AMS gilt als Garant für positive Ergebnisüberraschungen. Kein Wunder haftet der Aktie des in Unterpremstätten beheimateten Halbleiterherstellers noch immer der Ruf des Anlegerlieblings an.

Vergangene Nacht legte das Unternehmen einmal mehr einen ansprechenden Zahlenkranz vor. Sowohl beim Umsatz als auch auf den Stufen EBIT und Reingewinn übertraf dieser die Erwartungen an das zweite Quartal.

Mit dem Ausblick für das Folgequartal bringt AMS die Analysten jedoch in Erklärungsnot. Angestrebt wird ein Quartalsumsatz von 150 bis 155 Millionen Euro. Dumm nur, dass in Analystenkreisen bislang mit einer Umsatzsteigerung auf durchschnittlich 173 Millionen Euro gerechnet wurde.

Anhaltspunkte für Verlust eines Apple-Auftrags

Nach einer freundlichen Eröffnung gerät die AMS-Aktie an der Schweizer Börse SIX im Laufe des Vormittags unter Verkaufsdruck. Zur Stunde verliert sie 4,8 Prozent auf 41,50 Franken. Die bisherigen Tagestiefstkurse liegen sogar bei 40,85 Franken. Beobachter berichten von grösseren Abgaben aus dem Ausland.

Auch wenn der Halbleiterhersteller einzelne Aufträge oder Kundenbeziehungen nicht kommentiert, so wird der enttäuschende Quartalsausblick als Bestätigung des gerüchtehalber herumgereichten Verlusts des NFC-Signalverstärker-Auftrags beim amerikanischen Grosskunden Apple bezeichnet.

In ersten aus dem Analystenlager eintreffenden Kommentaren wird der verhaltene Ausblick mehrheitlich heruntergespielt.

Nicht so bei der Zürcher Kantonalbank. Wie sie in einem Kommentar schreibt, lag das operative Resultat um einen Beteiligungsverkauf bereinigt sogar unter den Erwartungen. Auch der Ausblick für das dritte Quartal liege klar unter den Konsensschätzungen, so der Verfasser. Darin reflektiere sich der jetzt offensichtliche Auftragsverlust für NFC-Signalverstärker nur teilweise. Der Analyst stösst sich auch daran, dass AMS keine expliziten Aussagen mehr zum laufenden Gesamtjahr abgibt. Die Aktie wird bei der ZKB weiterhin mit "Marktgewichten" eingestuft.

Zweckoptimismus seitens der Analysten?

Erhebungen des für die UBS Investmentbank tätigen Berufskollegen zufolge müssen die diesjährigen Konsensschätzungen auf Stufe des operativen Gewinns (EBIT) um 5 bis 15 Prozent nach unten revidiert werden. Mit dem jüngsten Kursrückschlag nehme die Aktie des Halbleiterherstellers diese Abwärtsanpassungen allerdings bereits vorweg, so heisst es weiter. In Erwartung einer neuen Produktoffensive ab dem kommenden Jahr und den zusätzlichen Produktionskapazitäten hält der Analyst sowohl an seiner Kaufempfehlung als auch am 56 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel fest.

Der Experte der Bank Vontobel schreibt sogar von einem starken zweiten Quartal. Der vorsichtige Ausblick decke sich mit den bankeigenen Schätzungen. Der Geschäftsgang sei weiterhin hochdynamisch, wenngleich es in der zweiten Jahreshälfte nach den Spitzenwerten zu einer gewissen Normalisierung komme. Das Anlageurteil lautet weiterhin "Buy" und das Kursziel 54 Franken.

Dieser Zweckoptimismus kommt nicht von ungefähr, empfehlen gemäss Erhebungen der Nachrichtenagentur AWP doch noch immer fünf von neun Analysten die Aktie zum Kauf. Verkaufsempfehlungen sind hingegen keine ausstehend.