Sie sind teils umstritten, werden mitunter auch "Geier", "Heuschrecken", "Raider" oder "Raubtiere" genannt: Aktivistische Investoren, die sich an börsenkotierten Firmen beteiligen und dem Management ihre Ideen aufzuzwingen versuchen. Oft spannen sie auch die Medien für Ihre Anliegen ein. Die Aktivisten hören dann oft den Vorwurf, dass sie bloss an einer kurzfristigen Wertsteigerung ihres Investments interessiert sind und beim Ausstieg eine "ausgehöhlte" Firma hinterlassen.

Doch diese Sichtweise greift zu kurz: Aktivistische Investoren nisten sich in der Regel dort ein, wo sie operative, strategische oder finanzielle Fehlleistungen einer Firma orten. Sie sehen brach liegendes Potenzial und glauben daran, mit ihren Vorschlägen und Ideen das Ruder wieder herumreissen zu können. Gelingt die Wende, kommt dies schlussendlich der Firma als Ganzes und allen Aktionären zu Gute.

Auch Schweizer Firmen sind immer wieder das Ziel aktivistischer Investoren. Bei ABB hat Artisan Partners etwa erfolgreich die Absetzung von CEO Ulrich Spiesshofer und den Verkauf der Stromnetzsparte durchgesetzt. Gefordert wird nun eine weitere Zerschlagung des Konzerns in zwei oder sogar drei separate Unternehmen.

Erfolgreich war auch die Schweizer Investmentgesellschaft Veraison beim darbenden Kommunikationsspezialisten Ascom. Dort trat CEO Holger Cordes kürzlich unter dem Druck von Veraison zurück. Geprüft werden nun alle strategischen Optionen inklusive einem Verkauf des Unternehmens. ABB und Ascom verbindet eines: Ein über lange Zeit schlechter Aktienkurs.

Schauen Sie dazu auch das Video-Interview mit Jeannine Pilloud, Präsidentin und CEO bei Ascom 

Neben diesen beiden Beispielen gibt es zahlreiche weitere Firmen, wo "Aktivisten" die letzten Jahre ihre Finger im Spiel hatten. Nestlé, AryztaBB BiotechClariantComet, GAMMeyer BurgerPanalpina, RieterZehnder und Zur Rose sind einige davon. 

Lahmende Schweizer Firmen mit entsprechend schlechtem Aktienkurs gibt es in der Schweiz einige. Sie könnten durchaus "Aktivisten" anlocken. cash hat sich bei Branchenexperten herumgehört. Dabei sind folgende Namen gefallen:

U-Blox

Der Chiphersteller U-Blox war einst ein Börsenüberflieger. Die Technologie der Thalwiler findet im Bereich Internet der Dinge ihre Verwendung, das Trendthema schlechthin. Doch die Aktie ist seit einiger Zeit stark unter Druck: Allein in den letzten 52 Wochen hat sich der Kurs mehr als halbiert. Seit dem Allzeithoch im August 2016 bei 249 Franken ist die Aktie gar um 75 Prozent eingebrochen. 

Mehrfach hat U-Blox die Erwartungen verfehlt und musste die Ziele runterschrauben. Vieles davon hat mit dem Handelsstreit und der schlechten Branchenstimmung im Allgemeinen zu tun. Doch: Unter Investoren schwindet langsam auch das Vertrauen in die Führung um Thomas Seiler, der bereits seit 2002 CEO ist. Frischer Wind durch einen fordernden Aktionär könnte einen neuen Drive in die Firma bringen. 

Oerlikon und Sulzer

Für aktivistische Investoren sind Einstiege dort am einfachsten, wo es verkaufswillige Grossaktionäre gibt. Realistische Ziele sind daher die beiden Industriefirmen OC Oerlikon und Sulzer. Denn: Der russische Hauptaktionär Viktor Vekselberg musste vor einem Jahr aufgrund von US-Sanktionen seine Beteiligungen deutlich reduzieren.

Möglich, dass er deshalb - und auch aufgrund der schwachen Kursperformance seiner Investments - langsam die Nerven verliert und einen Teil seines Aktienpakets in die Hände eines fordernden Investors übergeben möchte. OC Oerlikon und Sulzer besitzen auf operativer Ebene grundsätzlich gute Perspektiven, sie haben an der Börse mit minus 37 beziehungsweise minus 27 Prozent in den letzten 52 Wochen allerdings stark enttäuscht. 

UBS und Credit Suisse

Mitte August fiel die UBS-Aktie zwischenzeitlich auf unter 10 Franken. So tiefe Kurse gab es bei der Grossbank seit sieben Jahren nicht mehr. Wie der cash Insider Anfang August spekulierte, könnten sich nun ein oder mehrere Finanzinvestoren bei den tiefen Kursen bei der UBS einnisten. Das geschah bereits schon. Aber sowohl der Hedgefonds Knight Vinke wie auch "Shareholder Activist" Rudolf Bohli scheiterten mit ihren Forderungen. Beide zogen sich wieder zurück.

Bohli gab dann 2017 eine Beteiligung von 0,2 Prozent bei der Credit Suisse (CS) bekannt - mit der Forderung, dass die Bank aufgespalten werde. Wie bei der UBS darbt auch der Aktienkurs der CS seit Jahren - trotz der Fortschritte, welche die Bank unter CEO Tidjane Thiam erreicht hat. Aber auch bei der CS zog sich Bohli Anfang des letzten Jahres offenbar wieder zurück. Das zeigt: Aktivistische Investoren haben die Schweizer Grossbanken seit Jahren im Visier. Aber um bei den Banken etwas zu bewegen, müssten schwerere Kaliber her als Knight Vinke oder Rudolf Bohli.

Basilea und Evolva

Die beiden Biotechfirmen Basilea und Evolva haben es noch nicht geschafft, schwarze Zahlen zu schreiben. Dabei sollte es bei Basilea nach Ankündigungen der damaligen Geschäftsleitung ursprünglich bereits 2011/12 soweit sein. Nun soll Basilea 2021 einen Gewinn schreiben. Der Aktienkurs sackte kürzlich auf den tiefsten Stand seit Ende 2011.

Auch bei Evolva läuft nicht alles nach Plan: Zwar konnte mit dem Cola-Cola Zulieferer Cargill ein Lizenzvertrag für den eigens entwickelten Süssstoff Stevia abgeschlossen werden. Doch wurde dieser von einigen Beobachtern als unvorteilhaft für Evolva angesehen, da ihnen nur "Brosamen" des Ertrags blieben. 

Ein Fondsmanager kritisiert gegenüber cash die Strukturen der beiden Firmen. Ein kompetenter "Aktivist" könnte hier einige Verbesserungen anstossen. Bei Evolva ist übrigens bereits etwas in diese Richtung im Gange: Cologny Advisors ist seit einiger Zeit mit 5 Prozent beteiligt. Der britische Hedgefonds hält sich bislang jedoch mit lautstarken Forderungen zurück. Zumindest gegen aussen.

Redaktionelle Mitarbeit: Marc Forster.