Die neue Anlageklasse würde Investoren, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Ziele (ESG) verfolgen, neue Möglichkeiten bieten, ihr Geld zu veranlagen - möglicherweise in Konkurrenz zu den derzeit führenden grünen Schuldverschreibungen.

Skandinavische Banken experimentieren schon eine Weile mit grünem Eigenkapital, nun gesellt sich auch die Goldman Sachs dazu. Die Bank arbeitete kürzlich an einer Private-Equity-Platzierung, bei der für einen Fensterhersteller die erforderliche Kennzeichnung für die Ausgabe grüner Aktien erarbeitet wurde.

“Wir sehen Bewegung in Bezug auf entsprechend gekennzeichnete Produkte”, sagt John Goldstein, Leiter der Abteilung nachhaltige Finanzen bei Goldman. Die Transaktion war “ein wichtiger Schritt in diese Richtung”, so Goldstein. “Wann und wo und wie wir zu wirklich grünem Eigenkapital gelangen, werden wir noch sehen.”

Ihre Premiere haben grüne Aktien wohl in Schweden gehabt, wo das grösste Geldhaus Swedbank behauptet, den ersten Deal auf den Markt gebracht zu haben. Durch Anpassung der Verfahren für die Emission grüner Bonds an den Verkauf von Aktien hat Swedbank mittlerweile drei solcher Transaktionen begleitet. Vorstandschef Jens Henriksson sagt, die Bank sei in Ermangelung globaler Standards selbst vorangegangen.

“Wir denken, dass es eine gute Lösung war und dass es gut funktioniert hat”, so Henriksson. Im Wettstreit der Zertifizierungen werde sich mit der Zeit die beste durchsetzen.

Swedbanks Grüne-Aktien-Deals: K2A bekam als erste diese Kennzeichnung im Mai 2020. Das Unternehmen baut Eigentumswohnungen aus Holz und seine Aktien sind seitdem um etwa 70 Prozent gestiegen, verglichen mit einem Anstieg von etwa 45 Prozent des OMX Stockholm 30 Index. Danach folgte der schwedische Immobilienentwickler Platzer im November. Dessen Aktien stieg seither um 16 Prozent, etwa so stark wie der Index. Am 6. Mai erhielt WastBygg, ein Bauunternehmen, das Label. Dessen Aktien sind seitdem etwa 7 Prozent gefallen, verglichen mit einem Minus von 2 Prozent beim Index.

Andere skandinavische Banken arbeiten ebenfalls an der Ausgestaltung von “Green Equity”. SEB, die 2008 der Pionier bei grünen Anleihen war, ist ziemlich weit im Prozess, einen Rahmen für eine solche Kennzeichnung zu entwickeln, so Christopher Flensborg, Leiter Klima und nachhaltige Finanzen bei der Stockholmer Bank.

Markt für grünes Eigenkapital wird boomen

Noch sind bestimmte Probleme zu lösen. Eine Herausforderung etwa liegt darin, dass eine Klassifizierung als grüne Aktie einem Unternehmen nicht die Möglichkeit verbauen soll, “schmutzigere” Bereiche zuzukaufen und in umweltfreundlichere umzuwandeln, sagte Flensborg. Eine andere Frage ist, ob man “verschmutzende” Unternehmen einbeziehen sollte, eben um ihren einen Anreiz zur Veränderung zu bieten. Eine mögliche Lösung könnte in einer Ampellösung liegen, ähnlich wie bei Kreditratings, so Flensborg.

Wenn diese Kinderkrankheiten überwunden sind, sieht Flensborg den Markt für grünes Eigenkapital boomen. Das liege daran, dass der globale Übergang zu einer grünen Wirtschaft Unternehmen dazu zwingen werde nachzuweisen, dass sie auf der richtigen Seite stehen, um Investoren zu bekommen.

Jacob Michaelsen, den Leiter der nachhaltigen Finanzberatung bei der Nordea Bank Abp, hat sich noch nicht für einen Ansatz entschieden. Da die meisten Unternehmen einer Vielzahl von Aktivitäten nachgehen, bestünde die Herausforderung darin, einen Weg dafür zu definieren, ein Unternehmen in seiner Gesamtheit als grün zu qualifizieren.

Bislang wird der ESG-Markt von Anleihen dominiert. Dieses Jahr könnte 1 Billion Dollar solcher Papiere neu emittiert werden, schätzt Bloomberg Intelligence. Anleger investieren auch massiv Geld in börsennotierte ESG-Fonds, die inzwischen seit 49 Wochen in Folge Zuflüsse vermelden. Für Goldstein von Goldman ist jedenfalls klar, dass das politische Umfeld die Nachfrage nach ESG-Vermögenswerten weiter befeuern wird.

“2020 war ein bemerkenswertes Jahr für nachhaltige Investitionen in ESG war, und das trotz ziemlich harten Gegenwinds durch die US-Politik”, sagt er. Nun werde die US-Politik für Rückenwind sorgen.

(Bloomberg)