POST/QUICKMAIL: Am Freitag erhielt die Post von der Wettbewerbskommission Weko eine Absage zur geplanten Übernahme der Quickmail-Gruppe. Die Weko argumentierte, dass ein Verschwinden von Quickmail - welches eine Sanierungsmassnahme legitimiert hätte - nun nicht zwingend sei, weil auch ein anderes Unternehmen Quickmail übernehmen wolle. Die «Sonntagszeitung» hat herausgefunden, dass es sich dabei um den deutschen Unternehmer und früheren Chef der britischen Royal Mail, Rico Back, handelt. Quickmail-Verwaltungsratspräsident Marc Erni bestätigt dies. Er bezeichnet den Entscheid der Weko für «nativ und unverantwortlich». Ein Konkurs sei für sein Unternehmen günstiger als das Kaufangebot aus Deutschland. Denn Back sei nur an einem Teil von Quickmail, an Quickpack, interessiert. «Er hat zudem keine Lösung für Gläubiger, sondern er will über die Nachlassstundung gehen, damit er das Geschäft noch billiger erhält, sodass die Gläubiger viel schlechter gestellt würden als bei einem Konkurs», sagt Erni. Man wolle nun rechtliche Schritte gegen den Weko-Entscheid prüfen, befürchte aber, dass ein Rechtsmittelentscheid zu spät kommen würde. (SoZ, S. 38; siehe auch separate Meldung)
UBS: Bei der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma kümmern sich neu rund 60 Personen direkt oder indirekt um die Beaufsichtigung der Grossbank UBS. Das sagte Finma-Präsidentin Marlene Amstad am Samstag in der Sendung «Samstagsrundschau» von Schweizer Radio SRF. Das sind fast dreimal so viele, wie es noch im August vergangenen Jahres waren. Damals hiess es, nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS seien jetzt 22 Finma-Angestellte direkt mit der UBS-Aufsicht betraut. Damals hatte die Behörde gesagt, sie werde ihre Teams, welche bisher die beiden Banken beaufsichtigten, fusionieren und auch aufstocken. Auf die Frage, ob die aktuelle Zahl von 60 Personen angesichts einer UBS mit Zehntausenden von Angestellten und internationaler Tätigkeit ausreiche, sagte Amstad, dass auch die Finma international vernetzt sei. Sie arbeite rege mit ausländischen Aufsichtsbehörden zusammen. Die Finma sei zudem nicht dazu da, die Leitungsorgane einer Bank zu ersetzen. («Samtstagsrundschau» von SRF, siehe auch separate Meldung)
SWISS STEEL: Bereits vergangene Woche war Swiss Steel wegen finanzieller Schwierigkeiten in den Medien Thema gewesen. Wie der «Sonntagsblick» nun schreibt, soll das Unternehmen wohl einen Jahresverlust von 200 Millionen Euro ausweisen. Im Hintergrund seien die Vorbereitungen für eine Kapitalerhöhung im Gange. Doch eine solche sei blockiert, weil die beiden Hauptaktionäre des Schweizer Stahlkonzerns nicht am gleichen Strick zögen. Grossaktionär Peter Spuhler will wie bereits berichtet worden war nur weiteres Geld einschiessen, wenn ein schlüssiges Sanierungskonzept vorliegt und Verwaltungsratspräsident Jens Alder zurücktritt. Das will jedoch der andere Grossaktionär Martin Haefner nicht. Immerhin habe er Alder damals ins Unternehmen geholt. Haefner hält dem «Sonntagsblick» mit seiner BigPoint Holding 32,73 Prozent an Swiss Steel, Spuhler 20,36 Prozent. Zusammen mit Viktor Vekselberg (66), der ebenfalls in Besitz eines grossen Aktienpakets ist, dürfte das Spuhler-Lager jedoch auf gut 46 Prozent kommen und könnte damit den Alder gefährlich werden. (SoBli, S. 30)
ON HOLDING: Der Laufschuhhersteller On ist in den vergangenen Tagen ins Kreuzfeuer der Öffentlichkeit geraten, nachdem die Sendung «K-Tipp» von «SRF» bekannt gemacht hatte, wie wenig die Firma für die Herstellung der Turnschuhe in Vietnam bezahlt und welch exorbitante Margen die Firma dabei einstreicht. Der Verein Swissness Enforcement, der vom Bund und der Schweizer Wirtschaft finanziert wird, hat die Firma nun ebenfalls im Visier: Sie fordert die Sportschuhfirma auf, auch im Ausland auf das Schweizerkreuz zu verzichten. Der Verein stört sich daran, dass auf On-Produkten im Ausland das Schweizerfähnchen prangt, obwohl der Konzern ausschliesslich in Asien produzieren lässt. Das Unternehmen selbst verweist jedoch darauf, dass die Schuhe «Schweizer Innovation und Technologie enthalten». Der Verein behält sich jedoch rechtliche Schritte vor, sollte On nicht auf die Verwendung des Schweizerkreuzes im Ausland verzichten. (SoBli, S. 14)
ROLEX: Rolex will bis 2029 in der Region Bulle (FR) rund 2000 Arbeitsplätze schaffen, wie «La Liberté» schreibt. Das Unternehmen habe ein Zentrum zur Mitarbeiterrekrutierung eröffnet. Der Uhrenriese sucht laut dem Artikel für die Standorte Romont und Villaz-Saint-Pierre, ebenfalls im Kanton Freiburg, Angestellte mit verschiedenen Berufen, etwa Produktionsmechaniker-Lehrlinge für die Herstellung von Uhrenkomponenten, Automatiker-Lehrlinge oder Spezialisten für Anlagensicherheit. (La Liberté, Ausgabe vom Samstag)
ÜBERSCHULDUNG: Die weltweite Verschuldung beherrschte zwar nicht die Schlagzeilen am Weltwirtschaftsforum in Davos. Sie sei dennoch ein grosses Thema gewesen an ihren Treffen mit Finanzministern anderer Länder, sagt Finanzministerin Karin Keller-Sutter im Interview mit der «NZZ am Sonntag». Denn die Verschuldung sei «eine Gefahr für die Finanzmarktstabilität und die weltweite Konjunktur». Doch leider hätten die Menschen und die Medien diese Konsequenzen viel zu wenig auf dem Radar. «Ein Land, das immer weiter Schulden anhäuft, rutscht früher oder später in eine Wirtschafts- und Finanzkrise», sagt Keller-Sutter. Im schlimmsten Fall drohten «politische Instabilität und soziale Unruhen». Die Finanzministerin will nach der Corona-Krise zurück zur finanzpolitischen Normalität und wirbt für ein Nein am 3. März zur 13. AHV-Rente. (NZZaS, S. 12, siehe auch separate Meldung)
AHV: Die Abstimmung zur 13. AHV-Rente ist auch in allen anderen Sonntagsmedien ein Thema. Im «Sonntagsblick» etwa warnt Arbeitgeberpräsident Severin Moser vor einer Annahme der Vorlage. Er verweist auf eine Studie, die besage, dass viele Pensionierte finanziell gut dastünden. Zwar gebe es Härtefälle, die auch Unterstützung erhalten müssten. «Es ist aber falsch, deswegen eine 13. AHV-Rente für alle einzuführen, welche die grosse Mehrheit der Rentner gar nicht nötig hat», so Moser. Die «Sonntagszeitung» hingegen argumentiert, dass die 13. AHV-Rente für eine Viertelmillion Rentner «ein existenzielles Problem lösen» würde. Rund 338'000 Rentnerinnen und Rentner seien mit einem Einkommen von weniger als 2550 Franken arm oder armutsgefährdet. 250'000 erhielten zudem keine Ergänzungsleistungen, obwohl sie eigentlich dazu berechtigt wären. Manche lebten lieber unterhalb des Existenzminimums, anstatt beim Staat die hohle Hand zu machen, andere schämten sich oder wüssten schlichtweg nicht, dass die Schweiz für bedürftige Menschen Ergänzungsleistungen bereithält. In einem ebenfalls in der «Sonntagszeitung» publizierten Interview warnt Skos-Präsident Christoph Eymann allerdings davor, dass eine Annahme der Vorlage zu mehr Sozialhilfefällen führen könnte. Denn wenn die Firmen mehr Geld für die AHV abgeben müssten, würden deren Lohnkosten steigen. «Wenn Unternehmen sparen müssen, streichen sie Stellen. Am ehesten sind das Hilfsfunktionen», so Eymann, also Stellen von Menschen, die kaum einen alternativen Job finden würden. Besser fände er es, stattdessen die Ergänzungsleistungen zu erhöhen. (SoBli, S. 22; SoZ, S. 2)
HANDELSPOLITIK: Guy Parmelin hat sich mit Indien auf ein Freihandelsabkommen geeinigt. Am Freitag flog der Wirtschaftsminister überraschend vom WEF in Davos zu seinem Amtskollegen Piyush Goyal nach Indien. «Nach fast 16 Jahren Verhandlungen sind wir uns über die Grundzüge des Freihandelsabkommens mit Indien einig geworden», sagt er. Das Abkommen war lange Zeit umstritten, weil die Pharmabranche es nicht wollte und weil die Entwicklungshilfe-Organisationen eine Zunahme der Armut in Indien befürchteten. Das sieht Parmelin ganz anders, wie er im Interview mit der «Sonntagszeitung» sagt. «Ein Freihandelsabkommen ist ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung, denn es erleichtert den Zugang zu umweltfreundlichen Technologien, es fördert Investitionen und schafft neue Jobs. Davon werden Indiens Arme profitieren.» Gleichzeitig mit dem Abkommen mit Indien wurde auch eine Einigung mit Chile bekannt. Mit den USA wird hingegen nicht einmal mehr verhandelt. (SoZ, S. 13; siehe auch separate Meldungen)
LANDWIRTSCHAFT: In Deutschland gingen die Landwirte zu Tausenden auf die Strasse. Auch in der Schweiz ist die Unzufriedenheit bei den Bauern gross. Um zu zeigen, wie wenig trotz aller Subventionen am Ende zum Leben übrig bleibt, legt Milchbauer Jörg Büchi aus Egg ZH in der «Sonntagszeitung» seine Einnahmen offen. Um seine 30 Kühe und die 30 Hektar Land zu bewirtschaften, arbeitet er mehr als 60 Stunden pro Woche, pro Jahr macht er nur 10 Tage Ferien. Nach Abzug aller Ausgaben kommt er auf ein jährliches Einkommen von nur 22'000 Franken, was einem Stundenlohn von etwas mehr als acht Franken entspricht. Dies liegt aber vor allem an der hohen Verschuldung - der Jungbauer hat erst kürzlich den Hof von den Eltern erworben. Trotzdem ist er zufrieden: «Ich mache das nicht wegen des Geldes, Bauer ist der schönste Beruf der Welt.» (SoZ, S. 23)
GESUNDHEITSKOSTEN: Wenn die Krankenkassenprämien steigen, geben Politiker normalerweise der alternden Bevölkerung die Schuld. Wie die «Sonntagszeitung», gestützt auf Zahlen des Bundesamts für Statistik, schreibt, wachsen die Ausgaben für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene jedoch am schnellsten. Bei den 6- bis 30-Jährigen nahmen die Ausgaben pro Person seit 2011 um 37 Prozent zu. Am stärksten war der Anstieg mit 74 Prozent bei 6- bis 10-jährigen Kindern, 44 Prozent waren es bei den 16- bis 20-Jährigen. Bei den Pensionierten dagegen ist das Wachstum mit nur 10 Prozent am geringsten. Um die Gesundheitskosten in den Griff zu bekommen, müsse die Politik deshalb auch bei den schnell steigenden Mehrausgaben der Jungen ansetzen, rät Jérôme Cosandey, Forschungsleiter bei der Denkfabrik Avenir Suisse. Und Felix Schneuwly, Gesundheitsexperte beim Vergleichsdienst Comparis, warnt: «Wenn die Leute in jungen Jahren häufiger zum Arzt gehen, werden sie das auch tun, wenn sie älter werden». Man müsse deshalb davon ausgehen, dass dieser Trend das Wachstum der Gesundheitskosten in der Zukunft erhöhe. (SoZ, S. 35)
HOTELLERIESUISSE: In seinem ersten Interview kündigt Martin von Moos, der neue Präsident von Hotelleriesuisse, an, die blockierten Verhandlungen für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag wieder in Schwung bringen zu wollen. «Es braucht neue Arbeitszeitmodelle und höhere Löhne», sagt von Moos im Interview mit der «Sonntagszeitung». So soll die Attraktivität der Berufe im Gastgewerbe erhöht werden. Das Problem sei, dass der Wirteverband Gastrosuisse momentan nicht in Verhandlungen eintreten wolle. Das sei zwar ein Entscheid von dessen Delegiertenversammlung. Von Moos hofft jedoch, dass die Blockade mit einem Abgang von Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer behoben werden könne. Er sagt: «Herr Platzer - das ist kein Geheimnis - sucht eine Nachfolge. Vielleicht gibt es bald eine Nachfolgeregelung, und es kommt etwas Bewegung ins Thema». (SoZ, s. 36; siehe auch separate Meldung zum Abgang von Casimir Platzer)
GLEICHBERECHTIGUNG IM MANAGEMENT: In den Geschäftsleitungen der hundert grössten Schweizer Arbeitgeber sitzen zwar mehr Frauen als früher. Aber viele geben den Posten schneller wieder ab als Männer. Das schreibt die «Sonntagszeitung», die sich auf zwei voneinander unabhängige Auswertungen des Schweizer Kadervermittlers Schilling Partners und des Personalberaters Russell Reynolds stützt. Schilling hat errechnet, dass Frauen nach durchschnittlich drei Jahren aus den Konzernleitungen ausscheiden. Bei Männern sind es sieben Jahre. Russell Reynolds kommt bei einer Auswertung der zwanzig SMI-Unternehmen zum fast gleichen Befund. Das ist ein Rückschlag für die Sache der Gleichstellung von Frau und Mann in den Spitzengremien der Schweizer Wirtschaft. Denn weil Frauen den Chefsessel schneller räumen als Männer, stagniert erstmals der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen. Den Hauptgrund für die kürzere Verweildauer der Topmanagerinnen sieht Guido Schilling im starken Wettbewerb um Frauen. Das führe zu häufigeren Abwerbungen, was ihre Verweildauer in den Geschäftsleitungen verkürze. Zudem würden Frauen häufiger als Männer von aussen rekrutiert. Dadurch fehlten ihnen die internen Netzwerke, was das Risiko vergrössere, dass sie rasch wieder gehen. (SoZ, S. 38)
STASH: Nach einem langen Rechtsstreit mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) darf das noch junge Lieferunternehmen Stash nun auch am Sonntag seine Kunden beliefern. Allerdings mit Einschränkungen: So ist die Lieferung von Backwaren, Getränken und Lebensmitteln aus dem Detailhandel nicht erlaubt. Grund dafür ist, dass Stash als Händler gilt und nicht als Gastronomiebetrieb wie etwa die Lieferdienste Just Eat oder Uber Eats. Stash fühlt sich benachteiligt, denn Essenslieferanten dürften Brunchprodukte wie Gipfeli oder Kaffee liefern. Der Bund verhalte sich innovationsfeindlich, so der Vorwurf von Stash-Verwaltungsrat Benno Burkhardt. Darum wolle man für eine entsprechende Bewilligung kämpfen, wenn nötig auch vor Gericht. Hat Stash damit Erfolg, würde die Erlaubnis von Lebensmittellieferungen am Sonntag laut der «NZZ am Sonntag» zum Präzedenzfall, auch für andere Lieferdienste, wie etwa diejenigen von Migros oder Coop. (NZZaS, S. 23)
KRANKENKASSEN: Nachdem vergangenes Jahr bekannt wurde, wie stark die Krankenkassenprämien 2024 steigen dürften, sagten Vergleichsportale voraus, dass ein hoher Prozentsatz der Versicherten einen Krankenkassenwechsel planen würden. Das ist nun offenbar nicht eingetroffen, wie der «Sonntagsblick» schreibt. Laut dem Krankenkassenverband Santésuisse hätten nur etwa 800'000 Versicherte die Kasse gewechselt. Der Verband ermittelte dies anhand der neu gedruckten Krankenkassenkarten. Die Zahl entspreche knapp 9 Prozent der Versicherten - und nicht 15 oder gar 35 Prozent, wie manche Portale im Vorfeld verkündet hatten. Letztere hätten sich übrigens schon im Vorjahr «frappant» getäuscht, was die Wechselbereitschaft betrifft. (SoBli, S. 25)
tv/
(AWP)