Die Saison der Halbjahreszahlen neigt sich langsam dem Ende entgegen. Bei einigen Unternehmen haben die vorgelegten Bilanzen den Aktienkurs gedrückt. Andere Unternehmen sehen ihren Börsenwert schon länger sinken, weil sie grössere Probleme und hartnäckigere Risiken mit sich herumschleppen. Dazu kommen der starke Franken, die Unsicherheit in China, oder das Warten auf den Zinsentscheid der Fed, gepaart mit Schwierigkeiten spezifischer Märkte, in denen einzelne Unternehmen zuhause sind.

Aber sind die tieferen Kurse nun ein Grund, die Finger von einer Aktie zu lassen? Oder sind sie geradezu eine Einladung zum Einstieg? cash geht der Frage auf den Grund, bei welchen Unternehmen die Türen offen stehen und bei welchen nicht.

Kuoni: Mit dem Verkauf des Reisegeschäfts hat Kuoni einen wichtigen strategischen Schritt unternommen, allerdings lag der Verkaufspreis von 200 Millionen Franken am unteren Ende der Erwartungen. So richtig Freude kommt nicht auf, zumal sich Beobachter noch radikalere Umbauten wünschen. Nach einem Sechs-Monate-Hoch bei 350 Franken im März steht die Aktie aktuell bei 250 Franken. Als verbleibender Reise-Grosshändler ist Kuoni überall top-profitabel, der Vertrieb von Reisevisa bleibt für 45 Regierungen eine Perle. In den Schwellenländern ist Kuoni gut unterwegs. Analysten können sich einen höheren Kurs vorstellen.

Coltene: Die Halbjahreszahlen des Zahnpraxis-Ausrüsters waren enttäuschend. Der Kurs fiel seit Mitte April um 30 Prozent, belastet auch durch die Dividendenauszahlung. Das Thema bei Coltene sind Kosten und Effizienz. Dazu ist das Unternehmen zwar innovativ, aber auf den Märkten klein. Die Produkte sind margenschwach. Vor diesem Hintergrund ist es nicht sicher, dass das Unternehmen in den nächsten Monaten deutlich vorwärts macht. Die Dividendenrendite von 4 Prozent allein kann nicht als Kursstütze dienen. Abwarten.

Micronas: Nicht nur der Franken-Euro-Kurs, sondern auch die schwächelnde Nachfrage der japansichen Autobauer belasten den Halbleiterhersteller. Die Zeichen sprechen dafür, dass Micronas im Gesamtjahr einen Verlust einfahren wird. Die Aktie hatte sich bis März vom Januar-Schock einigermassen erholt, nur um seither um 37 Prozent zu fallen. Neue Produktionslinien werden eingeführt, dürften erst in drei Jahren voll arbeiten. Für Micronas ist es daher schon eine gute Nachricht, wenn sich die Situation nicht kurzfristig noch verschlechtert. Vom Kurs sind in nächster Zeit keine Sprünge zu erwarten.

EFG International: Die Aktie hielt sich über den Sommer gut, stürzte aber nach der Ergebnispräsentation Ende Juli ab und ist nun innerhalb von drei Wochen um 22 Prozent gesunken. Der Vermögensverwalter braucht mehr teure Kundenberater, ohne dass dabei die Kosten aus dem Ruder laufen. Die Höhe des Aufwands ist ein Dauerproblem bei Privatbanken. Für EFG wäre schon einiges erreicht, wenn die Cost-Income-Ratio auf 75 Prozent gesenkt werden könnte (Ende Juni: 83,3 Prozent). Aus Sicht der Bank Vontobel dürfte dies den Kurs treiben. Wer bei EFG einsteigen will, muss also darauf vertrauen, dass EFG die Kosten besser managen wird.

Basilea: Seit einem Mehrjahres-Hoch Mitte Juli ist der Kurs um 18 Prozent abgestürzt. Den Kurs der Biotech-Firma für Anti-Infektiva und Krebsmittel unter anderem deutlich gedrückt haben (wieder einmal) schwindende Übernahmefantasien und Ende Juli die Nachricht, dass das Mittel Isavuconazole gegen die Pilzkrankheit Candidadämie Ziele einer Phase-3-Studie nicht erreicht hatte. Basilea gilt aber als Firma mit genügend Mitteln, ihre Forschungen weiterzubetreiben und Betriebsverluste verkraften zu können. Zudem verfügt das Unternehmen über bereits zugelassene Medikamente oder hat gute Chancen, Produkte auf den Markt zu bringen. Was heisst: Basilea gehört zu den weniger riskanten Biotech-Investments, und die Analysten vertrauen auf einen besseren Kurs. Doch ein gehöriges Mass Spekulation und Unsicherheit ist in diesem Sektor immer dabei.

Sulzer: Der sinkende Ölpreis, der starke Franken, Managerwechsel, hohe Barmittel bei miserablem Zinsniveau, eine komplizierte Geschichte von Ver- und Zukäufen und mal bessere, mal schlechtere Unternehmenszahlen haben dem Unternehmen und dem Aktienkurs zugesetzt. Seit einem Mehrjahres-Hoch im Mai 2013 ist der Kurs um 50 Prozent gesunken. Sind nun alle Probleme im Preis eingepreist? Auch wenn CEO Klaus Stahlmann weg ist, wird das Effizienzprogramm weitergeführt. Die von Grossaktionär Viktor Vekselberg dominierte Sulzer muss aber beim Management wieder stabilere Verhältnisse erreichen. Mit den Produkten in den Märkten Öl und Gas, Energieerzeugung und Wasser überzeugt Sulzer.

DKSH: Die Aktie des geschichtsträchtigen Asienhandelshauses ging 2012 für 51 Franken an die Börse und hatte ihren Höchststand bei 89,50 Franken Anfang des zweiten Quartals 2013. Die Halbjahreszahlen 2015 lagen etwas unter den Erwartungen. Innert Monatsfrist ist die DKSH-Aktie nun um 10 Prozent gefallen, wobei die Aussichten für die mit einem KGV von 20 relativ hoch bewertete Aktie noch als gut angesehen werden. Langfristig sollte DKSH von steigenden Konsum der wachsenden Mittelschicht in Asien profitieren können, und die Markteintritts-Begleitung wird für DSKH ebenfalls ein gutes Dienstleistungsgeschäft bleiben. Kurzfristig könnte DKSH darunter leiden, dass der Hauptmarkt Thailand immer tiefer in einer politischen Krise versinkt.

Bucher: Vor einem Monat war die Bucher-Aktie 10 Prozent mehr wert als heute. Die Halbjahres-Bilanz von Ende Juli zeigte, dass sich die Frankenstärke deutlich auf den Anbieter von Landmaschinen, Hydraulikteilen und Glasherstellungsanlagen ausgewirkt hat - mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die Prognosen. Bei der Bucher-Aktie stellt sich nicht so sehr die Frage ob, sondern wann man einsteigen könnte. Gerade ist der Agrarzyklus im Abschwung begriffen, doch gilt Bucher als gut geführtes Unternehmen, das darauf warten kann, dass die Investitionen in der Landwirtschaft weltweit wieder anziehen. Zudem ist die Aktie nach einer längeren Phase des Kursrückgangs (innert Jahresfrist 20 Prozent) wieder günstiger bewertet.