Der Schweizer Aktienmarkt befindet sich in Rekordlaune. Schon seit Tagen klettert der Swiss Performance Index (SPI) von einem Höchststand zum nächsten. Auf dem Schlussstand vom Mittwoch bei 8845 Punkten errechnet sich seit Jahresbeginn ein ansehnliches Plus von knapp 13 Prozent.

Als treibende Kraft erwies sich vor allem das Zweiergespann bestehend aus Roche und Novartis. Die im Frühling entrichteten Dividendenzahlungen aufgerechnet, liegen die beiden als defensiv "verschrienen" Indexschwergewichte um 19 Prozent beziehungsweise sogar 33 Prozent über dem Stand von Anfang Jahr.

Gategroup nach starkem Ergebnis der Wegbereiter

Doch längst nicht alle Aktien konnten in vergleichbarem Ausmass vom Kapitalstrom an unseren Heimmarkt profitieren. Das Interesse der Anleger verlagert sich damit vermehrt auf die Valoren potenzieller Nachzügler.

In den letzten Tagen war denn auch erstmals eine Jagd auf zurückgebliebene Titel zu beobachten. Angeführt wurde diese von der Aktie der Gategroup. Die ehemalige Swissair-Tochter legte vor Wochenfrist besser als erwartete Neunmonatszahlen vor.

Die Reaktion liess nicht lange auf sich warten: Innerhalb von nur fünf Handelstagen stieg der Kurs um mehr als 16 Prozent, alleine die Hälfte davon am Dienstag. Händler führten dieses Kursfeuerwerk auf aggressive Deckungskäufe aus dem Ausland zurück. Von den Jahrestiefstständen von Mitte Oktober aus betrachtet errechnet sich mittlerweile sogar ein Plus von 36 Prozent.

Zurückgebliebene Schweizer Bankaktien

Das Catering-Unternehmen bleibt jedoch hochverschuldet und hat aus früheren Grossübernahmen noch immer reichlich Goodwill "im Gepäck". Auch das schwierige und von einem sehr intensiven Wettbewerb bei den Kunden geprägte Branchenumfeld spricht aus Anlegersicht nicht gerade für einen Einstieg.

Anders als die Aktie der grösseren Rivalin UBS hat sich jene der Credit Suisse nur unbedeutend von den im Oktober erlittenen Jahrestiefstkursen erholt. Bei der CS droht unter dem auf das Investment Banking ausgerichteten Geschäftsmodell eine vorübergehende Dividendenkürzung, wenn nicht gar eine für die Aktionäre schmerzhafte Kapitalerhöhung nach dem Vorbild vom Sommer 2012. Beides würde der Credit Suisse und ihrer Aktie ziemlich sicher übelgenommen.

Auch die Titel von EFG International sind derzeit nur ein Schatten ihrer selbst. Ein Freibrief zum Einstieg ist das dennoch nicht.

Gefallener Börsenliebling ohne Chance auf Rehabilitierung

EFG International verfügt nach Jahren des Verzichts zwar wieder über eine komfortable Eigenkapitalbasis. Die Privatbank hat allerdings ein Kostenproblem. Ausserdem steht der Vergleich im Steuerstreit mit den USA noch immer aus und die Tage aggressiver und jeweils gewinnverdichtender Firmenzukäufe sind schon lange gezählt.

Zu Jahresbeginn von Analysten noch hochgejubelt, gilt die Aktie von Meyer Burger weniger als die Hälfte von Anfang März. Die Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Auftragsflaute haben sich längst in Luft aufgelöst. Selbst der Einstieg hochkarätiger neuer Grossaktionäre wie die beiden amerikanischen Fondsgesellschaften Capital Group und Franklin Resources half dem Aktienkurs bislang nicht.

Börsendebütant muss über die Bücher

Mit der Stärkung der Eigenkapitalbasis mittels der Herausgabe einer Wandelanleihe im Gegenwert von 100 Millionen Franken hat sich das Solarunternehmen Zeit erkauft. Auf eine Belebung der Auftragslage zu warten wird dennoch immer mehr zu einer Geduldfrage für die Aktionäre. Der in Ungnade gefallene Börsenliebling bleibt damit ohne Chance auf Rehabilitierung.

Der Gang an die Schweizer Börse SIX ist bei Transocean zwar schon ein paar Jahre her. Ursprünglich wurde die Aktie des Ölserviceunternehmens hierzulande als interessante Alternative zu den dominanten Branchenthemen wie Pharma, Nahrungsmittel und Finanzen gefeiert.

Für die Aktionäre ist Transocean jedoch längst zum finanziellen Fiasko verkommen. Alleine seit Jahresbeginn hat die Aktie knapp 40 Prozent eingebüsst und liegt in Dollar betrachtet auf dem tiefsten Stand seit über zehn Jahren.

Aktuell errechnet sich eine atemberaubend hohe Dividendenrendite von 11,8 Prozent. Doch spätestens seit dem stark rückläufigen Ölpreis muss das Geschäftsmodell des auf die Ölförderung auf hoher See und in grossen Tiefen spezialisierten Unternehmens ernsthaft in Frage gestellt werden. Eine Kürzung der in den letzten Jahren auf Druck des US-Milliardärs Carl Icahn substanziell erhöhten Ausschüttung gilt als so sicher wie das Amen in der Kirche. Seit den kürzlich angekündigten ausserordentlichen Wertberichtigungen in Milliardenhöhe wird sogar auf eine Kapitalerhöhung spekuliert. Der hohe sogenannte Short-Interest von 12,6 Prozent der ausstehenden Aktien zeigt jedoch eindrücklich, dass viele Anleger bei der Transocean-Aktie bereits auf weiter rückläufige Kurse spekulieren.

Zumindest einige dieser Unternehmen dürften irgendwann wieder aus der Krise herausfinden. Gerade bei solchen mit einem zusätzlichen Bedarf an Eigenkapital und einer drohenden Kapitalerhöhung winken vermutlich günstigere Einstiegsgelegenheiten. Und wenn viele dieser Aktien schon im Zuge der Rekordjagd an den Börsen nicht reüssieren, was wenn irgendwann ein grösserer Rückschlag einsetzt? Für gewöhnlich bleiben nämlich auch im Kurs zurückgebliebene Aktien nicht von einem solchen verschont.