Der Jahresauftakt an den Börsen ist definitiv gelungen. Der breite Swiss Performance Index (SPI) weist seit Jahresbeginn ein Plus von beinahe 8 Prozent auf. Gar 8,8 Prozent steigt der SPI extra empor. Dieser klammert alle 20 Firmen aus dem Swiss Market Index (SMI) aus und fokussiert sich auf die kleineren und mittelgrossen Werte.

Es ist auch der SPI extra, der im Vorjahr am deutlichsten an Boden verlor und mit beinahe minus 20 Prozent im Gesamtjahr 2018 gar die Schwelle zum Bärenmarkt erreichte. Die Kursentwicklung seit Anfang 2018 zeigt den Einsturz, aber auch die eingeleitete Gegenbewegung im neuen Jahr:

Kursentwicklung SPI extra seit Anfang 2018, Quelle: cash.ch

"2018 waren Anleger viel zu euphorisch", sagt Mirabaud-Fondsmanager Paul Schibli auf cash-Anfrage. Nach der Euphorie kam es zum Kurseinbruch, da die hohen Erwartungen nicht mehr erfüllt werden konnten. Nun sei es genau umgekehrt, man sei vorsichtig bis sogar depressiv. Und Schibli fügt an: "Das ist das bessere Umfeld, um in Aktien zu investieren."

Das globale Wachstum verlangsamt sich derzeit, das ist unbestritten. Daten des Münchener Ifo-Instituts vom Montag haben gar gezeigt, dass das Weltwirtschaftsklima auf den tiefsten Stand seit sieben Jahren gefallen ist (cash berichtete). Die grosse Frage ist nur, ob dies gar in einer Rezession münden wird, oder ob es sich nur um eine vorübergehende Verlangsamung handelt. Ist ersteres der Fall, dürften die Aktien bald wieder fallen, bei letzterem hingegen ist eine Fortsetzung der Erholung denkbar.

Zykliker und Industrietitel im Trend

Schibli glaubt, dass eine Rezession ausbleiben wird. Daher sieht er noch Potenzial bei Aktien: "Der Brexit dürfte entweder geordnet vonstatten gehen oder verschoben werden, das wird die Aktienmärkte daher nicht mehr belasten. Und im Handelsstreit China-USA gehen wir von einer Lösung aus, da keiner Interesse an einem längeren Disput hat", so der Experte für kleinere und mittlere Aktien. Er setzt derzeit in seinem Fonds ganz klar auf Wachstum, mit Zyklikern und Industriewerten im Fokus. Einzig bei den Bereichen Technologie und Auto ist er noch etwas vorsichtig, da dort die Probleme seiner Meinung nach etwas länger andauern könnten.

Ähnlich aber nicht ganz gleich sieht dies Martin Lehmann, Fondsmanager und CEO bei 3V Asset Management. Zwar glaubt er nicht, dass es an der Börse im gleichen Tempo wie im Januar weiter aufwärts gehen kann. Er rechnet mit einem volatilen Jahr. Im Gespräch mit verschiedenen Firmen habe er jedoch gemerkt, dass man die derzeitige Konjunkturabschwächung eher als temporär ansieht. Er bleibt nach wie vor in Zyklikern investiert, im Gegensatz zu Schibli jedoch mit einem Übergewicht an Technologietiteln, mit dem Computerzubehör-Hersteller Logitech und dem Vakuumventile-Anbieter VAT als grösste Positionen im Depot.

Verändert hat sich Lehmanns Portfolio im letzten Monat kaum, wie er im Gespräch mit cash sagt. Er sei weiterhin voll investiert mit einem geringen Cash-Bestand. Zugekauft hat er jüngst nur einen Titel: Valora. Der Kioskkonzern bietet eine steuerfreie Dividendenrendite von beinahe 5 Prozent, ausserdem könnte der Kurs noch etwas ansteigen, wenn sich das Gerücht einer möglichen Übernahme durch die Migros oder Coop konkretisieren sollte. Die Valora-Aktie hat in diesem Jahr bereits 18 Prozent zugelegt, ist aber noch immer 25 Prozent tiefer als vor einem Jahr.

Keine defensive Werte zugekauft

Auch im Portfolio "Reichmuth Pilatus" von Silvan Betschart hat sich im Januar wenig getan. Im Dezember habe man hingegen Titel mit eher defensivem Charakter wie Tecan verkauft. Unter den letzten Zukäufen seien Bobst und Dätwyler gewesen. "Bei Bobst glauben wir, dass das Verfehlen der EBIT-Guidance mehrheitlich auf temporären Problemen beruht", so Betschart. Bei Dätwyler sieht er mit dem Bereich Technical Components zwar ein Sorgenkind. Hier erwartet er jedoch einen Verkauf dieser Sparte, sollte der Turnaround nicht bald gelingen. Beide Aktien haben 2019 bisher überdurchschnittlich performt, mit plus 12 Prozent bei Bobst und sogar plus 18 Prozent bei Dätwyler.

Generell sind Fondsmanager trotz des eingetrübten Umfelds erstaunlich positiv. Bei der Recherche nach jüngsten Zukäufen bei Schweizer Small- und Mid Caps-Fonds ist cash auf weitere überwiegend zyklische Titel gestossen, während keine defensiven Werte auftauchten. Erworben wurden etwa Titel von Partners Group, Straumann, Schindler oder Vifor Pharma.

Bei Partners Group haben sich gleich mehrere Fondsmanager bedient. Die Private-Equity-Gesellschaft aus Cham wächst ordentlich und kann dank der üppigen Kapitalausstattung auch regelmässig die Dividende erhöhen. Die Aktie gilt als qualitativ bester Schweizer Dividendentitel, wie cash Ende Januar aufzeigte.

Der Fondsmanager, der die Bargeld-Quote erhöht hat

Trotz dem über weite Strecken positiven Grundton unter Fondsmanagern gibt es auch Skeptiker. Ein solcher ist etwa Hilmar Langensand von zCapital. Die Nachrichten rund um die Verhandlungen zwischen China und USA würden die Märkte wohl noch den ganzen Februar beschäftigen, steht im jüngsten Fondsbericht des Swiss Small & Mid Caps Funds. "Wir bezweifeln deshalb, dass sich die Januarbörsenrally in gleichem Masse fortsetzen wird. Für weitere Zukäufe warten wir tiefere Kurse ab."

Dass das nicht nur leere Worte sind, zeigt ein Blick auf die Portfoliobewegungen des erwähnten Fonds: Gegen Monatsende wurde die Liquidität erhöht. Zahlreiche Positionen wurden dabei reduziert: Baloise, BKW, PSP, Kühne+Nagel, Dätwyler, Valora und VZ Holding. Besonders ins Auge springt hier Valora, die anderswo, wie gesehen, jüngst den Weg ins Depot gefunden haben.

Hervorzuheben ist darüber hinaus die Baloise-Aktie, die auch von anderen Fondsmanagern im vergangenen Monat teilweise abgestossen wurde. Der Versicherer gilt als zuverlässiger Dividendenzahler, sticht im Vergleich zu seinen Mitbewerbern aber weder positiv noch negativ heraus. Mit plus 14 Prozent war die Wertzunahme der Aktie seit Jahresbeginn für einen defensiven Titel aussergewöhnlich hoch, Gewinnmitnahmen dürften daher das Hauptmotiv für diese Verkäufe gewesen sein.

Redaktionelle Mitarbeit: Ivo Ruch.