In absoluten Zahlen hinkt der Stoxx 600 dem amerikanischen S&P 500 etwas hinterher. Während der europäische Index dieses Jahr seinen Stand um 20 Prozent steigern konnte, summieren sich die Kursgewinne des US-Börsenbarometers auf 23 Prozent.

Ein weiterer Unterschied ist: Während in den USA die Aktien seit fast zehn Jahren im Steigen begriffen sind und die New Yorker Indizes ein Rekordhoch nach dem andern feiern, kann der volatilere Stoxx 600 den grössten Jahresgewinn seit 2009 verbuchen. Er steht ebenfalls auf einem Rekordhoch. Der Vorteil für die Europäer ist allerdings eine niedrigere Bewertung.

Der S&P 500 ist allerdings tech-lastig. Er wird also von Aktien dominiert, die teilweise hoch bewertet sind. Apple allein hat 9,4 Prozent zur Performance des Index’ beigetragen, gefolgt von Microsoft mit 7,2 Prozent.

Nestlé ist Performance-König im Stoxx 600

Beim Stoxx 600, der auch Schweizer Aktien enthält, machte keine Aktie mehr als 5,5 Prozent des Kursanstiegs aus, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg errechnet hat. Und dieser grösste Treiber ist just der bekannt defensive Titel des Westschweizer Nahrungsmittelmultis Nestlé.

Unter den Stoxx-600-Top-Ten sind zwei Tech-Aktien, die niederländische und deutsche Softwarefirma ASML und SAP.  Zu den grossen Namen im Index gehören aber vor allem Roche, Novartis und AstraZeneca: Alles Pharmaunternehmen, für die 2019 an der Börse äusserst erfolgreich verlaufen ist und bei denen es sich um klar defensive Investments handelt.

Eine starke Stellung im Stoxx 600 hat aber auch der Luxusgüterkonzern Louis Vuitton Moët Hennessy, kurz LVMH, der im Gegensatz zu den Schweizer Branchennachbarn Richemont und Swatch dieses Jahr enorm gut läuft: Das Kursplus des französischen Konzerns beläuft sich auf 55 Prozent. Richemont schaffte immerhin noch 16 Prozent, der Kurs der Swatch-Aktie ist im Vergleich zum Jahresanfang in etwa unverändert. 

Zur Rallye des Stoxx 600 haben aber auch die niederländische ASML beigetragen, der weltweit grösste Anbieter von Lithographiesystemen für die Halbleiterindustrie, oder der deutsche Softwarekonzern SAP. Erwähnenswert mit einem Anteil des Index-Kursanstiegs von knapp unter 2 Prozent sind auch Airbus, Linde und Allianz.

Anleger könnten Europa bevorzugen

Wichtiger ist aber aus Sicht von Marktbeobachtern, dass der defensiver ausgerichtete Stoxx 600 gegen Rückschläge gut gewappnet ist. Besser jedenfalls als der S&P 500: Ein neuerlicher Ausverkauf von Tech-Aktien würde den US-Index stärker treffen. So fiel der US-Index im vierten Quartal 2018, als Tech stark unter Druck stand, um 15 Prozent. Beim Stoxx 600 waren es nur gut 6 Prozent.

"Europa ist Tech sehr begrenzt ausgesetzt", zitiert Bloomberg den Anlagechef des Tessiner Vermögensverwalters Colombo Wealth, Alberto Tocchio. Setze der Markt den Kurs fort, auf überraschend positive Wirtschaftszahlen weitere Kursgewinne folgen zu lassen, setze dies Europa in den Vorteil. "Der fragmentierte Markt könnte Anleger Europa gegenüber den USA bevorzugen lassen", so Tocchio.