cash: Haben Sie die radikale Aktion der SNB erwartet?

Thomas Stucki: Mich überrascht vor allem der Zeitpunkt, die Aktion an sich nicht. Ich hätte mir eine sanftere Ablösung vom Mindestkurs vorgestellt. Beispielsweise mittels eines Währungskorbs, wie es Ökonom Ernst Baltensberger vorgeschlagen hat.

Glauben Sie, dass die SNB diesen Schritt von langer Hand geplant hatte?

Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Offensichtlich wurde der Druck auf die SNB in den letzten Wochen einfach zu gross, sie musste zu hart intervenieren. Auch die Ankündigung von Negativzinsen hat ja keine Wirkung entfaltet.

Die Franken und die Schweizer Börse haben beide heftig reagiert. Geht das so weiter?

Die erste Reaktion der Märkte war bestimmt übertrieben, bei Währungen und Aktien. Jetzt gilt es, einen fairen Wert für den Euro-Franken-Kurs zu finden. Was aber gesagt werden kann: Je grösser die Aufwertung des Franken, desto negativer werden die Folgen für die Börse sein.

Die SNB begründet ihren Schritt unter anderem mit dem Argument, die Schweizer Wirtschaft konnte sich in den dreieinhalb Jahren auf die neue Situation einstellen. Stimmen Sie zu?

Vieles hängt davon ab, wie sich der Euro-Franken-Kurs jetzt entwickelt. Fällt er langfristig unter 1,10, wird es für die Schweizer Wirtschaft ganz schwierig.

Hat die SNB andere Instrumente, die sie nun einsetzen könnte?

Ich sehe keine. Die Zinsen kann sie nicht mehr merklich senken. Deviseninterventionen ohne eine offizielle Grenze wären eine weitere Option, die Erfahrungen damit sind aber negativ. Die SNB wird jetzt wohl erst einmal abwarten.

Haben Sie noch einen Tipp für private Anleger?

Momentan gilt die Devise: Ruhe bewahren! Es hat sich aber einmal mehr gezeigt, dass es für eine Schweizer Anleger sinnvoll ist, einen grossen Anteil seiner Anlagen in Franken zu halten.