Was die Spatzen am Hauptsitz der Credit Suisse (CS) in Zürich schon seit Wochen von den Dächern pfeifen, ist seit heute bittere Gewissheit: Einmal mehr verfehlt die Grossbank die Analystenschätzungen ziemlich deutlich.

Während der Ergebnisbeitrag aus dem Private Banking höher als erwartet ausfällt, bleiben Vorsteuergewinn und Reingewinn weit hinter den Schätzungen zurück. Und auch die ansprechende Nettoneugeldentwicklung reicht nicht aus, um einen Rückgang bei den verwalteten Kundenvermögen verhindern zu können.

An der Schweizer Börse SIX stehen die Aktie der CS unter starken Verkaufsdruck. Von Umschichtungen in Richtung jener der Erzrivalin UBS verlieren sie aktuell 1,6 Prozent auf 27,39 Franken. Die Tagestiefststände liegen sogar bei 27,04 Franken.

Die meisten aus der Analystengemeinde eintreffenden Kommentare sind von Enttäuschung geprägt:

Auf Gruppenebene habe die CS seine Erwartungen und jene des Marktes verfehlt, so der Analyst der Zürcher Kantonalbank. Die negative Abweichung stamme aus niedriger als erwartet ausgefallenen Erträgen in allen Segmenten. Besonders negativ sei, dass die Abweichung aus dem strategischen Geschäft stamme. Auf Segmentsebene sei die deutlichste Abweichung auf die Investmentbank, und dabei sowohl auf das Fixed Income- als auch auf das Aktiengeschäft zurückzuführen. Das wichtigste Segment, das Private Banking, sei durch einen stärker als erwartet ausgefallenen Rückgang der Bruttomarge beeinflusst worden. Ausserdem konnte die Kapitalquote, welche im Zentrum stehe, nicht gesteigert werden. Der Analyst beurteilt den vorliegenden Zahlenkranz deshalb als negativ und stuft die Aktie wie bis anhin mit "Marktgewichten" ein.

Bruttomarge im Private Banking unter Druck

Der für die Bank Vontobel tätige Analyst berichtet von einem schwachen Jahresauftakt. Anders als in den letzten Jahren habe die Grossbank keinen vollständigen Zahlenkranz veröffentlicht, was ungewöhnlich sei. Im Private Banking sei die Nettoneugeldentwicklung zwar stärker als erwartet ausgefallen. Gleichzeitig habe die um 3 Basispunkte tiefere Bruttomarge die Erwartungen jedoch verfehlt. Schwach sei vor allem die Gewinnentwicklung im Investment Banking ausgefallen. Sowohl im Geschäft mit Festverzinslichen als auch im Aktienhandel habe die CS schlechter als andere Mitbewerber abgeschnitten. Der Analyst kündigt eine Abwärtsrevision seiner diesjährigen Gewinnschätzungen an. Die Aktie stuft er dennoch unverändert mit "Hold" und einem Kursziel von 28 Franken ein.

Entwicklung des Kernkapitals lässt zu wünschen übrig

Sein Berufskollege von der UBS führt das schwächer als erwartete Ergebnis vor allem auf eine höher als befürchtete Steuerbelastung zurück. Auf Stufe Vorsteuergewinn seien die Konsensschätzungen als Folge eines schwachen Ergebnisbeitrags aus dem Investment Banking nur um 8 Prozent verfehlt worden. Als Lichtblick wird die Gewinnentwicklung im Private Banking bezeichnet. Dem Unternehmen seien auf der Kostenseite Fortschritte gelungen. Und auch beim Nettoneugeldzufluss seien die Erwartungen um das Doppelte übertroffen worden. Etwas irritiert zeigt sich der Analyst vom ausbleibenden Ausblick auf den weiteren Jahresverlauf. Dennoch empfiehlt er die Aktie der CS weiterhin mit einem 12-Monats-Kursziel von 33,50 Franken zum Kauf.

Helvea schreibt, dass die Ergebnisenttäuschung zwar kein Desaster sei. Insbesondere im Private Banking habe die Grossbank eine nach allen Mitteln starke Entwicklung erzielt. Das Investment Banking bleibe allerdings eine Belastung. Insbesondere die stagnierende Eigenkapitalentwicklung sei alles andere als ermutigend. Der Analyst stuft die Aktie vorerst mit "Hold" und einem Kursziel von 30,30 Franken ein.