Einmal mehr wartet Adecco mit einem durchzogenen Zahlenkranz auf. Während der Westschweizer Stellenvermittler die Erwartungen im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2015 beim Umsatz sowie beim Bruttogewinn übertrifft, verfehlt er diese auf den Stufen bereinigter operativer Gewinn (EBITA) und Reingewinn klar.

Das organische Umsatzwachstum hat sich im zurückliegenden Quartal zwar auf 4 Prozent beschleunigt. Analysten waren jedoch von einem Wachstum von 4,5 Prozent ausgegangen. Umsatz und Bruttogewinn fallen nur dank positiven Wechselkursverschiebungen höher als erwartet aus. Ob das ausreicht, um das mittelfristige Ziel einer operativen Marge (EBITA) von mindestens 5,5 Prozent erreichen zu können, bleibt fraglich.

Es überrascht daher nicht, dass die Aktie von Adecco an der Schweizer Börse SIX zur Stunde um 3,2 Prozent auf 79,65 Franken fällt. Zuvor wurden sogar Kurse um 79,10 Franken bezahlt. Beobachter berichten dabei von grösseren Abgaben aus dem Ausland.

Wie realistisch ist das Margenziel?

Adecco komme nicht richtig auf Touren, schreibt die Zürcher Kantonalbank als Reaktion auf das vorliegende Ergebnis. Entgegen den Erwartungen habe sich das organische Wachstum nicht beschleunigt und bleibe zudem hinter der Entwicklung anderer Konkurrenten wie Manpower und Randstad zurück. Damit das Ziel einer operativen Marge (EBITA) von über 5,5 Prozent erreicht werde, müsse die Marge in der zweiten Jahreshälfte höher als 6,2 Prozent liegen. Im Kommentar lässt der Verfasser die Leser wissen, dass dies eine sehr sportliche Vorgabe sei. Der Analyst bezeichnet den Zahlenkranz als leicht negativ und hält am "Marktgewichten" lautenden Anlageurteil für die Aktie fest.

Auch sein für Vontobel tätiger Berufskollege hegt gewisse Zweifel an der Erreichbarkeit des Margenziels. Um dieses erreichen zu können, sei im zweiten Halbjahr eine Wachstumsbelebung notwendig. Er selber rechnet auf das Gesamtjahr betrachtet mit einer operativen Marge von 5,4 Prozent, was geringfügig unter der Zielvorgabe von Adecco liegt. Der Analyst stuft die Aktie vorerst mit "Hold" und einem Kursziel von 76 Franken ein.

Erste Rückstufung für die Aktie trifft ein

Bei Baader Helvea findet man sichtlich Gefallen an der Wachstumsbelebung in Europa. Sowohl in Frankreich als auch in Deutschland habe sich das Wachstum im zweiten Quartal beschleunigt, so der Analyst. Allerdings sei das Unternehmen in Nordamerika ausgebremst worden, habe sich das organische Wachstum sequenziell doch von 5 auf 2 Prozent verlangsamt. Die Aktie wird bei Baader Helvea dennoch mit einem Kursziel von 82 Franken zum Kauf empfohlen.

Der für J. Safra Sarasin tätige Analyst wirft nach dem durchzogenen zweiten Quartal sogar das Handtuch auf seiner Kaufempfehlung für die Aktie von Adecco und stuft diese von "Buy" auf "Neutral" herunter. Vor dem Hintergrund der Wachstumsverlangsamung in Nordamerika hält er das firmeneigene Margenziel für zu ambitioniert.