"Die Ausbreitung des Coronavirus und die Reaktionen der Regierungen sind ein Belastungsfaktor", sagt Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Gleichzeitig wachse wegen des Tauziehens um ein neues Konjunkturprogramm und den nahenden Präsidentschaftswahlen in den USA die Nervosität. "Ausserdem befinden wir uns mitten in der Bilanzsaison. Zählt man noch den Brexit hinzu, gibt es mehr als genügend Gründe für eine anhaltende Seitwärtsbewegung der Kurse."

In der abgelaufenen Woche büsste der Swiss Market Index vor allem wegen der Furcht vor neuen Lockdowns zur Eindämmung der Corona-Pandemie 1,8 Prozent ein. Der Dow Jones in den USA gab 0,8 Prozent nach, der deutsche Dax 2 Prozent. In Asien lief es besser: Der Nikkei in Japan legte 0,5 Prozen tzu, der Hang Seng in Hongkong 2,2 Prozent.

"Hochfrequente Echtzeitdaten belegen bereits jetzt, dass der dynamische und nahezu V-förmige Teil der Erholung hinter uns zu liegen scheint", sagte Anlagestratege Felix Herrmann vom weltgrössten Vermögensverwalter Blackrock. "Die Aussichten für das letzte Quartal dieses Jahres sind entsprechend trüber."

In den USA ringen die oppositionellen Demokraten und die Republikaner von Präsident Donald Trump weiter um einen Kompromiss für neue Konjunkturhilfen. Börsianer bezweifeln aber, dass sie bis zur Präsidentschaftswahl am 3. November einen Durchbruch erzielen. Dieser Termin mache Investoren ohnehin nervös, sagte Mark Dowding, Chef-Anleger des Vermögensverwalters BlueBay. "Es scheint Sorge aufzukommen, dass das Rennen in den Swing-Staaten unentschieden ausgehen könnte", erläuterte Dowding mit Verweis auf die US-Bundesstaaten, die nicht als sichere Bank für die Demokraten oder die Republikaner gelten. Sie bilden oft das Zünglein an der Waage.

Viele neue Quartalszahlen

Auch beim Brexit wird ungeachtet britischer Drohungen mit einem harten Bruch mit der EU weiter verhandelt. "Die britische Wirtschaft könnte eine Doppelbelastung aus Pandemie und No-Deal-Brexit nur schwer stemmen", warnen die Experten vom Vermögensverwalter Brandywine.

Die Führung der Europäischen Zentralbank (EZB) berät am Donnerstag über ihren Kurs in der Corona-Krise. Experten gehen davon aus, dass die Währungshüter vorerst an ihrer Geldpolitik festhalten werden. Wegen der grassierenden Pandemie würden erneute Zinssenkungen und eine Ausweitung der Wertpapierkäufe eher früher als später wieder auf die Tagesordnung kommen.

In der neuen Woche geben weitere Unternehmen Quartalszahlen bekannt. In der Schweiz sind dies unter anderen Novartis (Dienstag), Credit Suisse, Swisscom, Geberit (Donnerstag) sowie LafargeHolcim (Freitag). In den USA öffnen die Technologie-Giganten Amazon, Apple, Facebook, Microsoft sowie die Google-Mutter Alphabet ihre Bücher.

US-Konsumausgaben am Freitag

Bei den Konjunkturdaten richtet sich die Aufmerksamkeit der Anleger auf die US-Konsumausgaben am Freitag. Die Kauflaune der dortigen Verbraucher gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.

Diesseits des Atlantik gibt der Ifo-Index am Montag Auskunft über die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen. Die wegen der Pandemie wieder verschärften Restriktionen dürften sich hier niederschlagen, prognostiziert Commerzbank-Analyst Christoph Weil. Vergleichbare Daten auf europäischer Ebene folgen am Donnerstag. Dann wird auch der Index für das Verbrauchervertrauen veröffentlicht.

(Reuters/cash)