Der Kurszerfall bei Obligationsanleihe schlechter Schuldner, sogenannter "Ramschanleihen", geht ungebremst weiter. Gerade aus New York treffen täglich wieder neue Berichte über teils tumultartige Szenen in diesem Marktsegment ein. Das drückt auch an den Aktienmärkten auf die Stimmung der Anleger, was nicht weiter überrascht. Denn die Entwicklung bei den "Ramschanleihen" gilt als zuverlässiger Frühindikator für die Börsenkurse. Beobachter machen deshalb nicht zuletzt diesen Umstand dafür verantwortlich, dass das Jahresend-Rally bislang ausgeblieben ist.

In einer Strategiestudie versuchen die für Morgan Stanley tätigen Analysten die Wogen nun zu glätten. Sie räumen zwar ein, dass sich die europäischen Aktienmärkte schon seit drei Jahren mehr oder weniger im Gleichschritt mit den Anleihenkursen schlechter amerikanischer Schuldner entwickeln.

Keine Ansteckungsgefahr - mit zwei Ausnahmen

Allerdings raten die Strategen den Anlegern in Europa dazu, „bloss keine Angst davor zu haben, jetzt Aktien zuzukaufen“. Die allgemeine Stimmung sei schon seit Wochen vorsichtig und das Wirtschaftsumfeld zusehend günstig für Aktien, so schreiben die Experten.

Sie setzen dabei auf die Aktien von ITV, Roche, Randgold, Easyjet, SAP, Marks & Spencer, Experian, ASML, Colruyt, Dassault Systemes, Nestlé, Kone und Jeronimo Martins. Eines haben diese Unternehmen gemeinsam: Sie alle verfügen über eine solide Bilanz, sprich nur über eine geringe Verschuldung. Damit könnten sie am Ende gar von den Turbulenzen profitieren.

Dass der Kurszerfall amerikanischer "Ramschanleihen" auf den alten Kontinent übergreifen könnte, halten die Studienverfasser für sehr unwahrscheinlich. Sie verweisen darauf, dass sich die Anleihenkurse dies- und jenseits des Atlantiks über die letzten Jahre weitestgehend voneinander abgekoppelt haben. Das nicht zuletzt aufgrund der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).

Ansteckungsgefahr machen die Strategen bestenfalls bei den europäischen Automobilherstellern und den Rohstoffproduzenten aus. Gerade bei letzteren drücke der Schuh bei der vergleichsweise hohen Fremdverschuldung. Ausserdem hätten diese beiden Wirtschaftszweige in der Vergangenheit die grösste Anfälligkeit aufgewiesen, nicht zuletzt auch aufgrund der hohen Abhängigkeit von den Schwellenländern. Diese gelten nämlich seit je her ebenfalls als verletzlich für von Amerika ausgehenden Schockwellen.