Die Niederlage des italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi beim Verfassungsreferendum sei wohl bereits in der Vorwoche in die Kurse eingearbeitet worden, erklären Händler. Renzi kündigte in der Nacht zum Montag seinen Rücktritt an, Italien droht nach der Ablehnung der Verfassungsreform eine politische und wirtschaftliche Schieflage. Der SMI steigt bis 11.40 Uhr um 1,2 Prozent auf 7877 Zähler.

"Das Nein Italiens hat nicht wirklich überrascht", sagt ein Händler. Es überwiege die Erleichterung, dass ein weiterer Unsicherheitsfaktor ausgeräumt sei. "Ich würde am heutigen Tag nicht das Wort Euro-Krise in den Mund nehmen", sagt Thomas Gitzel von der VP Bank. "Italien dürfte jetzt eine Technokratenregierung bekommen. Das muss nichts Schlechtes bedeuten. Übergangsregierungen in Europa haben manchmal mehr hinbekommen als reguläre Regierungen." Manche Analysten schliessen eine Phase der Unsicherheit in der hoch verschuldeten drittgrössten EU-Volkswirtschaft nicht aus.

Die Aktien der Grossbanken machten anfängliche Kurseinbussen schnell mehr als wett. Credit Suisse und UBS notieren 0,7 und 0,9 Prozent fester. Händlern zufolge bleibe abzuwarten, was der Ausgang des Verfassungsreferendums für die Bemühungen Italiens bedeute, die Banken in den Griff zu kriegen. Die Banken des Landes sitzen auf einem 360 Milliarden Euro hohen Berg von Krediten, deren Rückzahlung fraglich ist. Dies könnte sich negativ auf die Banken anderer Länder auswirken, befürchtet ein Händler.

Mit Spannung erwarten Anleger die Investorenveranstaltung der Credit Suisse am Mittwoch in London. Einem Bericht der "Schweiz am Sonntag" zufolge plant die Grossbank den Abbau von weiteren 1000 bis 1300 Stellen in der Schweiz. Die Massnahme soll auf dem Investorentag angekündigt werden. Credit Suisse wollte sich zu dem Bericht nicht äussern.

Actelion weiter sehr volatil

Volatil zeigten sich die Actelion-Aktien. Mit 1,3 Prozent Abschlag sind sie im SMI der einzige Kursverlierer. Novartis-Chef Joseph Jimenez hat Spekulationen widersprochen, sein Konzern könne ein Gegenangebot für die vom US-Konzern Johnson & Johnson umworbene Biotech-Firma abgeben. "Wir haben immer wieder gesagt, dass wir uns auf ergänzende Akquisitionen im Rahmen von zwei bis fünf Milliarden US-Dollar konzentrieren", sagte Jimenez dem "Sonntagsblick" auf die Frage, ob Novartis bei der geplanten Übernahme als "weisser Ritter" auftreten könnte. Actelion ist an den Börsen derzeit mehr als 21 Milliarden Dollar wert.

Gefragt sind die Anteile der Luxusgüterhersteller. Die Titel von Richemont und Swatch legen 2,8 und 3,9 Prozent zu und führen damit die Gewinner unter den Standardwerten an. Bei ausländischen Luxusgüterherstellern zieht das Geschäft in China an. Die Reichen des Landes hätten nach dreijähriger Zurückhaltung wieder den heimischen Markt für ihre Luxuseinkäufe entdeckt. Chinas Oberschicht zeichnet mittlerweile für rund ein Drittel der Luxuseinkäufe verantwortlich. In den vergangenen drei Jahren hatte das harte Durchgreifen der Regierung gegen Korruption und das Anprangern von Prunk reiche Chinesen verschreckt.

Auch andere Zykliker wie der Elektrotechnikkonzern ABB, der Personalvermittler Adecco, der Chemikalienhersteller Clariant und der Zementproduzent Lafarge-Holcim gewinnen bis zu 2 Prozent an Wert.

Stützen des Marktes sind die Anteile der Index-Schwergewichte aus dem Pharma- und Lebensmittelsektor. Novartis und Roche legen 1,1 und 1,3 Prozent zu, Nestlé rücken um 1,3 Prozent vor.

Die Versicherungstitel steigen bis gegen 2 Prozent. Die Aktien von Swiss Re ziehen mit Unterstützung durch positive Analystenkommentare nach dem Investorentag vom Freitag 1,9 Prozent an.

Am breiten Markt fallen die Anteile von Meyer Burger um 9,6 Prozent. Die Aktionäre des Solarindustrie-Ausrüsters hiessen am Freitag umfangreiche Kapitalmassnahmen gut.

(Reuters/cash)