Sie gelten als die Architekten des fremdfinanzierten Aktienrückkaufprogramms im Sommer vor drei Jahren, nun verlassen sie überraschend ihren Arbeitgeber Adecco: CEO Patrick de Maeseneire und Finanzchef Dominik de Daniel.

Obschon der in Chéserex beheimatete Stellenvermittler ein ansprechendes Quartalsergebnis vorlegt und die Markterwartungen sowohl beim operativen Gewinn (EBITA) als auch beim Reingewinn deutlich übertreffen kann, wiegt der personelle Aderlass schwer.

An der Schweizer Börse SIX verliert die Adecco-Aktie zur Stunde 6,3 Prozent auf 69,95 Franken. Im Laufe des Vormittags fiel der Kurs vorübergehend auf 69,35 Franken.

DMaeseneire und de Daniel hätten bei Adecco signifikant zum Erfolg der letzten Jahre beigetragen und seien in Anlegerkreisen hoch angesehen, schreibt die Bank Vontobel in einem Kommentar. Der personelle Aderlass werde sich kurzfristig negativ auf die mit "Hold" und einem Kursziel von 80 Franken eingestufte Aktie auswirken, so ist sich der Analyst sicher.

Starkes erstes Quartal, aber...

In die selbe Kerbe schlägt auch der für die Zürcher Kantonalbank tätige Berufskollege. Wie er schreibt, könnten die guten Quartalszahlen etwas überschattet werden, da der zurücktretende CEO bei den Investoren einen sehr guten Ruf habe. Die interne Nachfolge sorge allerdings für Kontinuität. Auch bei der Zürcher Kantonalbank wird die Aktie nur mit "Marktgewichten" eingestuft.

Auch bei Baader Helvea bedauert man den Rücktritt des Erfolgs-Gespanns von CEO und Finanzchef. Die Personalrochade komme überraschend und sei ein grosser Verlust für das Unternehmen. Beide Schlüsselpersonen seien massgeblich am Erfolg der letzten Jahre beteiligt gewesen. Allerdings verfüge der neue CEO Alain Dehaze über einen guten Leistungsausweis. Die Aktie wird daher mit einem Kursziel von 84 Franken zum Kauf empfohlen.

...der Teufel steckt im Detail

Wie der Analyst der Bank Vontobel schreibt, übertrifft das Resultat die Erwartungen. Zwar liege das organische Umsatzwachstum mit 3,4 Prozent etwas hinter den Konsensschätzungen von 4 Prozent zurück. Schuld daran sei der organische Wachstumsrückgang im Schlüsselmarkt Frankreich, welcher von Deutschland nicht vollumfänglich wettgemacht werden konnte.

Die Bruttomarge sei im Jahresvergleich um 50 Basispunkte auf 19,1 Prozent gesteigert worden. Geholfen habe eine Margenverbesserung im Geschäft mit temporären Arbeitskräften, so der Analyst. Doch auch ein einmaliger Effekt in Frankreich habe 10 Basispunkte zur Bruttomarge beigetragen. Auf den Stufen EBITA und Reingewinn seien die Erwartungen deshalb klar übertroffen worden.

Ähnlich liest sich der Kommentar aus dem Hause J. Safra Sarasin. Der Verfasser findet sichtlich Gefallen an der Gewinnentwicklung. Das erste Quartal sei trotz einem Umsatz im Rahmen der Erwartungen sehr solide ausgefallen und bestätige, dass das Unternehmen auf einem guten Weg in Richtung des eigenen Ziels für die EBITA-Marge sei. Der Analyst empfiehlt die Aktie wie bis anhin zum Kauf.

Einige verteidigende Kommentare

Etwas vorsichtiger ist der für Kepler Cheuvreux tätige Berufskollege. Er relativiert die positive Gewinnüberraschung damit, dass auf Stufe des Bruttogewinns einmalige Faktoren beigetragen hätten. Im Zusammenhang mit der Ungewissheit rund um die Abgänge in der Geschäftsleitung hält er den Kursrückgang für gerechtfertigt. Er stuft die Aktie mit "Hold" und einem Kursziel von 82 Franken ein.

Als solide bezeichnet man den Zahlenkranz bei Barclays Capital. Dass der CEO erst im August abtritt, stelle sicher, dass sein Nachfolger sanft eingearbeitet werden könne, so der verantwortliche Experte. Er hält die Aktie weiterhin für vergleichsweise bescheiden bewertet und stuft sie deshalb mit "Overweight" und einem Kursziel von 85 Franken ein.