Man sollte meinen, dass sich die Aktionäre von ABB mittlerweile daran gewöhnt haben: Denn einmal mehr wartet der in Zürich beheimatete Industriekonzern mit einem durchwachsenen Zahlenkranz auf.

Ernüchternd ist vor allem die Umsatzentwicklung. Diese blieb im dritten Quartal selbst hinter den vorsichtigsten Schätzungen zurück. Im Gegenzug fällt der Auftragseingang deutlich besser als erwartet aus.

Während das Ergebnis auf Stufe operativer EBITDA enttäuscht, übertrifft es die Konsensschätzungen beim EBIT und beim Reingewinn teilweise deutlich – allerdings nur mit Hilfe einmaliger Erträge.

Zu denken gibt allerdings vor allem der von Vorsicht geprägte Ausblick der Firmenverantwortlichen. Sie erachten den Ausblick für die Weltwirtschaft als zunehmend unsicher.

Verhaltene Reaktionen

In der Folge fallen die aus der Analystengemeinde eintreffenden Reaktionen mehrheitlich verhalten aus. Die Aktie von ABB zeigt sich davon nicht sonderlich beeindruckt und gewinnt an der Schweizer Börse SIX aktuell noch 1,8 Prozent auf 20,12 Franken. Zuvor hatten Deckungskäufe den Kurs bis auf 20,45 Franken klettern lassen.

Der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst macht gleich mehrere Grossaufträge für den deutlich besser als erwarteten Auftragseingang verantwortlich. Auf den Stufen Umsatz und EBITDA habe das Ergebnis die Erwartungen hingegen nicht erfüllen können. Auf Stufe EBIT seien positive Einmaleffekte aus dem Verkauf des Steel Structures Geschäfts von Thomas & Betts enthalten. Diese würden sich auch auf Stufe Reingewinn bemerkbar machen. Auch der Ausblick falle erwartungsgemäss etwas vorsichtiger aus. Der Verfasser des Kommentars bezeichnet den Ergebnisausweis insgesamt als leicht negativ und hält an seinem "Marktgewichten" lautenden Anlageurteil fest.

Gleich mehrere Geschäftsbereiche enttäuschen

Ähnlich liest sich der Kommentar für die UBS Investmentbank tätigen Berufskollegen. Seine Schätzungen für den Auftragseingang seien um 5 Prozent übertroffen, jene für den Umsatz im Gegenzug um 5 Prozent verfehlt worden. Auf Stufe operativer EBITDA liege das Ergebnis sogar um 7 Prozent hinter den bankeigenen Erwartungen zurück. Und das obschon die Allgemeinkosten rund 34 Millionen Dollar tiefer als erwartet ausgefallen seien.

Discrete Automation & Motion sowie Power Systems seien die einzigen Geschäftsbereiche, welche nicht enttäuscht hätten. Die Aktie wird vorerst mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 21 Franken eingestuft.

Auftragslage dank Grossaufträgen überraschend gut

Gemäss Baader Helvea hat sich das Wachstum der Basisaufträge im vergangenen Quartal von zuvor 7 auf 5 Prozent verlangsamt. Vor dem Hintergrund der schwierigeren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa sei dies allerdings immer noch in Ordnung. Beim EBIT und beim Reingewinn hätten einmalige Erträge im Gesamtbetrag von 291 Millionen Dollar geholfen. Dem verantwortlichen Experten zufolge ist die Ergebnisqualität eher auf der schwachen Seite anzusiedeln. Er hält deshalb am "Hold" lautenden Anlageurteil sowie am Kursziel von 22 Franken fest.

Eher verteidigende Töne schlägt man bei JP Morgan an. Den Amerikanern zufolge macht der starke Eingang grösserer Aufträge die leichte Enttäuschung beim operativen Gewinn wieder wett. Auch bei der Umsatzzusammensetzung macht der verantwortliche Analyst positive Verschiebungen aus. Noch stuft er die Aktie mit "Neutral" und einem Kursziel von 23,50 Franken ein.