Quer durch die Branchen kaufen Unternehmen wie General Motors, Google und Wal-Mart zunehmend Strom, der von Wind- oder Solaranlagen produziert wird. Daran ändert auch der von US-Präsident Donald Trump ausgegebene Kurs nichts, künftig wieder mehr auf fossile Brennstoffe wie Kohle statt auf grüne Energien zu setzen. Der Grund ist die Aussicht auf niedrigere Energierechnungen.

Die Preise für Solar- und Windstrom fallen dank technologischer Fortschritte und einer weltweit gestiegenen Produktion von Panelen und Turbinen. Berücksichtigt man zudem die staatlichen Förderprogramme und andere Anreize, können die Erneuerbaren Energien für Grosunternehmen durchaus günstiger zu haben sein als traditioneller Strom.

Trump hat zwar den Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen angekündigt. Die Regierung hat aber bislang nichts unternommen, um Anreize auf Bundesebene zur Unterstützung von Erneuerbare-Energien-Projekte zu kappen. Das mag auch daran liegen, dass viele republikanische Kongressabgeordnete aus Bundesstaaten kommen, in denen die Solar- und Windenergiebranche zu wichtigen Arbeitsgebern zählt, etwa in Texas, Oklahoma und Iowa. Auch wenn 2020 auslaufende Steueranreize nicht erneuert werden sollten, sehen Branchenexperten nicht die Gefahr, dass sich die Konzerne automatisch wieder zurückziehen werden. Dazu nähmen sie die Gefahren für ihre Geschäftsmodelle durch den Klimawandel viel zu ernst.

Wachstumsbranche

Vergangenes Jahr unterzeichneten die Konzerne bereits fast 40 Prozent der Verträge zum Bezug von Strom aus Windenergie. 2013 waren es nach Angaben des zuständigen Branchenverbands nur fünf Prozent. Bei grosen Solarprojekten waren es 2016 zehn Prozent - zwei Jahre vorher spielten die Konzerne hier noch gar keine Rolle, wie Zahlen des Dateninstituts GTM Research zeigen.

"Wind- und Solarkosten fallen so schnell, dass das praktikabel wurde", sagt der bei GM zuständige Manager für Erneuerbare Energien, Rob Threlkeld. Der Autoriese spare so weltweit bereits jährlich fünf Millionen Dollar. Bis 2050 will er seinen gesamten Strom aus sauberen Quellen beziehen.

Das Wachstum der Erneuerbaren wird seit Jahren durch die strengen Auflagen zur Senkung der CO2-Emissionen getrieben, besonders in Bundesstaaten wie Kalifornien. Neuere Unternehmen wie der Google-Mutterkonzern Alphabet und Amazon zählten früh zu den grosen Abnehmern. Doch auch Traditionskonzerne mischen mit, seitdem die Preise fallen. Windenergie kostet in den USA nach Verbandsangaben inzwischen zwei Drittel weniger als 2009. Die Kosten zur Einrichtung von Solaranlagen sind demnach seit 2010 um 70 Prozent gefallen. Die Konzerne profitieren auch davon, dass sie langfristige Verträge schliesen können. Besitzer groser Solar- oder Windparks verkaufen Strom an Groskunden zu häufig günstigeren Konditionen als die Versorger.

Grosser Bedarf

Viele Unternehmen produzieren zwar mittlerweile auch ihren eigenen umweltfreundlichen Strom. Doch die Menge reicht oft nicht aus, weshalb sie weiterhin auf andere Produzenten angewiesen sind. Das gilt etwa für Wal-Mart. Der Einzelhändler habe zwar auf den Dächern Hunderter Läden Solarpanele installiert, sagt der stellvertretende Energiebeauftragte des Konzerns, Mark Vanderhelm. Um aber sein Ziel zu erreichen, bis 2025 die Hälfte seines Energiebedarfs aus umweltfreundlichen Quellen zu beziehen, reiche die Dachfläche schlichtweg nicht aus.

Die Nachfrage der Konzerne kommt vor allem Betreibern groser Anlagen zugute, wie Pattern Energy, First Solar und NextEra Energy. Stabilität garantieren die oft zehn bis 20 Jahre laufenden Verträge. Hinzu kommt die staatliche Förderung, die bis zu 30 Prozent eines Projekts ausmachen kann.

Seit 2014 sind fast 100 Weltkonzerne eine Partnerschaft mit The Climate Group eingegangen, einer Nichtregierungsorganisation, die sich für die Reduzierung umweltschädlicher Treibhausgase einsetzt. Die Unternehmen verpflichten sich, zu 100 Prozent auf Erneuerbare Energie umzusteigen. Jeden Monat schliesen sich nach Angaben der Gruppe etwa zwei weitere Unternehmen dem Projekt an.

Viele grose Firmen bleiben aber ausen vor, weil sie etwa keine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie haben oder die Verträge mit den Betreibern zu langfristig sind, wie aus einer Studie von PricewaterhouseCoopers hervorgeht. Kleine und mittelgrose Unternehmen verbrauchen oft nicht genug Energie, um ähnlich attraktive Verträge wie die grosen Konzerne aushandeln zu können.

(Reuters)