Zusammen mit dem Hersteller Mahindra streben die Wolfsburger bis zum Ende dieses Jahres einen "verbindlichen Vertrag" an, wie beide Partner am Donnerstag ankündigten. Ein Kooperationsabkommen wurde bereits geschlossen. Es geht um Baugruppen wie Elektroantriebe, Batteriesysteme und bald auch eigene Batteriezellen, die Volkswagen in seinen Komponentenwerken produziert. Ihre Batteriesparte hat die VW-Gruppe schon als Europäische Aktiengesellschaft (SE) organisiert, später einmal könnte womöglich deren Börsengang anstehen.

Für die Führung des Bereichs, der die gesamte Wertschöpfungskette vom Rohstoffeinkauf über Forschung, Entwicklung und Produktion bis zum Recycling abdecken soll, ist ab Juli ein sechsköpfiger Vorstand zuständig. Geleitet wird er von Frank Blome, der seit 2020 das Geschäftsfeld Batterie im Technikressort verantwortet. Mit dabei ist auch der frühere Batterie-Entwicklungschef von Apple , Soonho Ahn. Der Südkoreaner arbeitete zudem bei den Elektronikriesen LG und Samsung .

Die Planung und der zukünftige Betrieb der eigenen europäischen Zellfabriken soll von Sebastian Wolf gesteuert werden. Der Ingenieur war zuvor unter anderem für Bosch tätig - VW will mit dem Zulieferer aus Stuttgart auch die technische Ausstattung der Zellwerke angehen. Die Batteriegesellschaft von Volkswagen selbst wird in Salzgitter angesiedelt, wo eine der sechs Batteriezellfabriken in Europa entsteht. Weitere Standorte sind Skellefteå in Nordschweden und Valencia in Spanien. Entscheidungen zu den übrigen drei stehen noch nicht fest, es gibt Bewerber etwa aus Deutschland und aus Osteuropa.

Mahindra wäre der erste indische Autobauer, der Systeme für die E-Mobilität bei VW zukauft. Ein grosser externer Kunde ist bisher Ford . Die Amerikaner wollen auf der Basis von Volkswagens Modularem Elektrobaukasten (MEB) mindestens zwei eigene Autos bauen, dabei ist das deutsche Ford-Werk in Köln eingebunden. VW-Technik- und -Komponentenvorstand Thomas Schmall sagte, die Gespräche mit Mahindra seien nun einer der nächsten Schritte, um den MEB zu öffnen. Diese Plattform kommt in mehreren Modellen der VW-Konzernmarken zum Einsatz, sie ist aber als offenes Konzept angelegt. Hauptziele sind, Grössenvorteile besser auszunutzen und Standards zu vereinheitlichen.

Mahindra und Volkswagen wollen ihre Zusammenarbeit laufend bewerten. Kommt es zu der angepeilten festen Kooperation, hätten die Inder zunächst wohl vor allem Interesse an einzelnen Kernmodulen des MEB. Die Rede ist von einem möglichen Vertrag mit sechs bis sieben Jahren Laufzeit. Die Teile und Systeme dürften vorerst aus VW-Fabriken in Europa und Asien zugeliefert werden. Später - sofern alles wie geplant verläuft und es mittelfristig hinreichende Nachfrage gibt - könnte eventuell eine lokale Fertigung in Südasien denkbar sein.

Indien gilt als einer der Automärkte mit dem grössten Wachstumspotenzial, bislang sind dort allerdings vor allem Verbrenner unterwegs. In dem Schwellenland mit rund 1,4 Milliarden Einwohnern sollen ab Mitte der 2030er Jahre nur noch emissionsfreie Fahrzeuge neu zugelassen werden. Die Industrie dort wolle sich insgesamt unabhängiger von Rohstoffen aus dem Ausland machen, sagte Schmall. An zugelieferten Elektrokomponenten bestehe jedoch grosses Interesse.

Im Fall von Mahindra geht es um grössere SUVs, die der Hersteller mit seiner "Born Electric Platform" bestücken will. Schmall gab sich überzeugt, dass der indische Markt für dieses Segment genügend Käufer hat. VW hatte zunächst lange versucht, erst ein grösseres Angebot für Kleinwagen in dem Land sowie in China aufzubauen - mit bestenfalls mässigem Erfolg. Gespräche mit dem indischen Hersteller Tata über ein gemeinsames "Budget Car" waren vor einigen Jahren noch geplatzt. Mittlerweile hat die Konzerntochter Skoda die Verantwortung für den wachstumsträchtigen Subkontinent. Die Tschechen bekamen zum Beispiel den Auftrag, eine Entwicklungsabteilung für Fahrzeuge aufzubauen.

(AWP)