Im Vorfeld der Semesterzahlen vom Freitag haben sich die Aktien der Zehnder Group von den Jahrestiefstkursen bei 38 Franken gelöst. Am Dienstag tendieren die Titel zum zweiten Mal nach Anfang August gegen 39 Franken. Unterstützt wird dieser Anstieg durch sehr gute Volumen, wie cash aus Händlerkreisen erfahren hat. Dies sei ein Indiz für eine mögliche Ergebnisüberraschung, so der Händler weiter.

Auffallend ist auch, dass die Zehnder-Aktie am Dienstag nicht in den Sog der Geberit-Valoren gerät. Die unter den Markterwartungen ausgefallenen Halbjahreszahlen des Sanitärherstellers enttäuschten die Anleger (zum Artikel). Die Geberit-Aktie verliert über 5 Prozent an Wert, derweil sich die Zehnder-Titel in der Pluszone halten können.

Arg gebeutelte Aktie

Die jüngsten Kursavancen des Aargauer Produzenten von Spezialheizkörpern und Komfortlüftungsanlagen wirken aber wie einen Tropfen auf den heissen Stein in Anbetracht des Kursdebakels im bisherigen Jahresverlauf. 

Die Misere begann bereits im Januar, als Zehnder eine Reduktion des Betriebs- und Reingewinns für das 2012 um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr ankündigte. Doch es kam noch dicker: An der Präsentation der Zahlen für das Gesamtjahr 2012 wies Zehnder einen Rückgang des Ebit um 25 Prozent und des Reingewinns um 35 Prozent aus. Die Aktie gab daraufhin deutlich nach. Zu schaffen macht Zehnder die Rezession in Europa. Die Aargauer erwirtschaftet in Europa rund 90 Prozent des Umsatzes.

Anfang Juli setzte das Management noch einen obendrauf, als es für das erste Halbjahr nochmals eine Umsatz- und Gewinnwarnung bekanntgab. Die Aktien reagierten mit einem Absturz von 7 Prozent.

Viel Negatives eingepreist

Dieser massive Kursrückgang im 2013 hat aus heutiger Sicht zumindest etwas Gutes: Sehr viel Negatives dürfte nun im Aktienkurs eingepreist sein. Das aktuelle wie auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für das kommende Jahr liegen unter dem Branchendurchschnitt. Laut Analysten ist somit das Risiko von weiteren Kursverlusten bis Ende Jahr gering.

Das Geschäft von Zehnder ist stark abhängig von der Bau- und Renovationsindustrie. Die Hauptabsatzmärkte sind Deutschland, Italien und Frankreich. Und hier gibt es erste Anzeichen einer Erholung, zumindest für zwei dieser drei Länder.

So befindet sich die Wirtschaftslokomotive Deutschland nach der Schockstarre im Winter wieder auf Kurs. Auch die schmerzhaften Reformen in den Euro-Südländern entfalten allmählich ihre Wirkung. Italien zum Beispiel hat sich das Geschäftsklima zum dritten Mal in Folge aufgehellt. Grund waren anziehende Aufträge und eine höhere Produktion. Aus dem rezessionsgeplagten Spanien und Portugal mehren sich die Signale, dass der Abschwung zumindest an Intensität verliert. Einzig Frankreichs Wirtschaft kommt nicht vom Fleck.

Engagement drängt sich nicht auf

Klar ist aber: Ein Ende der Rezession in Europa wegen einer Handvoll guter Wirtschaftsdaten heraufzubeschwören, wäre vermessen. Dazu braucht es schon deutlich mehr als ein paar Quartale mit einem minimalen Wachstum.

Ein Engagement bei Zehnder eilt nicht. Für längerfristig orientiere Anleger, die Kursschwankungen aushalten können, ist die Zehnder-Aktie aber auf diesem Kursniveau durchaus kaufenswert.