In den vergangenen Wochen wurde viel über die Aktienmärkte, aber kaum etwas über das Wirtschaftsumfeld geschrieben. Die Strategen von BNP Paribas haben deshalb sieben wirtschaftliche Schlüsselthemen für die nächsten 12 Monate zusammengetragen, und sagen auch gleich, wie man sich diese als in Europa beheimateter Anleger an den Märkten zu Nutze machen kann. Jedem dieser Themen geben sie den Titel eines erfolgreichen Kinofilms:

1. «Fast And Furious» - das Jahr des Dollars

Die Verfasser der Strategiestudie sehen gute Chancen für einen stärkeren Dollar. Der Euro werde gegenüber dem Greenback bis zum Jahresende auf 1,20 fallen. Die US-Notenbank werde spätestens im Laufe des dritten Quartals das Rückkaufprogramm für amerikanische Staatsanleihen und verbriefte Hypotheken vollständig einstellen. Das werde der Startschuss für eine Erholung des Dollars.

Ein gegenüber dem Euro stärkerer Dollar sei positiv für die europäischen Aktien, so die Strategen. Das gelte insbesondere für Aktien von Unternehmen mit einem hohen Ergebnisbeitrag aus dem Dollarraum.

2. «Gravity» - Europas Kampf mit der Deflation

Obschon die Teuerung in der ersten Jahreshälfte anziehen sollte, werde sie in Europa weiterhin tief bleiben. Insbesondere in Frankreich und in den europäischen Peripherieländern werde der Lohndruck nachlassen und im zweiten Halbjahr Deflationsängste wecken.

Europa habe schon seit fünf Jahren mit Preisdruck zu kämpfen. Die meisten Unternehmen hätten ihre Kostenstruktur und das Produktangebot auf dieses Umfeld angepasst. In Südeuropa könnten Deflationsängste die wirtschaftliche Erholung im Keim ersticken und den Immobilienpreisen zusetzen. Beides spreche für eine unterdurchschnittliche Entwicklung spanischer und italienischer Bankaktien, ja gar des gesamten Aktienmarktes der beiden südeuropäischen Länder.

3. «The Hunger Games» - Erholung der Nachfrage nach langlebigen Gütern

Entgegen der Meinung vieler ihrer Berufskollegen rechnen die Strategen im laufenden Jahr mit einer Erholung der Nachfrage nach langlebigen Gütern in Europa. Nicht zuletzt deshalb, weil sich diesbezüglich in der jüngeren Vergangenheit ein Nachholbedarf aufgestaut habe.

Als Profiteur macht man bei BNP Paribas insbesondere die Aktien europäischer Automobilhersteller aus. Die Automobile seien in Europa heutzutage durchschnittlich 8,7 Jahre als, was dem höchsten Stand in der Geschichte entspreche. Früher oder später sei mit Ersatzbeschaffungen zu rechnen. Doch auch bei den Aktien der Hersteller von Küchengeräten sei in diesem Zusammenhang mit höheren Kursen zu rechnen.

4. «Now You See Me» - Auferstehung der Schwellenländer

Das zurückliegende Jahr sei kein einfaches für die Schwellenländer gewesen. Über die kommenden Monate werde sich die Situation allerdings aufhellen, so sind sich die Strategen von BNP Paribas sicher. Sie erwarten, dass die wirtschaftlichen Frühindikatoren in vielen dieser Länder ansteigen und laufend verbessern werden.

Gewinner dieser Erholung machen die Strategen insbesondere bei europäischen Unternehmen mit einer hohen Abhängigkeit vom Konsum in den Schwellenländern aus. Zu finden seien solche Firmen in den Bereichen Detailhandel, Nahrungsmittel/Getränke und Luxusgüter.

5. «The Lone Ranger» - Es lebe Brasilien

Die Verfasser der Strategiestudie sehen gute Chancen, dass sich die Schwellenländerwährungen früher oder später erholen werden. Insbesondere am brasilianischen Real finden die Strategen sichtlich Gefallen und erklären ihn ab der Jahresmitte zum relativen Gewinner.

Im Vorfeld der im Frühsommer stattfindenden Fussball-Weltmeisterschaft setzt man bei BNP Paribas auf die Aktien von Reisedetailhändlern, Bierherstellern sowie Sportartikelherstellern.

6. «Blue Is The Warmest Colour» - Politische Veränderungen in Frankreich

In Erwartung politischer Veränderungen und einer schwächer als erhofften wirtschaftlichen Erholung in Frankreich, werde die Renditedifferenz französischer Staatsanleihen im europäischen Vergleich steigen. Ausschlaggebend dafür seien die im zweiten Quartal anstehenden Wahlen.

Die Strategen geben zu verstehen, dass es schwierig sei, politische Themen an den Finanzmärkten umzusetzen. Für Anleiheninvestoren seien französische Staatsanleihen im Vergleich zu deutschen Anleihen allerdings unattraktiv.

7. «The Conjuring» - Höhere Kupferpreise erwartet

Es gebe gleich mehrere Faktoren, welche im laufenden Jahr für höhere Kupferpreise sprächen, so die Strategen. Die Nachfrage aus China werde positiv überraschen und auf ein mässiges Angebot sowie tiefe Lagerbestände treffen.

Die Strategen raten der eigenen Anlagekundschaft daher zu Bergbauaktien, insbesondere zu solchen von Unternehmen mit einem hohen Ergebnisbeitrag aus der Kupferförderung. In Europa gebe es zahlreiche solche.