Sie heissen zum Beispiel Shanghai Automotive oder Beijing Automotive, Dongfeng, Changan, Geely und Great Wall. Manche verwenden auch – zumindest für westliche Ohren - originellere Namen wie Brilliance oder BYD, "Build Your Dream". Es sind einige der heimischen Hersteller des seit zehn Jahren grössten Automarktes der Welt. Etwa jedes vierte Auto weltweit wird in China verkauft; 2025 dürfte es jedes dritte sein.

Es gibt im Reich der Mitte drei Arten von Automarken: Importierte Autos, das sind vor allem Luxuskarossen wie Bentley oder Ferrari. Dann vom chinesischen Staat kontrollierte Joint-Ventures, dort produzieren beispielsweise die drei grossen deutschen Konzerne BMW, Daimler und VW oder koreanische und japanische Hersteller in China. Und schliesslich chinesische Autobauer, die eine Vielzahl von eigenen Marken auf den Markt bringen.

Die China-Autohersteller konzentrieren sich auf den eigenen Markt und sind dort auf dem Vormarsch. VW hatte zwar 2016 mit 1,5 Millionen verkauften Fahrzeugen die Nase vorn, gefolgt von Buick und Honda. Auf Platz vier folgt allerdings als erster China-Autobauer Changan mit gut über einer Million abgesetzter Autos. Im Vergleich zum Vorjahr steigerte sich das Unternehmen, das seinen Sitz in Chongqing (Chungking) hat, in der Rangliste zwei Plätze nach oben.

Modelle werden weltmarktfähig

Noch vor wenigen Jahren galten chinesische Autohersteller als international nicht konkurrenzfähig. Der Versuch eines Markteintritts in Europa scheiterte vor einigen Jahren wegen der Qualität. Dieses Manko hat sich aber zuletzt reduziert: Experten zufolge haben die Chinesen nur noch grössere Nachteile bei Technologien, an denen bei der Autoherstellung jahrzehntelange Erfahrung zählt.

Dazu gehören der Fahrkomfort oder das Fahrverhalten, also wie ein Auto auf der Strasse liegt. Das könnten die Deutschen und die Japaner immer noch besser. Allerdings werben die Chinesen immer gezielter europäische Automanager und Entwickler ab: Der Vorsprung der alten Welt schmilzt. Und beim Design nähern sich die Modelle, die früher entweder altmodisch, leicht barock oder wie schrullige Billig-Kopien westlicher Autos aussahen, den kühnen Linien europäischer oder japanischer Hersteller an.

Und wenn die Rede von Elektroautos ist, hat China bereits die Führung übernommen. Der Marktanteil von strombetriebenen Fahrzeugen erhöhte sich 2017 von 1,8 auf 2,7 Prozent. Das Land erlebt diesbezüglich einen veritablen Boom, und BYD ist dabei der grösse Produzent von Elektroautos weltweit. In den meisten europäischen Ländern beträgt der Marktanteil um 1 Prozent.

Geely überlegt Markteintritt in Europa

Noch exportieren die Chinesen relativ wenig Autos. Wenn, dann konzentrieren sich die Hersteller auf aussereuropäische Märkte in Asien, dem Mittleren Osten oder speziell auch den aufstrebenden Volkswirtschaften in Afrika. In die Schweiz werden bisher laut dem Branchenverband Auto-Schweiz keine chinesischen Autos importiert.

Der SUV Geely Boyue rollt seit 2016 auf Chinas Strassen und wurde vom ehemaligen Volvo-Designer Peter Horbury gestaltet (Bild: Bloomberg).

Mittelfristig wird aber damit gerechnet, dass ein chinesischer Hersteller den Markteintritt wagt. Dem Hersteller Geely wird nachgesagt, Ambitionen in Europa zu haben. Geely hat den Vorteil, den schwedischen Hersteller Volvo und damit dessen Know-How zu besitzen. Geely hat vor einem Monat mit dem Kauf von 9,7 Prozent der Daimler-Aktien von sich reden gemacht. Wann und mit welchen Modellen Geely auf den europäischen und eventuell auch Schweizer Markt eintreten will, ist im Moment aber noch nicht bekannt.

Schweizer Zulieferer setzten auf China-Wachstum

Auch wenn chinesische Autos in der Schweiz noch kein Thema sind: Für die Schweizer Autoindustrie spielt China eine entscheidende Rolle. Die Zulieferer gehen davon aus, dass die Märkte in Nordamerika und Europa weitgehend gesättigt sind und Wachstum daher in erster Line aus China stammen wird. Die Zulieferer können auf zwei Weisen Wachstum suchen: Mit europäischen, japanischen oder koreanischen Herstellern vor Ort, oder mit den chinesischen Autokonzernen direkt.

Autoneum, Spezialist für Verkapselungs- und Dämmsysteme, beliefert nach eigenen Angaben unter anderem die chinesischen Hersteller Beijing Automotive (BAIC) und Geely. Daneben hat die Industriegruppe auch Kunden bei nicht-chinesischen Herstellern, die vor Ort produzieren. Teil der Wachstumsstrategie sei aber klar, bei den chinesischen Herstellern zu wachsen, hält das Unternehmen fest.

Etwas anders ist die Situation beim Maschinenhersteller Feintool: "Das Unternehmen produziert vor allem für Hersteller wie Daimler und VW, die ihre Herstellung verstärkt nach China verlagern", sagt Analyst Alexander Koller von der Zürcher Kantonalbank. Dies hänge aber auch damit zusammen, dass Feintool den Markt für Premium-Modelle beliefere, in dem chinesische Hersteller noch keine so grosse Rolle spielen.