Seit Anfang Jahr hat der Swiss Market Index (SMI) über 12 Prozent an Wert verloren. Teilweise herrschen an den Börsen schon fast panikartige Zustände. Heute zeigen sich die Börsen zwar freundlich, doch könnte dies womöglich nur von kurzer Dauer sein. Anleger haben in diesem Jahr an der Börse desöftern Achterbahnfahrten durchlebt. Die Unsicherheit ist noch nicht weg.

"Die Stimmung im Markt ist sehr schlecht", sagt Thomas Steinemann, Anlagechef der Privatbank Bellerive im Video-Interview. Grund sei einerseits die Wachstumsschwäche in China sowie die allgemeine Sorge um Unternehmen aus dem Energie-Sektor. Und solange die Stimmung so schlecht bleibe, würde sich auch die Talfahrt fortsetzen. "Aber zwischendurch sind natürlich auch immer wieder Gegenbewegungen möglich."

Ein grosser Unsicherheitsfaktor ist der tiefe Ölpreis. Einerseits fluten die Anbieter die Märkte mit billigem Öl richtiggehend zu, andererseits stockt aber auch die Nachfrage. Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee und das US-Öl WTI sind mit unter 31 Dollar und knapp 29 Dollar auf einem extrem tiefen Niveau. Und Rohstoff-Expertin Susanne Toren von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) hält noch tiefere Preise bei 25 Dollar oder darunter für möglich, wie sie kürzlich gegenüber cash sagte.

"Jetzt muss man genau verfolgen, was mit den Energie-Unternehmen passiert", sagt Steinemann. Denn falls diese bankrott gehen, würde dies wiederum auf die Banken durchschlagen. "Deshalb sind die Banken-Titel derzeit auch so schlecht dran."

Goldpreis steigt an

Eine Feinunze Gold kostetet am Mittwoch gut 1183 US-Dollar. Das ist ein Wertzuwachs von gut 12 Prozent seit Jahresbeginn. Anleger scheinen derzeit wieder vermehrt auf Gold zurück zu greifen.

"Gold macht das, was man in solchen Situationen eigentlich erwartet", meint Steinemann. Eigentlich sei aber schon in einer früheren Phase ein steigender Goldpreis erwartet worden. Weshalb nun der Goldpreis plötzlich anzieht, "hängt aber in erster Linie mit dem schwächelnden Dollar zusammen."

Die meisten Analysten glauben aber nicht an eine Gold-Rallye, wie die Prognosen für Ende 2016 zeigen: Susanne Toren von der ZKB erwartet einen Goldpreis von 1250 pro Unze, Carsten Menke von Julius Bär prognostiziert denselben Wert, sofern tatsächlich eine Krise eintrifft, ansonsten sieht er einen Rückgang der Preise auf 1100 Dollar pro Unze.

Aber wie sollen sich nun Anleger verhalten? Steinemann sieht momentan noch kein Kaufsignal an den Märkten. Der Anlagechef rät aber, sich mental auf Kaufgelegenheiten vorzubereiten und sich die Frage zu stellen: "Welche Titel fehlen noch im Depot?" Zu empfehlen sei momentan ein defensives Portfolio, bestehend auf Titeln von Firmen, welche Nahrungsmittel und andere Güter für den täglichen Gebrauch herstellen.

Welches Zwischenfazit er nach Dreiviertel der Berichtssaison zieht und welches Unternehmen ihn dabei besonders überrascht hat, erläutert Steinemann im Video-Interview.

(cash)