Ab Januar soll das monatliche Volumen auf 30 Milliarden Euro halbiert werden, wie die EZB am Donnerstag in Frankfurt mitteilte.

Jörg Zeuner, KFW-Chefökonom:
"Die Rückkehr zu einer normalen Geldpolitik hat begonnen. Das zeigt die Entscheidung der EZB, die Wertpapierkäufe ab Januar monatlich um 30 Milliarden Euro zu reduzieren. Die Notenbank trägt damit ihren Teil zur wirtschaftlichen Normalisierung in Europa bei. Doch die Tatsache, dass die Käufe noch mindestens bis September nächsten Jahres geplant sind, verdeutlicht auch: Die Übergangsphase wird lang. Das sichert den Aufschwung ab und erleichtert allen Finanzmarktteilnehmern die Planung."

Friedrich Zimmermann, Ökonom ZEW-Institut Mannheim:
"Die Verringerung der Anleihekäufe war angesichts der kräftigen Erholung der Eurozone überfällig. Die Drosselung ist aber zu gering ausgefallen. Die EZB kauft zu viel und zu lange. Besonders die für 2018 angekündigten Ankäufe von Staatsanleihen im Umfang von weiteren 225 Milliarden Euro sind problematisch."

Hans-Walter Peters, Präsident des Bankenverbands BDB:
"Mit der Reduktion des monatlichen Kaufvolumens hat die EZB einen deutlichen Schritt getan, um die Geldpolitik wieder zu normalisieren. Angesichts der robusten Konjunktur und der längst überwundenen Deflationsrisiken eine richtige und längst überfällige Entscheidung. Wenig überzeugend ist allerdings die Entscheidung, das Kaufprogramm mindestens bis September 2018 zu verlängern. Diese Verlängerung sei ein milliardenschwerer zusätzlicher geldpolitischer Impuls in einer boomenden Konjunktur. Insgesamt ist die heutige EZB-Entscheidung daher durchwachsen, frei nach dem Motto: zwei Schritte vor, ein Schritt zurück."

Georg Fahrenschon, Sparkassen-Präsident:
"Ich sehe wenig Licht und viel Schatten. Denn auch wenn weniger Anleihen gekauft werden, ist es gleichzeitig schlecht, dass die EZB heute ihren gesamten Kurs auf einen längeren Zeitraum festgelegt hat. Die Verlängerung bis weit in das Jahr 2018 ist trotz der Temporeduktion eine expansive Maßnahme. Denn die Bilanzsumme des Eurosystems steigt damit weiter an. Die gute Konjunktur im gesamten Euroraum hätte es der EZB erlaubt, entschlossener umzusteuern. Die ultralockere Geldpolitik muss auf besondere Krisensituationen beschränkt bleiben. Die EZB sollte Wege finden, sich selbst und damit auch die Sparer, Kreditinstitute und viele weitere Akteure in ganz Europa aus dieser unnormalen Zinswelt wieder herauszuführen."

Uwe Fröhlich, Präsident des BVR:
"Schade - die EZB hätte schon jetzt mutiger ihr Anleihekaufprogramm zurückfahren sollen und damit auch ein schnelleres Ende der negativen Zinsen in den Blick nehmen können. Sie tut sich also weiterhin schwer mit dem längst fälligen geldpolitischen Kurswechsel. Natürlich ist die deutliche Verringerung des Anleihekaufvolumens begrüßenswert. Mit der Aussicht auf eine Zinswende frühestens in 2019 läuft die Geldpolitik der Konjunktur aber weiter hinterher."

Clemens Fuest, Präsident IFO-Institut:
"Das ist ein Schritt in die richtige Richtung hin auf eine Normalisierung, aber der Abbau müsste schneller erfolgen. Die Geldpolitik bleibt durch die niedrigen Zinsen ohnehin expansiv."

Sebastian Becker, Analyst Deutsche Bank:
"Zwar könnte der heutige Entscheid den Grundstein für eine künftige geldpolitische Wende gelegt haben, mitnichten bedeutet er aber ein rasches Ende der ultralockeren Geldpolitik. Der Bestand an gekauften Vermögenswerten wird in den nächsten Monaten weiter anwachsen und könnte sich schon im Herbst nächsten Jahres auf mehr als 2,5 Billionen Euro belaufen. Von einer Umkehrung des Kaufprogramms beziehungsweise der Bestandsreduktion der von der EZB gehaltenen Vermögenswerten sind wir noch immer weit entfernt. Eine echte Zinswende kommt unserer Einschätzung nach voraussichtlich auch erst zur Jahresmitte 2019."

Iris Bethge, VÖB-Hauptgeschäftsführerin:
"Endlich wagt die EZB weitere Maßnahmen, um ihre ultra-expansive Geldpolitik zu korrigieren. Die erneute Reduzierung der Anleihekäufe ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die EZB sollte künftig jeden Spielraum für einen Weg aus ihrer Geldpolitik nutzen. Angesichts der Nebenwirkungen ihrer Maßnahmen ist die Rückkehr zu einer normalisierten Geldpolitik wichtiger als ein Inflationsniveau von annähernd zwei Prozent. Das Gespenst der Deflation hat die EZB längst erfolgreich vertrieben. Darüber hinaus ist es dringend geboten, den negativen Einlagezins für Banken und Sparkassen von -0,4 Prozent anzuheben. Damit wird die Ertragskraft der Banken der Eurozone gestärkt und Anreize für riskantere Anlagen reduziert."

Holger Schmieding, Chefökonom Berenberg Bank:
"Der richtige Beschluss zur richtigen Zeit: Die Konjunktur läuft rund, die Kernrate der Inflation hat die Talsohle durchschritten. Deshalb kann die EZB ihre Anleihekäufe ab Januar halbieren. Da Preisauftrieb und Kreditwachstum weiterhin verhalten sind und bisher nur in homöopathischen Dosen zulegen, kann die EZB ihre Abkehr vom Krisenmodus langsam vollziehen. Der Beschluss, das neue Tempo der Anleihekäufe für mindestens neun Monate beizubehalten, gibt der Wirtschaft und den Märkten weitgehende Sicherheit über den geldpolitischen Kurs bis September 2018."

Uwe Burkert, Chefökonom LBBW:
"Heureka - es ist vollbracht. Wir haben lange darauf gewartet, heute ist es endlich soweit. Die EZB hat angekündigt, das Kaufprogramm ab Januar auf 30 Milliarden Euro pro Monat zu reduzieren. In der Krise war es vielleicht notwendig, aber im Aufschwung sehe ich keinen Grund mehr, so massiv in den Markt einzugreifen. Die EZB tut gut daran, von 'Intensiv' auf 'Normal' umzuschalten. Angesichts starkem Wachstums und solider Frühindikatoren sowie gesundem Abstand zur Null-Inflation ist die Therapie des Zurücknehmens der hohen Dosierung mehr als angebracht. Denn wie in der Medizin auch, ist es eine Frage der Dosierung und der Dauer der Anwendung, ob es dem Patienten nützt oder schadet."

Klaus Wiener, Chefökonom des Versichererverbands GDV:
"Wir begrüßen die Entscheidung der EZB, die Anleihekäufe zu reduzieren. Allerdings kann dies nur ein erster Schritt sein. Ziel muss die schnellstmögliche Beendigung der Käufe sein. Nur so besteht die Chance auf ein normaleres Zinsgefüge. Nach wie vor ist das extrem niedrige Zinsniveau eines der größten Stabilitätsrisiken. Je länger aber die Kapitalmarktzinsen in einem Umfeld steigender wirtschaftlicher Dynamik künstlich niedrig gehalten werden, desto größer wird die Gefahr eines abrupten Zinsanstiegs. Dies würde gravierende Folgen für die Konjunktur und die Finanzmärkte haben."

Marcel Fratzscher, DIW-Präsident:
"Ich erwarte, dass die EZB im zweiten Halbjahr 2018 ihre Anleihekäufe komplett einstellen und dann frühestens 2019 die erste Zinserhöhung tätigen wird. Die EZB kann die geldpolitischen Zügel nur langsam anziehen, da sie sich nur langsam ihrem Mandat der Preisstabilität annähert."

(Reuters)