Mit der kräftigen Wirtschaftserholung nach dem Corona-Tief tauchen auch seit längerem wieder die Sorgen um Inflation auf. Und von den Preisanstiegen bleibt auch der Immobilienmarkt nicht verschont. Gerade bei Wohneigentum wurden neue Rekorde erzielt.

Dennoch gibt Raiffeisen Schweiz in gewissem Mass Entwarnung. "Trotz rekordhoher Preise fehlt für eine Blase am Eigenheimmarkt aber das spekulative Element", erklärt Chefökonom Martin Neff in einer aktuellen Immobilienanalyse vom Donnerstag. Denn die Nachfrage werde weiterhin insbesondere durch Selbstnutzer getrieben. Einen wirklichen Schutz vor Inflation, wie ihn sich viele durch ein Eigenheim erhoffen, gebe es allerdings nur in der langen Frist. "Kurz- und mittelfristig kann der Inflationseffekt durch andere Faktoren überlagert werden", so Neff.

Mietwohnungsmarkt zeigt sich krisenfest

Sehr krisenfest zeigt sich derweil der Mietwohnungsmarkt. Weder die Covid-19-Pandemie noch ein nachhaltiger Anstieg der Inflation mit steigenden Zinsen könne diesen Markt in wirkliche Schieflage bringen, ist sich der Experte sicher. Das verhindere das herrschende Referenzzinssatz-Regime. "Selbst wenn die Teuerung hierzulande kräftig anziehen würde, ist weiterhin mit sinkenden Angebotsmieten zu rechnen", erklärt der Chefökonom. Denn höhere Baupreise oder Finanzierungskosten seien durch die erhöhten Leerstände derzeit kaum weiterzugeben.

Sinkende Mieten bei steigenden Zinsen würden sich allerdings negativ auf die Bewertungen der Schweizer Renditeliegenschaften auswirken. Allerdings dürften die langfristig orientierten professionellen Immobilieninvestoren auch ein solches Szenario gut bewältigen, erwartet Neff.

Baulandpreise steigen

Weiterhin sehr knapp bleibt derweil das Bauland für Wohnnutzungen in der Schweiz. Gleichzeitig sei die Nachfrage nach freien Parzellen im aktuellen Tiefzinsumfeld sehr hoch. Das habe zu stark gestiegenen Preisen in den letzten Jahren geführt - besonders in den Zentren. Seit Anfang 2016 seien hier Preissteigerungen von 1300 auf 2200 Franken pro Quadratmeter zu beobachten gewesen, ein Wachstum von fast 70 Prozent. "Nicht die Häuser werden in der Schweiz immer teurer, sondern eigentlich nur das Land, auf dem sie stehen" stellt Neff fest. Einzig in Tourismusgebieten habe das Zweitwohnungsgesetz zu Preisrückgängen geführt.

Der stationäre Detailhandel steht hingegen vor einem auch durch die Corona-Krise beschleunigten Strukturwandel. In einigen Segmenten sei es zu drastischen Umsatzeinbussen gekommen, die Marktanteile der Onlinehändler sind entsprechend stark gestiegen. 2020 sei erstmals mehr als jeder zehnte Franken online ausgegeben worden. Besonders unter Druck stehe dabei der Non-Food-Bereich. "Dass sich Non-Food-Detailhändler oder Gastronomen nach den Erfahrungen der letzten Monate um allenfalls leer werdende Flächen reissen, ist eher unwahrscheinlich", meint Martin Neff daher.

(AWP)