Die neue Börsenwoche wird zeigen, ob der Schweizer Aktienmarkt den Lauf der vergangenen Tage in der aufgrund von Pfingsten verkürzten Handelswoche fortsetzen kann. Baustellen gibt es einige, beispielsweise bleibt die anhaltende Unsicherheit rund um die US-Zollpolitik hoch. Damit stellen sich für Anleger an der Schweizer Börse ähnliche Fragen wie für die Investoren in den USA und in Deutschland.
Laut der Nachrichtenagentur Reuters bezeichnen Analysten die Marktlage in der alten Woche insgesamt als «relative Ruhe – gemessen an den Turbulenzen zuvor». So hinterliessen etwa die Verdoppelung der US-Zölle auf Stahl und Aluminium sowie etwas schwächere Einkaufsmanagerindizes in den USA keine tiefen Spuren in den Depots der Anleger. Auch die US-Arbeitsmarktdaten für Mai zeigten, dass der befürchtete wirtschaftliche Einbruch bislang ausgeblieben ist.
«Die Marktteilnehmer gehen davon aus, dass sich die Handelssorgen in Luft auflösen werden», sagt Mark Dowding, Chefanleger beim Vermögensverwalter RBC BlueBay.
Der Experte warnt jedoch, dass die Spannungen schnell wieder eskalieren könnten. Auch Hannah Thielcke von der Weberbank mahnt zur Vorsicht: «Während harte Konjunkturdaten noch Stabilität suggerieren, trüben weiche Stimmungsindikatoren das Bild.» Dies zeigte sich in der alten Woche in der Entwicklung ausserhalb des Aktienmarktes: Der Dollar-Index setzte seinen Abwärtskurs fort, während der Preis für das als sicherer Hafen angesehene Gold weiter stieg.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss am Freitag um 0,39 Prozent höher auf 12'366 Punkten und damit rund 30 Punkte unter dem Tageshoch. Im Wochenvergleich ergab sich ein Plus von 1,1 Prozent. Der Swiss Leader Index (SLI), in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, rückte am Freitag um 0,56 Prozent vor auf 2019. Der breite Swiss Performance Index (SPI) verbesserte sich um 0,38 Prozent auf 17'042 Zähler.
Auch an der Wall Street ging es zum Wochenabschluss aufwärts: Der Leitindex Dow Jones Industrial verabschiedete sich 1,05 Prozent höher mit 42'762 Punkten aus dem Handel. Damit erzielte er ein Wochenplus von 1,2 Prozent. Für den von Technologietiteln dominierten Auswahlindex Nasdaq 100 ging es um 0,99 Prozent auf 21'762 Punkte hoch, womit sich sein Wochengewinn auf 2 Prozent beläuft. Der marktbreite S&P 500 schloss 1,03 Prozent fester mit 6'000 Punkten.
US-Konjunkturdaten im Blick
Nach dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag ist weitgehend offen, wie es geldpolitisch weitergeht. Daher blicken Anleger in der neuen Woche auf weitere Konjunkturdaten. Davon erhoffen sie sich Hinweise auf die nächsten Schritte der Währungshüter dies- und jenseits des Atlantiks. Die Schweizerische Nationalbank wird allerdings erst am 19. Juni über nächste zinspolitische Schritte entscheiden.
Im Blickpunkt in der neuen Woche stehen bei den Anlegern vor allem die US-Inflationsdaten für Mai. Die am Mittwoch anstehenden Zahlen dürften zeigen, wie stark die Preise in Nordamerika durch den Handelskrieg bislang gestiegen sind. Von Reuters befragte Experten erwarten vorerst nur einen leichten Anstieg der Teuerungsrate.
«Auch wenn die Zölle teilweise mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung bezahlt werden, sind die meisten Unternehmen offensichtlich noch nicht so stark mit zusätzlichen Kosten belastet, dass sie ihre Preise kräftig anheben würden», sagt Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. Man solle die Zahlen jedoch nicht als Entwarnung interpretieren, denn die Unsicherheit über die genauen Auswirkungen bleibe hoch.
Im Terminkalender am Dienstag steht zudem das Stimmungsbarometer der Beratungsfirma Sentix für Juni. Dieses zeigt an, wie sich die Konjunkturerwartungen der Börsianer in Zeiten des internationalen Handelskonflikts entwickeln.
In den Fokus rückt am Donnerstag der US-Index für die Produzentenpreise (PPI) im Mai. Die von den Produzenten erhobenen Preise gelten als Vorläufer für die weitere Entwicklung der Konsumentenpreise, die wiederum für die Geldpolitik relevant ist.
Mehrere Tech-Konferenzen geplant
Im Rampenlicht bei den Unternehmen steht eine Reihe wichtiger Technologie-Konferenzen. Am Montag beginnt die jährliche Entwicklerkonferenz WWDC von Apple. Ebenfalls zum Wochenstart blicken Anleger auf den Startschuss für die London Tech Week. Am Mittwoch beginnt in Paris zudem die Branchenkonferenz VivaTech.
Weitere Konzernbilanzen stehen in der neuen Woche nur wenige auf der Agenda. In den Fokus rücken vor allem die Geschäftszahlen von Oracle. Nach mehreren enttäuschenden Quartalszahlen in Folge hoffen Börsianer auf einen versöhnlichen Abschluss des Geschäftsjahres 2024/2025.
(Reuters)