Ungeachtet der Antwort auf die Frage, ob die jüngste Korrektur bei den Tech-Werten ein Abbild einer platzenden Aktienmarktblase ist oder nicht, sollte jeder Anleger sein Portfolio diversifizieren. Dafür bieten sich neben Aktien insbesondere inflationsgeschützte Vermögenswerte wie Immobilien, edle Weine, Briefmarken, Kunst oder Gold an.

Während Immobilien und Gold aber auch Kunst vielfach schon in den Vermögenswerten von Anlegern enthalten ist, gestaltet sich die Investition in edle Weine - wie etwa einem Pinot Noir aus dem Weingut Romanée-Conti - auf den ersten Blick schwierig. Fakt ist, dass namhafte Weine aus besonders guten Jahrgängen schnell ein kleines Vermögen kosten können.

Das Problem bei einer Investion in das berauschende Genussmittel besteht in den meisten Fällen - neben dem benötigten Fachwissen - darin, dass man für die Lagerung des edlen Tropfens eine Infrastruktur, sprich einen Weinkeller, benötigt. Letzteres ist vor allem für viele Stadtbewohner fast ein Ding der Unmöglichkeit.

Digitalisierung löst Infrastruktur-Problem

In Zeiten der Digitalisierung kann der Wein-Liebhaber beziehungsweise Wein-Anleger dieses Infrastruktur-Problem jedoch einfach umgehen. Hierfür bieten Online-Plattformen wie etwa Vinovest die Möglichkeit, einfach und mit wenig Aufwand in Weine zu investieren.

Gegenüber einer jährlichen Gebühr von 2,85 Prozent auf die Investitionssumme lagert Vinovest die über das Portal erworbenen Weine ein und hilft diese dann – falls kein Eigenbedarf besteht - später zu veräussern. Der Clou dabei: Man kann wie bei einer Aktie die Wertentwicklung der erworbenen Weine verfolgen. Vinovest recherchiert und hinterlegt die aktuellen Preise.

Zins in Naturalien

Eine andere Möglichkeit ist, direkt in die Weinherstellung zu investieren. Die  französische Crowdfunding-Plattform Winefunding eröffnet den Anlegern diese Möglichkeit. Dabei bieten sich drei Optionen an: Erstens besteht die Möglichkeit für eine Kapitalbeteiligung an einem Weingut. Dabei wird man Anteilseigner und erhält einen Rabatt auf die Weine des Weingutes. 

Zweitens gibt es sogennante Weinbonds, der Zins wird in physischer Natur ausbezahlt. Die dritte Möglichkeit ist eine Art "Wein-Future", wo der Investor Geld für ein spezifisches Projekt bereitstellt – und das Investment über mehrere Jahre hinweg in Form von Wein zurückgezahlt bekommt.

Doch bei beiden Angeboten spielt die Auswahl vom einzelnen Objekt eine entscheidende Rolle bei der Wertentwicklung. Das heisst: Es sind zwar grosse Wertsteigerungen möglich, doch ein entsprechendes Fachwissen ist schlussendlich vorausgesetzt.

Wein-Aktien - Mehr als eine Spielerei

Wer lieber über die Börse in den Inflationsschutz "Wein" investieren möchte, für den gibt es immer noch die Möglichkeit, in Wein-Aktien zu investieren. Dabei sind vor allem Titel interessant, die wirklich einen substanziellen Teil ihres Umsatzes mit dem Genussmittel Wein machen.

Der grösste börsenkotierte Weinproduzent ist Constellation Brands aus den USA. Der Weinverkauf macht gut 30 Prozent des Gesamtumsatzes von mehr als 8 Milliarden Dollar (2019) aus. Die Constellation-Aktien haben die starken Frühjahresverluste aufgeholt und stehen seit Jahresbeginn knapp 1 Prozent im Plus bei 191,52 Dollar.

Performance der Constellation-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).

Weinliebhabern ist vermutlich der Name "Robert Mondavi" von Constellation geläufig. Doch auch andere bekannte Marken wie "Kim Crawford" gehören zum Sortiment. Und Constellation Brands wagt sich auch in neue Gefilde vor: Das Unternehmen hat vier Milliarden Dollar in den Cannabisproduzenten Canopy Growth investiert – an Mut zum Wachstum fehlt es dem Management also nicht.

Ebenfalls gross und stark im Weingeschäft ist das amerikanische Unternehmen Brown-Foreman. Im letzten Jahr vermochte das Unternehmen mit einer Gewinnspanne von 25 Prozent aufzuwarten. Mit einer solchen Ausgangslage erstaunt es nicht, dass die Aktie dieses Jahr schon 16 Prozent im Plus steht.

Treasury Wine Estates: Trendumkehr nicht in Sicht

Eine etablierte Grösse im Weingeschäft ist der australische Getränkekonzern Treasury Wine Estates. Das Unternehmen ist im Traubenanbau und deren Beschaffung tätig. Das Weinportfolio umfasst sowohl Massen- als auch Luxusmarken. Das bekannteste Label ist Penfolds mit dem Kultwein Grange.

Die Corona-Krise hat dem australischen Wein-Unternehmen arg zugesetzt. Der Reingewinn im Fiskaljahr 2020 (endete im Juni) war um 25 Prozent tiefer als in der Vorjahresperiode. Dementsprechend brach die Aktie in diesem Jahr mit einem Minus 44,1 Prozent geradezu ein – und eine kurzfristige Trendumkehr ist trotz guter Analystenbewertung nicht in Sicht. Die von Bloomberg befragten Analysten sehen einen durchschnittliches Kursziel von 12,7 Australischer Dollar - plus 40 Prozent gegenüber dem aktuellen Preis.

Performance der Treasury-Aktien innerhalb eines Jahres (Quelle: cash.ch).

Die europäische Alternative

Das französische Pernod Ricard ist hauptsächlich wegen zwei Produkten bekannt: Pernod Anise und Ricard Pastis. Zusätzlich verkauft das Unternehmen aber auch Premium-Weine. Beim Spirituosenhersteller hat die Corona-Krise im Ende Juni abgelaufenen Geschäftsjahr weniger Schaden hinterlassen als zunächst befürchet. Trotzdem brach der Umsatz zwischen April und Juni  gegenüber der Vorjahresperiode um mehr als ein Drittel ein.

Der Aktienkurs des Unternehmens hat sich von seinem Märztief bis anhin noch nicht wirklich erholt und steht noch immer 10 Prozent tiefer als zu Jahresbeginn. Die Ratings von den Bloomberg befragten Analysten sind bei neun "Buy", vierzehn "Hold" und einem "Sell". Das duchschnittliche Kursziel beträgt 147,8 Euro, was einem Aufwärtspotenzial von 3,4 Prozent entspricht. 

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