Der Dollar wertet seit dem Präsidentschafts-Wahlsieg von Donald Trump auf. Anleger hoffen auf Infrastrukturausgaben und Steuersenkungen durch den neuen US-Präsidenten. Der Dollar-Index DXY, der die US-Währung mit einem Korb aus Währungen (Euro, Yen, Pfund, Kanada-Dollar, Schwedenkrone und Franken) vergleicht, ist nahe bei einem 14-Jahres-Hoch. Das Dollar-Hoch beunruhigt die Schwellenländer, wo man schon Ängste vor einer Bankenkrise schürt. Tatsache ist, dass die US-Wirtschaft und der Dollar die Weltwirtschaft immer noch derart dominieren, dass die USA relativ egoistisch vorgehen können: Das weiss auch der Immobilienmilliardär Trump.

UBS-Währungsstratege Daniel Trum sieht aber keinen Dollar-Höhenflug: "Wir glauben, dass der Dollar wegen höherer Inflation in den USA wieder abwertet, vor allem zum Euro." Das US-Haushaltdefizit erfordere weiter Kapitalzufluss, und mit Trumps angekündigtem Infrastrukturprogamm dürfte das Defizit zunehmen. "Zum Franken dürfte der Dollar in den nächsten drei Monaten von der aktuellen Parität auf etwa 0,96 Franken fallen. Die SNB wird einen zum Dollar etwas stärkeren Franken akzeptieren", sagt Trum.

Den Dollar-Index treibt auch, dass Anleger mit Trump raschere Zinserhöhungen erwarten. Aber die Rolle der Fed unter dem neuen Präsidenten ist noch fraglich. Mit dem Dollar kann nun passieren, was manche auch für die Aktienmarkt erwarten: Nachdem die Finanzmärkte eine Trump-Präsidentschaft fürchteten, sagten sie zunächst fallende Kurse voraus. Der Wahlsieg des Republikaners führte aber zu weniger Verwerfungen und stützt zunächst die Kurse. In einigen Wochen aber dreht sich das ganze wieder und sowohl Aktienkurse als auch die Dollar-Stärke bröckeln wieder ab.

Frankenstärke ist nicht wegzubekommen

Der Euro ist nach der Trump-Wahl unter 1,08 Franken gefallen. Kurzfristig reagiert der Franken schnell bei politischen Ereignissen, vor allen, wenn sie für die Finanzmärkte überraschend kommen wie der Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen oder das EU-Referendum in Grossbritannien im Juni. Die Zürcher Kantonalbank geht von einer Frankenaufwertung aus und erwartet, dass sich der Wechselkurs zum Euro in drei Monaten auf 1,06 Franken absenkt. Bisher lag die Prognose bei 1,10 Franken.

Stabilere politische und wirtschaftliche Entwicklungen sowie vor allem eine intervenierende Schweizerische Nationalbank könnten den Franken natürlich schwächer werden lassen - daher sind Wechselkurse näher an 1,10 Franken auch in den nächsten Wochen nicht unrealistisch.

Aber auch ein Euro, der in den nächsten Monaten zum Dollar wieder zulegt, nützt der Nationalbank unter Umständen wenig. Wer einen längerfristig steigenden Euro-Franken-Kurs voraussagt, verknüpft dies in der Regel mit der Erwartung, dass die Euro-Zone Anzeichen eines tragfähigen Wachstums zeigt. Allerdings kommt der Währungsraum insgesamt nach wie vor nicht richtig auf Touren. Im Gegenteil: Mit dem 4. Dezember, wenn Italien über das Verfassungsreferendum abstimmt, drohen neue Turbulenzen. Derzeit sieht es danach aus, dass Premierminister Matteo Renzi die Abstimmung verliert und damit um sein Amt bangen muss. Eine Krise in Italien ist auch eine Krise für die Euro-Zone.

Sterling bleibt eine Risikowährung

Ein bewegtes Jahr hat das britische Pfund hinter sich. Das Ja zum EU-Austritt im Juni liess die Währung von 1,51 auf 1,32 Dollar fallen. Nachdem Premierministerin Theresa May Anfang Oktober Pläne durchblicken liess, dass sie im Zuge der Austrittsverhandlungen einen klaren Bruch mit der EU anstrebe, fiel der Kurs auf 1,18 Dollar. Seitdem erholt sich der Kurs wieder, reagiert aber extrem nervös auf zahlreiche Spekulationen, wie der Weg zum EU-Austritt des Vereinigten Königreichs künftig aussehen wird. Nachdem der High Court in London der Regierung am 3. November komplizierte Auflagen für einen EU-Austritt machte, stieg das Pfund abermals in Richtung 1,25 Dollar.

Zum Franken hat sich das Pfund fast gleich verhalten wie zum Dollar. Das Brexit-Votum liess Sterling von 1,46 auf 1,29 Franken fallen und bis Oktober auf bis 1,16 Franken absinken. Aktuell nähert sich der Kurs wieder 1,25 Franken.

UBS-Devisenexperte Trum sieht das Pfund zu Dollar und Franken in nächster Zeit steigen, vor allem wegen seiner prognostizierten Schwäche des Dollar. Er sieht die britische Währung aber weiter mit Risiken behaftet. Über den Brexit-Kurs der Regierung in London ist immer noch wenig bekannt. Die Finanzmärkte wünschen sich eine weiterhin möglichst enge Verbindung Grossbritanniens zur EU beziehungsweise deren Binnenmarkt. Jede Nachricht, dass diese Option sich durchsetzt, stärkt das Pfund. Es fällt, wenn sich die Ansicht verhärtet, dass es zu einer klaren Trennung kommt.

Yen bleibt sicherer Hafen

Die Situation der nordischen Währungen, die nicht an den Euro gekoppelt sind, sieht Trum ähnlich: Die Schwedische Krone (SEK) und die Norwegische Krone (NOK) dürften seiner Ansicht nach wie das Pfund zum Dollar – und damit auch zum Franken - in den nächsten sechs bis zwölf Monaten aufwerten. Unter Druck kommen könnten aber der Australische Dollar. Der Rohstoffboom der vergangenen Monate führte Beobachtern zufolge zu einer Überbewertung. 

Wie der Franken ist auch der Yen in unsicheren Zeiten ein sicherer Hafen. Innerhalb einer Woche hat die japanische Währung von 1,05 auf 1,09 Dollar zugelegt. Der Wirtschafts- und Geldpolitik in Japan kommt die Yen-Stärke nicht gelegen. Allerdings zweifelt man nach wie vor daran, dass die Abenomics genannten Regierungsmassnahmen und die Lockerungspolitik der Bank von Japan die wirtschaftliche Stagnation des Landes wirklich durchbrechen kann. Die Notenbank selbst glaubt derzeit nicht an das Erreichen des Inflationsziels von 2 Prozent bis März 2018.