Nach der einschneidenden Gewinnwarnung vom Januar waren einige Analysten beim Backwarenhersteller Aryzta vom Schlimmsten ausgegangen. Nicht ganz zu unrecht, wie sich rückblickend zeigt.

Denn obwohl sich die Umsatzentwicklung in der ersten Jahreshälfte im Rahmen der Markterwartungen bewegt, bricht der operative Gewinn (EBITA) gegenüber dem Vorjahr um über 30 Prozent weg.

Für Gesprächsstoff sorgt jedoch vor allem die Aussetzung der firmeneigenen Umsatz- und Margenprognosen für das gesamte Fiskaljahr 2016/17. Zum Zeitpunkt der Gewinnwarnung prognostizierte das Unternehmen eine EBITA-Marge im Bereich von 9 bis 10 Prozent bei einer Entwicklung für den Umsatz von bis zu minus 2 Prozent.

Folglich hat die Aryzta-Aktie an der Schweizer Börse SIX einen schweren Stand. Zur Stunde fällt sie noch um 8,2 Prozent auf 30,69 Franken. Zuvor liessen aggressive Verkäufe aus dem Ausland die Kursnotierungen vorübergehend sogar auf 29,77 Franken tauchen.

Der für die Bank Vontobel tätige Analyst zeigt sich erneut enttäuscht. Dass sich das Mengenwachstum im zweiten Quartal weiter verlangsamt hat, erachtet er als negativ. Wie er weiter schreibt, braucht der Backwarenhersteller dringend einen Mengenzuwachs, um die Kapazitäten besser auslasten zu können. Der Experte hält sowohl am "Hold" lautenden Anlageurteil als auch am Kursziel von 30 Franken fest.

Wie einem Kommentar der UBS Investmentbank zu entnehmen ist, fällt die Geschäftsentwicklung in den ersten sechs Monaten des Fiskaljahres 2016/17 schwächer als erwartet aus. Die Absatzsituation im Schlüsselmarkt USA habe sich im zweiten Quartal weiter verschlechtert und der organische Umsatzrückgang sich noch einmal beschleunigt, so der Autor.

Aussetzung des Ausblicks mahnt zur Vorsicht

Positiv hebt der UBS-Analyst hingegen die Fortschritte bei der noch immer nicht ganz abgeschlossenen Refinanzierung sowie die in diesem Zusammenhang etwas tieferen Zinskosten hervor. Dasselbe gilt für die insgesamt solide Barmittelgenerierung. Er stuft die Aktie deshalb wie bis anhin mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 33 Franken ein.

Anders als der UBS-Experte erachtet sein Berufskollege von der Zürcher Kantonalbank die Aussetzung des Ausblicks als kursbelastend. Allerdings lässt er durchblicken, dass die weitere Entwicklung der mit "Marktgewichten" eingestuften Aktie vor allem davon abhängig sei, inwieweit der neue Verwaltungsratspräsident Gary Mc Gann das Vertrauen zurückgewinnen könne.

Auch im hiesigen Handel sorgt die Aussetzung des erst im Januar überarbeiteten Ausblicks für Gesprächsstoff. Dass sich das Unternehmen nicht mehr konkret äussern wolle und die Barmittelgenerierung in den Vordergrund setze, zeige, dass es in den Krisen-Modus übergegangen sei, so lautet der Tenor.

Nur Kepler Cheuvreux sieht günstige Kaufgelegenheiten

Wie der für Baader Helvea tätige Analyst ergänzt, scheinen die Vertreter von Aryzta nicht mehr länger mit einer Geschäftsbelebung in der zweiten Jahreshälfte zu rechnen. Er schlussfolgert dies aus dem aufgegebenen Ausblick und dem vorzeitigen Wechsel an der Konzernspitze. Das Anlageurteil lautet weiterhin "Hold" und das Kursziel 32,50 Franken.

Der Berufskollege von Kepler Cheuvreux räumt zwar ein, dass der Backwarenhersteller eine "Baustelle" sei. Aus Sicht eines Substanzinvestors macht er bei der mit "Buy" und einem Kursziel von 40 Franken zum Kauf empfohlenen Aktie allerdings günstige Einstiegsgelegenheiten aus. Seines Erachtens dürften sich die Personalrochade und der geplante Schuldenabbau über die Zeit ausbezahlt machen.