Signale in Richtung einer Zinssenkung, wie sie jüngst von anderen Zentralbanken kamen, wird die SNB demnach nicht aussenden. In einer am Dienstag veröffentlichten Reuters-Umfrage gehen alle 35 Analysten davon aus, dass das dreiköpfige SNB-Direktorium um Präsident Thomas Jordan den Zinssatz für Sichteinlagen der Banken bei der Notenbank bei minus 0,75 Prozent und das Zielband für den Referenzzins Dreimonatslibor bei minus 1,25 bis minus 0,25 Prozent belässt. Die SNB will die Ergebnisse ihrer vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung am Donnerstag veröffentlichen.

"Herr Jordan muss schauen, dass der Franken unattraktiv bleibt", sagte Philipp Burckhardt, Portfoliomanager bei Lombard Odier Investment Managers. "Er muss die Schweizer Wirtschaft verteidigen, da steht viel am Spiel. Der defensive Ansatz ist aus diesem Gesichtspunkt sicher der richtige."

Auf dem aktuellen Niveau, das so niedrig ist wie nie zuvor, liegen die Zinsen seit knapp viereinhalb Jahren. Die SNB will mit ihrer lockeren Geldpolitik - bestehend aus Negativzinsen und Interventionen am Devisenmarkt bei Bedarf - den Franken schwächen. Er gilt als "sicherer Hafen" und in turbulenten Zeiten greifen Investoren vermehrt danach. Doch eine starke Landeswährung verteuert Schweizer Waren im Ausland und schwächt damit die exportorientierte Schweizer Wirtschaft. In der vergangenen Woche war der Franken zum Euro wegen der mit dem andauernden Handelsstreit zwischen den USA und China verbundenen Unsicherheiten auf den höchsten Stand seit knapp zwei Jahren gestiegen.

Zunehmende Kritik am Negativzins

Einen ersten Zinsschritt der SNB erwarten die meisten Analysten frühestens 2021. Trotz der Beteuerung der Währungshüter, offen für eine weitere Zinssenkung zu sein, rechnen sechs der sieben Experten, die auf die entsprechende Frage antworteten, dann mit einer Anhebung. Die Negativzinsen werden in der Schweiz zunehmend kritisiert weil sie auf Pensionsfonds und Sparern lasten und zu Blasen am Immobilienmarkt führen könnten.

Die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) hatten jüngst signalisiert, dass sie angesichts gestiegener Konjunktursorgen die Zinsen weiter lockern könnten. "Ich glaube nicht, dass ... (eine Senkung der EZB) die SNB zwingen würde, zu reagieren und ihren Zinssatz auch zu senken", erklärt Charlotte de Montpellier, Ökonomin der ING Bank. Sollte ein solcher Schritt der EZB allerdings zu einer starken Aufwertung des Frankens führen, sei das auch nicht auszuschliessen. "Das ist nicht mein Hauptszenario, aber es ist ein Risiko, das besteht."

(Reuters)