Bei der Privatbank Julius Bär hat sich im ersten Halbjahr das Neugeldwachstum verlangsamt. Vor allem im Mai und im Juni ging der Zufluss stärker zurück, als von den Analysten angenommen. Die Zahlen, welche die grösste reine Vermögensverwaltungsbank der Schweiz vorgelegt hat, bestätigen dies. Der Neugeldzufluss von 9,9 Milliarden Franken im ersten Halbjahr liegt leicht unter dem Wert von 10,2 Milliarden Franken in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres.

Analysten sehen darin einen der Hauptgründe, weswegen die Aktie heute fällt. In einem Markt, der selbst um 0,5 Prozent zurückgeht, fällt der Kurs der Julius-Bär-Aktie um 4 Prozent. Neben den nicht einhellig positiv aufgenommenen Zahlen dürfen auch Gewinnmitnahmen eine Rolle spielen.

2017 hätten die Finanzmärkte sich wesentlich besser entwickelt als dieses Jahr, sagt CEO Bernhard Hodler, im cash-Video-Interview zur Neugeldentwicklung im ersten Halbjahr. Die Verknappung des billigen Geldes der Notenbanken und die Handelsstreitigkeiten - Hodler will noch nicht von einen Handelskrieg sprechen - werden den Märkten gemäss dem Privatbankenchef weiterhin erhöhte Schwankungen zufügen. Negativ seien die geopolitischen Risiken und ein Zyklus, der seit nunmehr neun bis zehn Jahren anhalte: "Ich denke, wir werden weiter hohe Volatilität sehen."

Neugeld-Entwicklung bei Julius Bär seit Ende 2017 (Grafik: zVg).

Hodler sieht aber nach wie vor gute Fundamentaldaten, welche die Aktienmärkte grundsätzlich stützen sollten: "Positive Faktoren sind, dass das Wirtschaftswachstum in allen Weltgegenden immer sehr noch stark und auch die Bilanzen und die Gewinne der Firmen ebenfalls stark sind."

Analystenstimmen zum Ergebnis: Julius Bär schrammt an den Erwartungen vorbei

Insgesamt zeigt sich Holder zufrieden mit dem Ergebnis der Bank im ersten Halbjahr. Als Erfolg bezeichnete der CEO der um knapp ein Viertel gesteigerte Gewinn von 480 Millionen Franken, wobei bei Julius Bär jeweils eine um Sonderkosten und Abschreibungen bereinigte Gewinnzahl als Richtschnur genommen wird. Die höhere Zahl von Kundenberater und die Einstellung von 80 neuen Kundenberatern führt der Nachfolger des langjährigen Konzerncherfs Boris Collardi als Pluspunkt in Feld.

Deutschland und Grossbritannien im Fokus

Holder, der die operative Führung von Julius Bär im November übernahm und seit März offiziell CEO der Bank ist, will sich mehr auf bestimmte Märkte fokussieren. In Europa investiert Julius Bär vor allem in Deutschland und Grossbritannien. "Viele Leute wissen das nicht: Es sind der viert- und fünftgrösste Vermögensverwaltungsmarkt der Welt." In den vergangenen sechs Monaten habe die Bank durch den Ausbau dieser Märkte Neugeld und neue Kunden gewinnen können.

Die gestiegene Unsicherheit um den Brexit - diskutiert wird derzeit vermehrt, ob das Vereinigte Königreich ohne Handelsabkommen die EU verlassen könnte - hält die Bank von ihrer positiven Haltung zum Markt nicht ab. Julius Bär betreue Kunden mit Wohnsitz in Grossbritannien im Land selbst. Die Brexit-Unsicherheit sei ein grösseres Thema für Banken, die ihre Kunden grenzüberschreitend berieten, sagt Hodler.

Zentraler Markt ist für Julius Bär indessen Asien mit dem dort weiterhin starken Wachstum von individuellem Reichtum. Im ersten Halbjahr war das Bild etwas getrübt. "Asien lief gut, aber bestimmte Kunden, die stark in Dollar investiert sind, haben ein gewisses Deleveraging betrieben", sagt der Bär-CEO. Diese Kunden haben also Fremdkapital zurückbezahlt, was laut Holder vor allem Anleihe-Portefeuilles betraf. Die Neugeldentwicklung in Asien sei aber alles in alllem gut.

Im cash-Video-Interview äussert sich Bernhard Hodler zur Kostensituation bei Julius Bär. Hier gilt die Bank im ersten Halbjahr als vorbildlich: Mit 67 Prozent fällt das viel beachtete Kosten-Ertrags-Verhältnis erstmals seit Jahren wieder in den Zielbereich von 64 bis 68 Prozent.