Am Dienstag eröffnete Sika an der Schweizer Börse SIX die Unternehmensberichterstattung für das vergangene Jahr. Der Innerschweizer Baustoffhersteller wartete mit überraschend soliden Umsatzzahlen auf. Was die Höhe des letztjährigen Konzerngewinns anbetrifft, so müssen sich die Aktionäre noch bis zum 26. Februar in Geduld üben. An diesem Tag dürften sie auch erfahren, wie viel ihnen davon über die Dividende ausbezahlt wird.

Mit einer Sonderdividende dürfen die Aktionäre allerdings nicht rechnen, obschon sie ein solches "Schmerzensgeld" für das Wechselbad der Gefühle rund um den geplanten Verkauf der Kontrollbeteiligung nach Frankreich eigentlich verdient hätten.

Wie Sika sitzen auch unzählige andere Schweizer Publikumsgesellschaften auf üppigen Barbeständen. Diese sind ein Überbleibsel der Finanzkrise der Jahre 2007/08. Weil ihnen damals während Monaten der Zugang zu frischem Eigen- oder Fremdkapital verwehrt blieb, waren sie gezwungen, den Gürtel enger zu schnallen. Das geschah sowohl mittels einer Reduktion des Umlaufvermögens als auch kostenseitigen Einschnitten.

Wird Swiss Re zum «Wiederholungs-Wohltäter»?

Doch für viele dieser Unternehmen werden die Barbestände immer mehr zur Bürde. Denn an Expansionsmöglichkeiten aus eigener Kraft mangelt es genauso wie an sinnvollen und attraktiven Übernahmezielen. Schon die kommenden Wochen werden zeigen, welche Firmen sich dieser Bürde entledigen und ihren Aktionären über die reguläre Ausschüttung hinaus eine Sonderdividende entrichten.

Kein unbeschriebenes Blatt was Sonderdividenden anbetrifft ist Swiss Re. Ursprünglich als einmaliges Geldgeschenk zum Firmenjubiläum gedacht, griff der in Zürich beheimatete Rückversicherungskonzern auch in den beiden Folgejahren tief in sein Portemonnaie.

Mittlerweile hat der ehemalige Finanzchef George Quinn - er gilt als Ziehvater der Jubiläumsdividende - das Unternehmen in Richtung der Zurich Insurance Group verlassen. Da sein Nachfolger in Analystenkreisen als vehementer Verfechter von Aktienrückkäufen gilt, ist nun anstatt einer weiteren Sonderdividende auch eine Erhöhung des seit November laufenden Aktienrückkaufprogramms denkbar. Leer dürften die Aktionäre jedenfalls nicht ausgehen.

Dank der Verpflichtung von George Quinn als Finanzchef galt bis vor wenigen Wochen auch die Zurich Insurance Group als Kandidat für einen zusätzlichen Zustupf aus der "Schatzschatulle". Nicht zuletzt auch deshalb, weil der traditionsreiche Versicherungskonzern auf einem Überschusskapital von rund 3 Milliarden Dollar sitzt. Diese umgerechnet 12 Franken je Aktie erweisen sich als hinderlich bei der Erreichung des mittelfristigen Rentabilitätsziels.

Nestlé hat allen Grund zum Feiern

Nach dem überraschend schwachen dritten Quartal und dem Rücktritt von Konzernchef Martin Senn rechnet allerdings kaum noch jemand mit einer Sonderdividende. Selbst eine Kürzung der regulären Ausschüttung ist Analysten zufolge kein Tabu mehr.

Berechtigte Hoffnungen gibt es hingegen bei Nestlé. Der Westschweizer Nahrungsmittelkonzern feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen. Anfang Dezember vollendete er ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm, ohne ein Nachfolgeprogramm ins Leben zu rufen.

Gerade der für in Analystenkreisen rechnet man deshalb damit, dass die Nestlé-Aktionäre an der Jahresergebnispräsentation vom 18. Februar in Form eines 15 Milliarden Franken schweren Aktienrückkaufprogramms beschenkt werden. Doch auch eine Jubiläumsdividende wird nicht ausgeschlossen.

Mehrere Kandidaten aus der zweiten Linie

Das Transportunternehmen Kühne+Nagel entrichtete den Aktionären im vergangenen Jahr erstmals eine Sonderdividende. Die reguläre Ausschüttung miteingerechnet, wurden insgesamt 7 Franken je Titel ausbezahlt, was einer Rendite von 5,2 Prozent entsprach. Zumindest wenn es nach der Zürcher Kantonalbank geht, ist dieser Betrag auf Jahre hinaus "in Stein gemeisselt". Durch die überzeugenden Neunmonatszahlen von Mitte Oktober haben diese Spekulationen weiter Auftrieb erhalten.

Doch nicht nur einige Grosskonzerne, auch Firmen aus der zweiten Linie dürften im Zuge der Unternehmensberichterstattung der nächsten Wochen mit der frohen Kunde einer Sonderdividende aufwarten. Bei der Banque Cantonale Vaudoise hat die Wahrscheinlichkeit einer solchen nach dem vorteilhaften Vergleich im US-Steuerstreit zugenommen. Schweiter Technologies hat hingegen bereits eine Vergangenheit, was Geldgeschenke an die Aktionäre angeht.

Nach Bereichsverkäufen in dreistelliger Millionenhöhe schwimmen auch OC Oerlikon und Sulzer im Geld. Obschon sich die beiden Industriekonzerne in einem schwierigen Umfeld bewegen, sind Sonderdividenden, Aktienrückkaufprogramme oder eine Kombination daraus denkbar. Das letzte Wort hätte wohl der an beiden Firmen beteiligte russische Milliardär Viktor Vekselberg.