Die Präferenzen von institutionellen Anlegern im Schweizer Markt sind einigermassen bekannt: Konservative Anlagen und defensive Titel sind Trumpf, und für einen langfristigen Horizont eignen sich die SMI-Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis, oder solide Dividendenzahler wie Swisscom und Zurich. Auch Privatanleger, die auf Nummer Sicher gehen, greifen zu solchen Titel. Indices wie der SMI geben Orientierung, nicht zuletzt, wenn man in einen ETF (Exchange Traded Fund) investiert, der solche Börsenbarometer abbildet.

Sowohl die virtuellen Portfolios der cash-User als auch die Ranglisten der Aktien mit den grössten Volumina der SIX enthalten die drei Schwergewichte. Daneben zeigen sich aber auch Unterschiede: Der offensichlichte ist, dass bei cash einige Titel mit deutlich spekulativem Charakter sehr beliebt sind. Verdienen diese Titel Aufmerksamkeit? Und macht es Sinn, dass ausgerechnet die Aktie der Credit-Suisse am meisten von allen gehandelt wird? Eine Übersicht: 

Credit Suisse: Die meistgehandelte Aktie sowohl der cash-User als auch - vom Volumen her - an der Schweizer Börse ist die Credit Suisse. Jahrelange Negativ-Schlagzeilen, teure Altlasten, eine im Vergleich eher tiefe Kapitalisierung und Fragen zur Strategie haben das Image der zweitgrössten Schweizer Bank getrübt. Die hat Aktie im Vergleich zu Anfang August 2015 insgesamt 45 Prozent an Wert verloren. Über die CS-Aktie wird langsam gespottet, dass sie kein nachhaltiges Investment mehr sei - selbst gemessen daran, dass Bankaktien traditionell nicht das gleiche Mass an Solidität ausstrahlen wie etwa Pharmatitel.

Umso faszinierender wird sie dadurch offensichtlich für Trader. Je nach dem, wie man das Zeitfenster für den Chart setzt, ergeben sich interessante Perspektiven: Seit der Präsidentschaftswahl in den USA am 8. November ist der Kurs um 27 Prozent gestiegen. Wer schon  Anfang Juli investiert hat, also nach dem Brexit-Knick und bei Preisen um die 10 Franken, konnte seinen Einsatz um gut die Hälfte steigern.

Die Volatiltät dieser Aktie dürfte anhalten. Wer sie im Glauben kauft, dass die CS mittelfristig in eine bessere Verfassung kommen muss, könnte enttäuscht werden: Vor wenigen Wochen stellte Konzernchef Tidjane Thiam den von vielen Anlegern erhoffte Börsengang der Credit Suisse Schweiz in Frage. Wer aber zum richtigen Zeitpunkt kauft oder verkauft, kann mit der CS sehr glücklich werden.

ABB: Gemessen am Börsenvolumen der letzten zwei Monate nimmt das Technologie-Unternehmen den dritten Platz ein. Bei den zehn beliebtesten Aktien der cash-User taucht ABB nicht auf. Zu Unrecht? Innert Jahresfrist ist die Aktie um 27 Prozent gesteigen. Das Unternehmen ist effizenter geworden, fährt operativ erfolgreich und kann von einer Konjunkturverbesserung in vielen Märkten profitieren.

Risiken sind gewisse Schwankungen im Auftragsbestand mit entsprechenden Auswirkungen auf den Umsatz, was den Kurs kurzfristig senkt. Dies bietet aber auch Chancen zum raschen Einstieg. Insgesamt ist das Potential von ABB intakt und ein Anstieg der Aktie auf über 25 Franken (aktueller Preis: 23,07 Franken) ist realistisch.

Meistgehandelte Aktien cash 2017

Performance seit 1. Januar (in Prozent)

Grösstes Volumen SIX 2017

Performance seit 1. Januar (in Prozent)

Credit Suisse+8,4Credit Suisse+8,4
UBS+1,4UBS+1,4
Meyer Burger+19,4ABB+7,3
Actelion+23,8Novartis+2,2
Evolva-21,9Nestlé+2,0
Santhera+40,8Meyer Burger+19,4
Novartis+2,2Clariant+7,9
Roche+12,8LafargeHolcim+11,0
Zurich+0,4Swiss Re-6,3
Nestlé+2,0Roche+12,8

Quelle: cash.ch

Evolva: Wer in den "penny stock" Evolva investiert, sollte ein bisschen Nerven mitbringen - oder schlicht eine Zocker-Seele sein. Bei cash wird die Aktie am fünfthäufigsten gehandelt, und wenn man dies zum richtigen Zeitpunkt tut, kann man durchaus Erfolg haben. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate ist der Kurs zwar um gut ein Drittel gesunken. Aber die Meldung vom 19. Dezember, dass der Stevia-Süssstoff Eversweet vom US-Patentamt anerkannt worden sei, liess die den Wert der Aktie kurzzeitig von 39 auf 88 Rappen anschnellen.

Noch aber ist nicht klar, wie Evolva den Süssstoff herstellen und vermarkten will. Diese Unklarheit  hat im Januar negativ auf den Aktienkurs geschlagen. Bei den wenigen Analysten, die Evolva abdecken, gibt es sowohl Kauf-, Halten- und Verkaufsempfehlungen. Die Ratings ändern auch häufiger als bei anderen Unternehmen. Bei Evolva ist derzeit vieles möglich.

Santhera: Dass cash-User spekulativen Titeln nicht abgeneigt sind, zeigt auch das Interesse an Santhera. Es ist überdies eine Aktie, in der im cash-Forum ausgiebig und kontrovers disktiert wird. Auch Analysten und Anlagespezialisten hört man immer wieder positiv von der Aktie sprechen. Der Aktienkurs unterstützte entsprechende Hoffnungen allerdings lange nicht: Vom Rekordhoch bei 138,90 Franken im Herbst 2015 fiel innerhalb eines Jahres auf 37 Franken. Seit November geht es aber wieder bergauf, der Kurs liegt derzeit bei 74,80 Franken.

Was den Kurs von Santhera derzeit treibt, sind Erwartungen an das Medikament Raxone zur Behandlung von Duchenne-Muskeldystrophie. Dies ist eine Muskelschwäche-Erkrankung bei Kindern, vor allem Jungen, die unbehandelt im jungen Erwachsenenalter tödlich endet. Im Dezember wurde Raxone in Grossbritannien von der Zulassungsbehörde anerkannt. Ein Durchbruch wäre allerdings eine Raxone-Zulassung in den USA.

Das Umsatz-Update Ende Januar zeigte indessen, dass sich der Umsatz 2016 dank Raxone vervierfachte. In seiner turbulenten Entwicklung befindet sich das Unternehmen derzeit sicherlich in einer Phase, in der positive Aussichten die Risiken eher rechtfertigen als noch vor einigen Monaten.

Meyer Burger: Meyer Burger hat dieser Tage bekanntgegeben, dass 2016 zum ersten Mal seit 2011 wieder ein positiver Ebitda erzielt worden sei. Damals war die Aktie aber noch über 10 Franken wert, heute sind es 79 Rappen. Der Berner Solartechniker hat immer wieder Probleme, schreibt seit etlichen Jahren Verluste und wird zudem auch gerne als Übernahmekandidat gehandelt. Im Moment kann sich Meyer Burger nur mit Kapitalerhöhungen über Wasser halten. Der Grund: Der Solarmarkt ist in der Krise. Seit einem Rekordtief im vergangenen November bei 46 Rappen hat die Aktie immerhin wieder um 56 Prozent zugelegt.

Aller Probleme zum Trotz interessiert das Unternehmen die Anleger wie wenige andere börsenkotierte Firmen. Meyer Burger ist umweht von der Faszination für Zukunftsindustrien. Das Vertrauen in die Produkte des Unternehmens ist gross: Es wird nicht bezweifelt, dass Meyer Burger mit Anlagen und Systemen für die Solarstromproduktion führend ist. Der Konzern, der im vergangenen Jahr 453 Millionen Franken Umsatz eingefahren hat, strebt mittelfristig Einnahmen von 1,3 Milliarden Franken an. Das ist sehr ambitioniert und erfordert eine wesentliche Verbesserung des weltweiten Solarmarktes.