance. So werden die zusätzlichen Kontogebühren für Kunden aus dem Ausland per 1. Januar von 15 auf 25 Franken erhöht.

Ebenfalls per Anfang Jahr werden die Zinssätze auf Jungendsparkonten, den Freizügigkeitskonten für die 2. Säule, den Vorsorgekonten 3a und den Sparkonten für Geschäftskunden und Vereine deutlich reduziert oder ganz gestrichen.

Ein weitere Möglichkeit, um die Verluste bei den Kundeneinlagen zu kompensieren, besteht für die Banken im Kredit- und Hypothekargeschäft. Hier sind die Zinsmargen noch deutlich höher. Dieses Geschäftsfeld bleibt Postfinance allerdings bis auf Weiteres verwehrt. Im September scheiterte im Ständerat eine Motion, die das Kreditvergabeverbot für die Post-Tochter hätte aufheben wollen.

(SDA)