Am 7. Februar sickerte erstmals durch, dass der japanische Tech-Konzern Softbank Interesse an einer Beteiligung von bis zu 30 Prozent an Swiss Re hat. Wieso diese auf den ersten Blick überraschende Beteiligung Sinn machen kann, hat cash bereits in einem Artikel erläutert. Die Aktie des Schweizer Rückversicherers hat seit Bekanntwerden der Pläne um über 6 Prozent zugelegt, was den Börsenwert von Swiss Re auf 33,5 Milliarden Franken gehievt hat. Eine 30-Prozent-Beteiligung hätte daher einen Wert von 10 Milliarden Franken.

Doch wie würden die Japaner überhaupt an ein solch grosses Aktienpaket kommen? "Grundsätzlich gibt es zwei Varianten", sagt Georg Marti, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB), auf cash-Anfrage. Einerseits hätte Softbank die Möglichkeit, Swiss-Re-Aktien über die Börse kaufen. Andererseits könnte Swiss Re auch neue Aktien ausgeben. Zwei Wege mit unterschiedlichen Auswirkungen für Aktionäre: Ersteres wirkt sich tendenziell positiv auf den Aktienkurs aus, letzteres negativ.

Aktienkauf: Schleichend oder Paketübernahme

Zur Variante eins: Softbank kauft laufend Aktien auf, ohne an einen Zeitpunkt gebunden zu sein. Denkbar ist aber auch, dass grössere Aktienpakete an Softbank veräussert werden - oder ein öffentliches Kaufangebot an die Aktionäre gemacht wird. Grösster Einzelaktionär ist derzeit Blackrock mit einem Anteil von 5,1 Prozent. Auch die Swiss Re selbst besitzt 8,2 Prozent der Aktien, wovon sie sich trennen könnte.

Ein öffentliches Übernahmeangebot müsste Softbank gemäss Börsenrecht erst bei einer Übernahme von mehr als 33 1/3 Prozent der Stimmrechte unterbreiten. Trotzdem kann sie auf freiwilliger Basis ein solches Kaufangebot für einen Teil der Aktien abgeben. Aktionäre könnten dann ihre Anteile andienen.

In der jüngeren Vergangenheit gab es in der Schweiz einen solchen Fall: Die saudische Königsfamilie gab im Dezember 2016 ein Kaufangebot für einen Teil der Namenaktien der Onlineapotheke Zur Rose (damals noch im ausserbörslichen Handel) bekannt. Die Saudis wollten ihre Beteiligung auf einen Schlag von 0,5 Prozent auf maximal 10 Prozent erhöhen. Die Offerte beinhaltete eine satte Prämie von über 30 Prozent zum durchschnittlichen Aktienpreis der letzten 60 Handelstage. Schlussendlich konnte die Königsfamilie ihre Beteiligung bei Zur Rose auf 6 Prozent erhöhen.

Gemäss einem aktuellen Kommentar der Neuen Helvetischen Bank müsste auch Softbank bei einem öffentlichen Angebot den Swiss Re-Aktionären "auf jeden Fall" eine Prämie anbieten. Die Frage ist bloss, wie hoch diese ausfiele: Glaubt man einem Artikel der "Financial Times", dann ist von einem "kleinen" bis zu einem "erheblichen" Aufschlag alles möglich.

Verwässerung der Aktien als Horrorszenario?

Neben diesem für die Aktionäre vorteilhaften Szenario des Kaufes bestehender Aktien gibt es noch die andere Option: Die Herausgabe zusätzlicher Aktien. Der Wert der bestehenden Titel würde dadurch verwässert. "Das wäre nicht im Sinne der bisherigen Aktionäre", sagt Marti von der ZKB.

Doch nicht alle sehen dies als Horrorszenario für die Anleger: Da Swiss Re bereits Kapital im Überschuss besitzt, werde dieses frische Geld durch die neuen Aktien gar nicht benötigt, schreibt etwa die Neue Helvetische Bank. Das zusätzlich eingenommene Kapital könne mittels einer Sonderausschüttung (steuerfrei) an die Aktionäre zurückgeführt werden. Die bisherigen Investoren würden dadurch für die Verwässerung zumindest teilweise entschädigt.

Egal ob Aktienkauf oder Herausgabe neuer Aktien: Letztendlich sind das alles nur Spekulationen. Der Deal ist noch lange nicht in trockenen Tüchern. Swiss Re hat bisher einzig bestätigt, dass Gespräche in einem frühen Stadium stattgefunden haben. Gut möglich also, dass sich die Geschichte noch einige Zeit hinauszögern wird, falls der Deal überhaupt zu Stande kommt. Bei der Präsentation der Jahreszahlen von Swiss Re am nächsten Freitag erwarten Beobachter jedenfalls noch keine Neuigkeiten zur möglichen Beteiligung.