Kaum ein Analyst hätte am Mittwoch vor Börseneröffnung einen Pfifferling auf die Inhaberaktie und den Genussschein von Roche gewettet. Wegen des leicht schlechteren Ausblicks hatten fast alle Marktbeobachter eine negative Marktreaktion erwartet. Doch es kam anders. Der Genussschein von Roche steigt an der SIX fast 2 Prozent.

Roche-Finanzchef Alan Hippe hat eine einfache Erklärung. "Unser Ausblick wird besser interpretiert, als dies die Märkte angenommen hatten", wie er im cash-Video-Interview am Rande der Roche-Jahresmedienkonferenz in Basel sagt. Und sicher hätten auch die Gewinne der US-Pharmaaktien am Dienstag geholfen.

Roche hatte am Mittwochmorgen bekanntgegeben, dass der bereinigte Gewinn je Aktie im 2017 etwa wie der Umsatz anziehen soll. Damit war der Basler Konzern etwas weniger zuversichtlich: In den vergangenen Jahren war der Gewinn wie angepeilt jeweils noch stärker angezogen als der Umsatz.

Doch wahrscheinlich erinnern sich die Investoren am Mittwoch daran, dass Roche generell eher zur Übervorsicht neigt beim "Outlook". Und sie stellen die Jahreszahlen von Roche wohl auch denen von Novartis gegenüber.

Mit einem Konzerngewinn von 9,7 Milliarden Franken (plus 7 Prozent) und einem Umsatz von 50,6 Milliarden Franken (plus 5 Prozent) stellte Roche nämlich die Lokalrivalin in den Schatten, deren Geschäft im vergangenen Jahr schwächelte. Novartis musste 2016 ein Umsatzminus von 2 Prozent und einen Rückgang des Reingewinns von 5 Prozent verkraften. Die Aktie von Novartis notiert am Mittwochnachmittag denn auch leicht negativ.

Pharma-Aktien im Minus

Dennoch performte die Aktie von Novartis in den letzten zwölf Monaten mit einem Minus von 8 Prozent etwas besser als der Genussschein von Roche (minus 12 Prozent). Von seinem Allzeithoch im Januar 2015 hat der Roche-Genussschein fast 20 Prozent eingebüsst. Der Druck lastet auf der gesamten Pharmabranche. Gründe dafür sind ablaufende Patente sowie Sparzwang und Kostendruck im Gesundheitswesen. Auch das unklare Vorgehen des US-Präsidenten Trump im Gesundheitsbereich und damit mögliche Preisdeckelungen in den USA lasten auf den Pharmaaktien.

Den Roche-Jahresausblick, der bei Investoren etwelche Irritationen ausgelöst hatte, erklärt Hippe mit Investitionen im Marktstart von neuen Medikamenten, die das Ergebnis schmälern könnten. In weniger als einem Jahr brachte Roche vier neue Medikamente auf den Markt. Ausserdem hat Roche von der US-Arzneimittelbehörde FDA für fünf Indikationen ihrer Medikamente den Status eines Therapiedurchbruchs erhalten.

"Wir sehen einige Risiken für das Jahr 2017. Vier Produkte, die bereits eingeführt wurden, müssen im Markt unterstützt werden. Zwei weitere kommen 2017 dazu. Das schlägt sich kostenmässig nieder", sagt Hippe zu cash.ch.  "Wir werden zudem einen härteren Wettbewerb haben bei zwei unserer drei Kernprodukte. Aber insgesamt schauen wir zuversichtlich ins Jahr." 

Hauptwachstumsträger 2016 waren die Krebsmedikamente Perjeta und Herceptin sowie Actemra/RoActemra. Die tieferen Umsätze bei Pegasys, Tarceva und Lucentis verlangsamten das Wachstum etwas.

Im cash-Video-Interview äussert sich Hippe auch zur Lage der Pharmakonzerne in den USA mit Präsident Donald Trump und zur Höhe der Roche-Dividende.