Die inzwischen viel zitierten knapp 26 Prozent, die der SMI im vergangenen Jahr zugelegt hat, sind andernorts noch übertroffen worden. Der S&P 500, der den amerikanischen Markt abbildet, hat seinen Wert um 29,5 Prozent gesteigert. Massgeblich dazu beigetragen haben die Aktien von Apple, Microsoft, Alphabet und Facebook.

Diese vier Aktien (plus die letztes Jahr etwas schwächere Aktie von Amazon) machen 18 Prozent des US-Marktes aus. Dies nährt immer mehr Zweifel, ob der Höhenflug dieser Tech-Stocks den Markt jenseits des Atlantiks weiter nach oben treiben kann.

Nun, im gerade einmal drei Wochen alten neuen Jahr ist es mit dem S&P 500 weiter konstant nach oben gegangen, die Performance beträgt weitere 3 Prozent. Dies könnte die Ängste noch verschärfen, dass es zum Platzen einer "Tech-Bubble" kommt.

Doch da und dort sind die Analysten immer noch optimistisch. Dass die Tech-Aktien zum Teil sehr hoch bewertet sind, spielt im aktuellen Marktgeschehen eine zweitrangige Rolle. Zudem weist von den hier genannten Aktien eigentlich nur Amazon mit 83 ein exorbitantes Kurs-Gewinn-Verhältnis auf. Für Apple und Facebook errechnet Bloomberg ein KGV von je 27, für Microsoft 33 und für Alphabet 34.

Denn: Weiterhin fliesst massiv Geld in Aktien, und dieses fliesst nicht an den US-Tech-Konzernen vorbei. Das Upside für die Kurse lässt solange nicht nach, wie diese Unternehmen Trümpfe in Form vom Produkten und Dienstleistungen im Ärmel haben. Eine Übersicht: 

Apple

Performance 2019: +84,5 Prozent / Performance 2020: +8,5 Prozent

Kritische Geister sind der Meinung, dass Apple vergangenes Jahr die massiven Kursgewinne vor allem mit Aktienrückkäufen augelöst habe. Mit dieser (nicht unumstrittenen) Massnahme verbesserte sich der Gewinn pro Aktie, und die Apple-Investoren griffen entsprechend zu. Dieser Effekt trifft muss bei der Analyse der Apple-Kursperformance in der Tat berücksichtigt werden, doch wäre es vermessen zu behaupten, dass Apple bei den Produkten und den Innovationen lahm geworden ist.

Der sehr bullishe Vermögensverwalter Wedbush aus Los Angeles glaubt, dass die 5G-Updates beim iPhone einen "Superzyklus" bewirken werden (cash berichtete). Auch ansonsten weniger enthusiastische Analysten haben in letzter Zeit die Kursziele erhöht. Das erste 5G-fähige Mobiltelefon soll im September kommen.

Die Apple-Aktie (rot) lässt die anderen Titel hinter sich. Microsoft (blau), Facebook (violett) und Alphabet (grün) schlugen den Markt ebenfalls, während Amazon (gelb) etwas hinterherhinkt (Grafik: cash.ch).

Analysten zufolge dürften die iPhone-Verkäufe anziehen. Apple will auch mit der Dienstleistungs-Sparte (Services) wachsen. Derzeit etwa bezahlen noch relativ wenig Nutzer für den noch neuen Streamingdienst Apple TV Plus, weil sie das Abonnement als Beigabe für ein Apple-Produkt erhielten. Im Laufe des Jahres könne Apple TV Plus aber zur Einnahmequelle werden.

Alphabet (Google)

Performance 2019: +28,2 Prozent / Performance 2020: +10,5 Prozent

Der starke Kursanstieg der Aktie nach dem Jahreswechsel hat den Google-Konzern vor wenigen Tagen erstmals eine Billion Dollar wert werden lassen. Damit schliesst sich Alphabet dem erlauchten Kreis von Apple, Amazon und Microsoft an, die dies schon (mindestens einmal) geschafft haben. 

Der Rückzug der Gründer Larry Page und Sergey Brin und der Antritt von Sundar Pichai als Alphabet-CEO im Dezember wird am Markt als Plus gesehen. Damit die Aktie weiter steigt, muss auch der Werbeumsatz weiter zulegen und die Suchdienste weiter monetisiert werden. Im Cloud-Computing will man Amazon und Microsoft verstärkt angreifen, wobei sich dies, wenn erfolgreich, möglicherweise erst nach 2020 auf den Aktienkurs auswirken dürfte.

 

Bloomberg verzeichnet indessen kein einziges "Sell" für die Alphabet-Aktie. Die UBS errechnet ein Upside von 15 Prozent.

Amazon

Performance 2019: +23 Prozent / Performance 2020: +0,9 Prozent

Amazon ist die einzige Aktie unter den fünf hier diskutierten, die 2019 unter dem S&P 500 performte. Sie weist zudem die niedrigste Performance seit Jahresanfang aus und ist auch mit Abstand am höchsten bewertet.

Mehr zum Thema: Gibt es bald Amazon-Supermärkte in Deutschland?

Gebremst wurde die Aktie in den vergangenen Monaten unter anderem deswegen, weil der Konzern 2019 hohe Investitionen auswies. Das Handelsgeschäft böte mit einer verbesserten Logistik, Lieferungen für mehr Produktkategorien wie Lebensmittel und günstiger Preise noch viel Potenzial. Auch auf der Cloud ruhen noch Hoffnungen, auch wenn dort harte Konkurrenz herrscht.

Mehr Informationen liefert die nächste Zahlenvorlage am 30. Januar. Je nach dem könnte Amazon gar zur attraktiven Einstiegsaktie werden.

Facebook

Performance 2019: +55 Prozent / Performance 2020: +8,2 Prozent

Ein Grund für die starke 2019er Performance war auf die tiefe Ausgangsbasis nach einem schwachen 2018, als Datenskandale den Kurs drückten. Doch die Investoren wandten sich wieder den Stärken des Unternehmens zu: Mit Facebook, Whatsapp und Instagram besitzt der Konzern einige der wichtigsten sozialen Medien der Gegenwart und kann dies auch mehr und mehr zu Geld machen.

Die Erfolgssträhne der Facebook-Aktie im vergangenen Jahr ist nach Ansicht von Wall-Street-Auguren noch nicht vorbei. Was natürlich nicht passieren sollte, ist ein neuerlicher Datenskandal.

Microsoft

Performance 2019: +55,2 Prozent / Performance 2020: +6 Prozent

Nach Apple war Microsoft der stärkste Treiber des US-Aktienmarktes im vergangenen Jahr. Zusammen machten die beiden Konzerne 15 Prozent des Anstiegs beim Leitindex S&P 500 aus.

Die gute Börsenperformance verdankt das Unternehmen den Cloud-Diensten, vor allem der Plattform Azure. Mehr und mehr Unternehmen nutzen diesen Dienst für ihre Softwareentwicklungen und ihr Datenmanagement.

Vergangenes Jahr setzte Microsoft so das Angebot von Amazon, Amazon Web Services, unter Druck, indem man dez Konkurrent wichtige Kunden abjagte. Dass Microsoft gar vom Pentagon, dem US-Verteidigungsministerium, einen 10-Milliarden-Dollar-Auftrag bekam, trieb Amazon dazu, die Gerichte anzurufen. Der Fall zeigt aber, wie sich Microsoft im Cloud-Computing derzeit ausbreitet und auf weitere lukrative Regierungsaufträge hoffen kann.