Schweizer Aktien

Der Swiss Market Index (SMI) hat in diesem Jahr rund 10 Prozent zugelegt – ein unerwartet gutes Ergebnis. Das zu wiederholen, scheint schwierig. Die meisten Experten gehen davon aus, dass 2015 ein weniger erfolgreiches Börsenjahr wird. Stellvertretend Roland Kläger von Raiffeisen: "Wir müssen uns auf ein Jahr ohne zweistelliges Wachstum einstellen."

Einerseits haben sich Schweizer Aktien noch einmal verteuert, das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt mittlerweile bei 18. Andererseits werden Schweizer Unternehmen direkt getroffen, wenn Europa nicht in Schwung kommt, ist doch die EU weiterhin der wichtigste Handelspartner. Auch von Seiten der Schweizer Konjunktur wird weniger Unterstützung erwartet. Die OECD rechnet für 2015 mit einem Schweizer BIP-Wachstum von nur noch 1,5 Prozent. Und dennoch gibt es SMI-Firmen mit Potenzial. Die St. Galler Kantonalbank setzt folgende Titel auf ihre Empfehlungsliste: CS, Swatch, Syngenta, UBS und Zurich.

Wenn es unruhiger wird am Schweizer Aktienmarkt, gewinnen die Dividenden umso mehr an Bedeutung. Zu den Aktien mit den besten Renditen gehören Banque Cantonale Vaudoise, Kardex, Carlo Gavazzi, Swiss Re oder Zurich. Aber auch das defensive Schwergewicht Nestlé bietet eine Dividendenrendite über 3 Prozent.

Internationale Aktien

Die Wall Street gibt den Takt an den internationalen Aktienmärkten vor. Daran wird sich auch in Zukunft wenig ändern. Und weil von der US-Wirtschaft ein Wachstum von mehr als 3 Prozent erwartet wird, dürften auch die globalen Aktienkurse gestützt werden. Dies obwohl sie nach der knapp sechsjährigen Hausse keine Schnäppchen mehr sind. Die britische Barclays-Bank rechnet weltweit mit einem Anstieg von 9 Prozent.

Der Leitsatz von Christian Gattiker, Chefstratege bei Julius Bär, lautet deshalb: "Kurs halten, liquide bleiben und in Wachstumsthemen investieren." Das können Firmen sein, die am Aufschwung von Elektroautos, am Ausbau der Energieinfrastruktur oder an der Ausweitung des Bildungsangebots beteiligt sind. Innerhalb der Emerging Markets setzt Bär weiter auf die asiatischen Länder. Diese seien weniger anfällig für eine Erhöhung der US-Zinsen und profitierten von einem Rückgang der Rohstoffpreise. Zudem finden japanische Aktien den Weg auf viele Empfehlungslisten.

Die Investment Bank der UBS befürwortet hingegen die europäischen Aktienmärkte. Ihr Modell stützt sich auf eine moderate Belebung der Wirtschaft sowie einen weiterhin leicht rückläufigen Euro. In diesem Zusammenhang empfiehlt die UBS Titel wie Marks & Spencer, Swedbank, Amec oder Michelin.

Rohstoffe

Die Preise für Rohstoffe, insbesondere Erdöl, werden noch längere Zeit tief bleiben. Davon gehen neben der Credit Suisse auch andere Beobachter aus. Jüngst sorgten Prognosen für Aufsehen, die gar ein Abrutschen um 20 Prozent auf unter 60 Dollar pro Fass für möglich halten. Als Profiteure gelten vor allem asiatische Schwellenländer, die viel Energie und Rohstoffe verbrauchen. Aber auch amerikanische Aktien aus dem Bereich zyklische Konsumgüter oder energieintensive Industrie dürften bei tiefen Ölpreisen Auftrieb erhalten. Hingegen kommen ölexportierende Länder wie Nigeria oder Russland bei tiefen Preisen in Bedrängnis.

Der Hauptgrund für den tiefen Ölpreis ist die massive Ausweitung der Fördermenge in den USA. Aber auch die Wirtschaftsflaute in Europa und China haben ihren Teil dazu beigetragen. Hinzu kommt, dass das Ölkartell Opec kürzlich beschloss, die Fördermengen nicht zu drosseln. Die positive Folge für Konsumenten: Tanken und Heizen werden wohl auf absehbare Zeit günstiger.

Devisen

2015 wird das Jahr der Zinswende, sind sich die meisten Analysten einig. Allen Industrienationen voran dürfte die amerikanische Notenbank Fed die Leitzinsen erhöhen. Um eine allzu grosse Zinsdifferenz zwischen den USA und Europa zu vermeiden, werde die EZB 2016 nachziehen, schätzt Thomas Stucki, Investmentchef der St. Galler Kantonalbank. Synchron dürfte auch die Schweizerische Nationalbank ihre Zinsen anheben.

Von der angesprochenen Zinsdifferenz dürfte der Dollar profitieren und im nächsten Jahr zum Euro sowie zum Franken stärker werden. Ursina Kubli, Devisenexpertin bei der Bank J. Safra Sarasin, schätzt, dass sich der Dollar in Richtung Parität zum Franken entwickeln wird. Analog könnte auch das britische Pfund von einer Zinserhöhung der Bank of England Auftrieb erhalten. Aus Angst vor einem anhaltenden Preisrückgang wird die EZB weiterhin eine expansive Geldpolitik fahren. Das schwächt den Euro ebenfalls. In diesem Umfeld wir die Schweizerische Nationalbank ihren Mindestkurs aufrecht halten.

Zwei etwas exotischere Tipps hat Davis Hall, Devisenexperte bei Crédit Agricole, parat. Der mexikanische Peso werde von politischen Reformen und einer tiefen Arbeitslosigkeit im Land Auftrieb erhalten. Und die norwegische Krone habe jüngst unter Wachstumsbedenken in der Eurozone sowie dem tiefen Ölpreis gelitten. Künftig habe sie aber Potenzial gegenüber Euro, Pfund, Yen und Franken.

Immobilien

Die Zeit des grossen Immobilienwachstums in der Schweiz dürfte vorbei sein. Die UBS erwartet in ihrem Ausblick, dass 2015 die Leerwohnungssquote schweizweit auf über 1,2 Prozent ansteigt. Das dürfte – allerdings auf hohem Niveau – auf die Preise drücken. Zeichen der Abkühlung kommen auch von der Bauwirtschaft. Sie warnt vor schwierigen Zeiten für die Branche. Grund dafür seien politische Vorstösse und Vorlagen, wie das Zweitwohnungsgesetz, die Umsetzung der Zuwanderungsinitiative oder die strengere Regulierung bei der Hypothekenvergabe.

Für Investitionen in Immobilienfonds oder in Unternehmen wie Züblin, Hiag oder Allreal dürfte es deshalb zu spät sein. Auch die UBS sieht derzeit "kein Kurspotenzial für beide Anlagetypen". Aber: Der Erwerb von Wohneigentum ist und bleibt sehr attraktiv. Die Zinsen für Hypotheken sind jüngst auf neue Rekordstände gesunken.

Gold

Gold wird auch im nächsten Jahr nicht glänzen. Ein Grund dafür ist der anhaltend starke Dollar und tendenziell steigende Zinsen in den USA. Nach einer Nullrendite in diesem Jahr sieht die US-Grossbank Goldman Sachs den Goldpreis Ende 2015 bei 1050 Dollar pro Feinunze – das wäre ein Minus von 12 Prozent. Auch die St.Galler Kantonalbank rechnet mit Preisen zwischen 1000 und 1200 Dollar.

Für Bär-Stratege Gattiker bleibt der Goldmarkt im Ungleichgewicht. Einerseits weil er von Investoren und nicht von der physischen Nachfrage dominiert wird. Andererseits wird er weiter vom schwindenden Bedarf an Sicherheit und der Normalisierung der Geldpolitik belastet.

Davis Hall, Edelmetallexperte von Crédit Agricole, sieht in der aktuellen Gold-Situation durchaus auch Möglichkeiten. Seine Argumente: Bei Zentralbanken ist Gold als Diversifikation weiterhin ein Thema und die Nachfrage aus China und Indien hält an.

Bonds

"Die Suche nach Rendite im Bereich Festverzinsliche wird immer schwieriger", schreibt die CS in einem Ausblick. Eine sorgfältige Auswahl von Unternehmensanleihen oder Bonds von Schwellenländern sei deshalb angezeigt. Die Analysten von Goldman Sachs sehen bei Staatsanleihen Potenzial auf breiter Front. Sie prognostizieren für zehnjährige US-Treasuries, für deutsche Bundesanleihen oder für zehnjährige japanische Bonds deutliche Renditeanstiege. Damit gehört Goldman allerdings zu den Optimisten unter den Marktbeobachtern.

Andere, wie Michael Odermatt, CEO des Bonds-Spezialisten Helvinvest, befürchten bei Staatsanleihen aus dem Euroraum hingegen ein grosses Risiko des Repricings. Und zwar dann, wenn Anleger ungeduldig werden bezüglich Reformstau in der Eurozone. "Momentan ist zu viel Geld und Fantasie in diesem Markt, was fürs kommende Jahr negative Auswirkungen auch auf Euro-Unternehmensanleihen haben dürfte", so Odermatt.

Opportunitäten sieht er hingegen im Pfund-Raum. Ein Beispiel illustriert die Attraktivität dieses Marktes. Eine zwölfjährige Pfund-Anleihe von BSkyB rentiert mit 3,8 Prozent, während die Euro-Anleihe mit vergleichbarer Laufzeit nur knapp 2,25 Prozent abwirft. Einstiegsmöglichleiten gibt es auch bei Hochzinsanleihen – allerdings mit Vorsicht. Denn der Grat zum Ramsch ist schmal. Der Ratschlag von Michael Odermatt: In der Verpackungsindustrie gibt es viele spannende Geschichten und der Renditeaufschlag ist beachtlich. Viele dieser Firmen verzichten ganz bewusst auf ein höheres Rating und sparen Geld im Bereich Investor Relations. Weil sie aber dennoch stabile operative Cashflows aufweisen, profitieren sowohl Aktionäre als auch Gläubiger vom höheren Verschuldungsgrad.