Die Verunsicherung unter Anlegern und Investoren ist nach wie vor gross. Dies zeigen die verhältnismässig dünnen Handelsvolumen an den Börsen und die anhaltenden Zuflüsse in Staatsanleihen, obwohl dieser Anlagebereich kaum Rendite bringt – teilweise ist es für Anleger sogar ein Verlustgeschäft. Symptomatisch für diese Stimmung ist auch das Horten von hohen Bargeldbeständen.

"Wir sehen Cashquoten bei institutionellen Anlegern zwischen 30 bis 35 Prozent", sagt Christian Gast, Leiter von iShares Schweiz, im Video-Interview mit cash. Und dies, obwohl die Börsen stark angestiegen sind und im Falle des Dow Jones oder des Deutschen Aktienindex (Dax) sogar neue Rekordmarken erzielten.

Diese Einschätzung geht laut Gast aus zahlreichen Gesprächen mit Grossbanken hervor. Viele Investoren sind angesichts von Schuldenkrise und Volatilität an den Märkten nach wie vor zurückhaltend. "Sie verharren an der Seitenlinie", so Gast.

Nicht wenige Institutionelle verzeichnen denn auch hohe Bargeldbestände. So hält zum Beispiel die Zürcher Privatbank Maerki Baumann in einem ausgewogenen Portfolio Bargeldbestände zwischen 20 bis 30 Prozent (zum Artikel). Auch die Bank Vontobel registriert weiterhin eine träge Kundenaktivität. Die durchschnittliche Cash-Quote liege noch immer bei 25 Prozent, sagte Vontobel-CEO Zeno Staub Ende Juli im Gespräch mit cash.

Run auf dividendenstarke Titel

Das Niedrigzins-Umfeld bringt die Anleger in die Bredouille. Wer eine angemessene Rendite erzielen will, muss seine Risikobereitschaft erhöhen. Vor allem ein Anlagesektor stösst je länger je mehr auf Anklang. Viele Investoren setzen auf Unternehmen mit einer hohen Dividendenausschüttung. Den Vorzug erhalten primär Firmen aus Industriestaaten in Europa. Exchange Traded Products (ETF) auf europäische Aktien verzeichneten im August Rekordzuflüsse von 4,7 Milliarden Dollar. "Wir glauben der Trend wird anhalten", sagt Gast.

Europa profitiere momentan von einem leichten zyklischen Aufwind. Daher bewertet iShares europäische Aktien als attraktiv, obwohl Probleme an der Euro-Peripherie nicht ausser Acht gelassen werden dürfen, warnt Gast, der seit November 2010 Leiter von iShares Schweiz ist.

iShares ist der weltweit grösste Anbieter von sogenannten Exchange Traded Funds (ETF). Knapp 40 Prozent oder 712 Milliarden Dollar aller börsengehandelten ETF-Vermögenswerte auf der ganzen Welt werden in iShares-Fonds investiert. Die ETF-Anbieterin gehört zum weltgrössten Vermögensverwalter Blackrock.

"Size matters"

Der ETF-Markt ist ein noch relativ junger Markt. Erst in den 1970er Jahren kamen diese Produkte in den USA auf. 1993 kam dann der erste börsengehandelte Indexfonds auf den Markt. In der Zwischenzeit sind in solche Produkte gegen 2000 Milliarden Dollar geflossen – Tendenz steigend. Für Anbieter von börsengehandelten Indexfonds ein lukratives Geschäft.

Viele Emittenten haben aber das enorme Wachstumspotenzial relativ spät erkannt und sind entsprechend spät auf den Zug aufgesprungen. Überleben werden aber laut Gast nur Nischenanbieter und solche mit einem umfassenden Sortiment und einer globalen Präsenz, die konsequent auf die passive Anlageform setzen. Im ETF-Markt gilt: "Size matters", sagt Gast.

iShares übernahm in diesem Jahr die ETF-Sparte der Credit Suisse mit einem Anlagevolumen von etwa 17 Milliarden Franken. Und in Zukunft wird es zu weiteren Übernahmen im ETF-Markt kommen. "Die Konsolidierung im ETF-Markt hat erst begonnen", sagt Gast. In den kommenden Jahren werde der Markt von einer überschaubaren Anzahl von Anbietern dominiert, prognostiziert der iShares-Schweiz-Chef.

 

Im Video-Interview sagt Christian Gast, was ihn an der ETF-Branche fasziniert und worauf Anleger beim Kauf eines ETF achten sollten.