Dass es keinen Garant auf stetig steigende Aktienkurse gibt, erfahren Anleger wieder einmal dieser Tage. Und sie erfahren es mit einer gewissen Ankündigung. Denn nach monatelang konstant steigenden Indizes innerhalb einer Börsenrallye, die schon fast neun Jahre dauert, muss es mal zu Rückschlägen kommen wie in der letzten Woche und am Montag. 

Marktakteure sind erstaunt über das Tempo der Zinsanstiege an den Obligationenmärkten. Die äusserst robust ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten am Freitag verunsicherten die Anleger noch mehr. Sie befürchten, dass dies ein Vorbote für eine anziehende Inflation sei und zu schnelleren Zinserhöhungen führen könnte.

"Lange waren niedrige Zinsen die Droge der Börsen. Diese wird dem Aktienmarkt jetzt mehr und mehr entzogen", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners zu Reuters. Für einige Anlagestrategen ist es bereits ausgemacht, dass die US-Notenbank Fed die bei 1,25 bis 1,5 Prozent liegenden Leitzinsen in diesem Jahr vier Mal erhöht und nicht bloss dreimal wie bislang signalisiert. Andere Beobachter glauben eher nicht, dass die Fed mit einer strafferen Geldpolitik auf eine steigende Inflation reagiert. 

4 Prozent verlor der Dow Jones in der letzten Woche, davon alleine 2,5 Prozent am Freitag. Auch am Montag steht er nach Handelseröffnung im Minus. Der Swiss Market Index verliert am Montag bis 1,4 Prozent nach einem Wochenverlust von 3,1 Prozent. 

Anleger sollten jedoch die fundamentalen Rahmenbedingungen für die Aktienmärkte nicht verlieren, schreibt die St. Galler Kantonalbank. Die wirtschaftliche Entwicklung in den USA und in Europa gebe den Aktienkursen einen stabilen Boden. Eine gute Wirtschaftslage sei eine gute Grundlage für weiter steigende Gewinne der Firmen. Zudem sei die weltweite Geldpolitik weiterhin wirtschaftsfördernd.

Renditestand der US-Obligationen genau verfolgen

"Die Angst vor einem deutlich schnelleren Zinsanstieg durch die Fed ist unbegründet", so die Experten der St. Galler KB weiter. Dafür brauche es stärkere Anzeichen, dass die Inflation stärker zunehme. "Die Luft an den Börsen auf den bereits hohen Niveaus ist aber dünner geworden." Entsprechend nervöser seien die Anleger. "Mit grösseren Schwankungen in den Kursen als im letzten Jahr ist weiterhin zu rechnen. Ein Ausstieg aus den Aktienmärkten drängt sich aber nicht auf."

Gar als "gesund" wird die markante Korrektur an den Börsen von der Credit Suisse angesehen. Für die zweitgrösste Schweizer Bank sind Aktien weiter die zu bevorzugende Anlageklasse. Die aktuelle Schwäche sollte als Einstiegsmöglichkeit gesehen werden.

Allerdings warnt ein Fondsmanager von BNP Paribas Asset Management gegenüber der Agentur Dow Jones stellvertretend für viele Börsenbeobachter davor, dass Anleger bei Rücksetzern zu schnell wieder einsteigen. Dies gelte vor allem bei Aktien aus dem Technologiesektor. Diese seien im vergangenen Jahr kursmässig der Gewinnentwicklung enteilt und stellten trotz Korrektur noch keine Schnäppchen dar.

Und auch die Credit Suisse hebt den Warnfinger, aber in anderer Hinsicht: Sollten die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen einen Stand von etwa 3,05 Prozent übersteigen, dann könnte dies zu einem "bedeutenden Thema" für die Aktienmärkte werden, die dann deutlicher korrigieren könnten. Die Rendite der US-Bonds ist jüngst auf ein Vier-Jahres-Hoch von 2,8 Prozent angestiegen und hat damit bereits das obere Band der Schätzungen der CS für das Jahr 2018 erreicht.

Andere Marktexperten dagegen sind recht pessimistisch: Tony James, Chief Operating Officer bei der Private-Equity-Firma Blackstone, sagte gegenüber dem TV-Sender CNBC, dass der US-Index S&P 500 in diesem Jahr 10 bis 20 Prozent verlieren könnte. Gemessen an den bisherigen Verlusten in diesem Jahr könnten US-Aktien also noch weitere 15 Prozent fallen.