Es ist die Überraschung des Tages: Die Coop-Tochter Bell übernimmt die Mehrheit am Suppen- und Saucenhersteller Hügli und unterbreitet den übrigen Aktionären ein Angebot. Mit 915 Franken je Aktie liegt dieses knapp 14 Prozent über dem Schlusskurs vom Freitag.

Den Publikumsaktionären bleibe wohl keine andere Wahl, als das Angebot anzunehmen, so heisst es im hiesigen Berufshandel in Anspielung darauf, dass Bell neuerdings im Besitz von 50,2 Prozent des Kapitals und 65 Prozent der Stimmen ist. Auch eine nachträgliche Nachbesserung des als gut bezeichneten Angebots wird als wenig wahrscheinlich erachtet, liegt dieses doch über den bisherigen Höchstkursen von 866 Franken von Anfang Juli 2016.

An der Schweizer Börse SIX werden die Pläne gefeiert. Die Aktie von Bell gewinnt zur Stunde 4,9 Prozent auf 461,50 Franken. Jene von Hügli steigt gar um 12,9 Prozent auf 908 Franken. Mit 920 Franken liegen die Tageshöchstkurse über dem Angebot.

Dass Bell nun im Inland eine Übernahme tätigt, kommt nicht dermassen überraschend. Der Basler Fleischverarbeiter war in den letzten zehn Jahren akquisitorisch vor allem im Ausland aktiv, die Firma setzt jeden dritten Franken im Ausland um. So kaufte Bell zuletzt 2016 den österreichischen Geflügelverarbeiter Hubers.

Hügli-Übernahme kommt mehrheitlich gut an

In Expertenkreisen erntet Bell mehrheitlich Beifall für die Übernahme von Hügli. Der für Vontobel tätige Analyst stuft die Bell-Aktie zwar weiterhin nur mit "Hold" ein, nimmt jedoch das 450 Franken lautende Kursziel in positive Revision.

Die Akquisition von Hügli stärke die Marktstellung bei Fertiggerichten und stelle nach der vollständigen Übernahme von Hilcona im Juni 2017 eine Fortsetzung der Wachstumsstrategie dar. Weber bezeichnet das Geschäft mit Fertiggerichten als wachstums- und margenstark. Ausserdem biete es attraktive Synergien.

Etwas vorsichtiger äussert sich Daniel Bürki von der Zürcher Kantonalbank. Er bezeichnet den Kaufpreis für Hügli als eher hoch und bleibt vorsichtig für die mit "Untergewichten" eingestufte Bell-Aktie. Jene von Hügli stuft Bürki angesichts des vorliegenden Übernahmeangebots von Untergewichten auf "Marktgewichten" herauf. Mit einer Gegenofferte rechnet der ZKB-Analyst nicht. Er rät deshalb zur Annahme des Angebots.

Eigentlich hatte der Markt mit Orior als primärem Übernahmeziel gerechnet. Der Einstieg von Bell bei Hügli macht den Fleischverarbeiter wohl aber umso attraktiver. Aufgrund des stark zersplitterten Aktionariats stellen zumindest die Beteiligungsverhältnisse für einen Interessenten keine Hürde dar. Die grössten Einzelaktionäre sind die EGS Beteiligungen AG mit 10,5 Prozent sowie das UBS Fund Management mit 6,2 Prozent. Die Aktie von Orior notiert gegenüber dem Schlussstand vom Freitag unverändert bei 77,60 Franken.