Das erste Quartal 2017 geht in wenigen Tagen zu Ende. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren nicht schlecht: Die Inflation zieht in den USA, in Europa und in der Schweiz wieder an, der Erdölpreis hat sich um die 50 Dollar stabilisiert, die US-Notenbank kommt mit Zinserhöhungen voran. Die EU erlebt eine leichte wirtschaftliche Erholung, so dass ein Ende der expansiven Geldpolitik und gar ein leichter Zinsanstieg langsam näher rücken.

Die Börsen, die immer noch geprägt sind von den Wirtschaftsplänen von Donald Trump, lassen sich von der positiveren Grundstimmung anstecken: Ende Januar knackte der US-Börsenindex Dow Jones erstmals in seiner über 130-jährigen Geschichte die 20‘000-Punkte-Marke und stieg kurz auch über 21'000 Punkte. Derzeit sind es 20‘700 Punkte.

Auch der Swiss Market Index (SMI) kann mit plus 5 Prozent in diesem Jahr ein positives Zwischenfazit ziehen - auch wenn der Leitindex mit derzeit 8600 Punkten noch ein ziemliches Stück vom Rekordstand vom Frühsommer 2007 (9548 Punkte) entfernt ist.

Uhrentitel im Hoch

Wie sieht die Leistung der einzelnen Aktien aus? 14 der 20 SMI-Titel weisen bislang eine positive Jahresbilanz auf. Nach dem unangefochtenen Spitzenreiter Actelion (Aktie +25 Prozent), wo der Kurs wegen der geplanten Übernahme durch Johnson & Johnson einen grossen Sprung machte, folgen die Luxusgüter- und Uhrenhersteller Richemont (+16 Prozent) und Swatch (+12 Prozent). Und dies, obwohl die Uhrenexporte nach China und Hongkong, zwei sehr wichtige Märkte, in den letzten Jahren regelrecht eingebrochen sind und auch in den ersten beiden Monaten 2017 unter den Vorjahresniveaus liegen.

Oder vielleicht sind es ja gerade die Enttäuschungen der letzten Jahre, welche wieder Luft nach oben ermöglichen: Sowohl Swatch als auch Richemont sind am Aktienmarkt seit 2014 stark unter die Räder gekommen. Die nun leicht bessere Stimmung gegenüber Luxusgütern reicht da bereits aus, um den Kurs wieder etwas anzuheben. Geholfen haben auch die diversen Statements der Schweizer "Uhrenkönige" Nick Hayek von Swatch (zum Artikel) und Jean-Claude Biver (zum cash-Artikel) von LVMH, welche die Lage im wichtigen Markt China besser beurteilen.

Von ihren Rekordständen (Richemont 96 Franken, Swatch 606 Franken) sind beide Titel noch weit entfernt. Die Richemont-Aktie gibt es derzeit für 78 Franken, diejenige von Swatch für 354 Franken. Im direkten Vergleich kommt Richemont bei den Analysten mit mehr Kaufempfehlungen etwas besser weg. Aber auch Swatch könnte weiter ansteigen, sollte es aus China keine allzu grossen Dämpfer geben.

Versicherer und Grossbanken enttäuschen mehrheitlich

In der zweiten Tableauhälfte tummeln sich auffallend viele Banken- und Versicherungstitel. Den letzten Rang nimmt dabei die Swiss Re mit minus 8 Prozent seit Jahresbeginn ein. Für die Aktie spricht neben der inzwischen eher günstigen Bewertung (geschätztes KGV von 11) eigentlich auch die attraktive Dividendenrendite von 5,3 Prozent. Swiss Re besitzt viel überschüssiges Kapital, welches auch künftig an die Aktionäre ausgeschüttet wird. 

Doch kam der Kurs-Fall nicht völlig grundlos: In der Rückversicherung tobt derzeit ein intensiver Wettbewerb.  Ein ZKB-Analyst schreibt gar davon, dass weitere Volumeneinbussen zu erwarten sind. Die Aktie wird Ende Monat aus technischen Gründen weiter sinken, wenn die Dividende ausgeschüttet wird. Langfristig orientierte Anleger, welche auf die Dividende verzichten wollen, könnten dann zu tieferen Kursen einsteigen.

SMI: Top- und Flop-Aktien im ersten Quartal 2017

Top-AktienPerformance seit 01.01.17, in %Flop-AktienPerformance seit 01.01.17, in %
Actelion+25Swiss Re-8
Richemont+16UBS-3
Swatch +12Givaudan-1
Swiss Life+10Credit Suisse0
Syngenta+9Novartis0
Julius Bär+9Swisscom0
Roche+9SGS+1
LafargeHolcim+8Zurich+2
ABB+8Adecco+6
Geberit+6Nestlé+6

Quelle: cash.ch (Stand 24.03.17)

Auch die Aktien der Credit Suisse (-1 Prozent) und UBS (-3 Prozent) erlebten in diesem Jahr bislang keinen Höhenflug. Das sah Ende letztes Jahr anders aus: Die ersten vier Wochen nach der Trump-Wahl schoss die UBS um 15, die Credit Suisse gar um 17 Prozent in die Höhe. Es herrschte eine regelrechte Euphorie bei Bankwerten, da sich Anleger von Trump eine bankenfreundlichere Politik erhofften. Inzwischen wird das Ganze jedoch wieder etwas nüchterner betrachtet. Beide Banken haben noch Hausaufgaben zu erledigen, insbesondere die Credit Suisse. Die Bank braucht neues Kapital, insbesondere Gerüchte um eine mögliche Kapitalerhöhung lastet auf der Aktie. Die UBS kämpft mit Kundengeldverlusten in den Schwellenländern. Beide Grossbankaktien werden weiter volatil bleiben.

Positiver Ausreisser unter den Finanz- und Versicherungstiteln ist die Swiss Life, welche mit plus 10 Prozent zu den besten Performern am Schweizer Leitindex gehört. Auf die letzten 52 Wochen betrachtet beträgt die Kurszunahme gar 24 Prozent. Das ist kein Zufall: Vor ein paar Jahren hat Swiss Life den Weg hin zu mehr Profitabilität eingeschlagen. Es gibt seither weniger garantierte Rendite, dafür mehr Lebensversicherungs-Produkte, wo der Kunde am Risiko beteiligt ist und Gebühren kassiert werden können. Das Modell scheint zu funktionieren. Swiss Life profitiert wie andere Versicherungstitel von den ansteigenden langfristigen Zinsen seit Mitte 2016.

Apple-Zulieferer übertrifft alle

Stärkere Kurs-Ausschläge sind in den ersten drei Monaten bei vielen kleineren und mittelgrossen Aktien zu beobachten. Den grössten Kursanstieg verzeichnet dabei AMS (+87 Prozent). Der österreichische Halbleiterhersteller, welcher Smartphones mit Sensoren ausrüstet, hat sich mit dem Zukauf von Heptagon in eine noch bessere Ausgangslange gehievt und könnte stark vom im Herbst 2017 erwarteten Release des iPhone 8 profitieren.

Das Problem: Es ist vieles schon im aktuellen Kurs eingepreist. Das geschätzte KGV von 27 signalisiert eine eher teure Aktie. Anleger sollten Kursabschläge abwarten, was auch für andere Small- und Midcaps gilt, deren Aktienkurse in den letzten Monaten zum Teil astronomisch gestiegen sind (zum cash-Artikel). 

Ebenfalls schwungvoll ins Jahr gestartet ist Cicor (+48 Prozent): Das Elektronikunternehmen kehrte 2016 in die schwarzen Zahlen zurück. Und das Management zeigt sich derzeit sehr zuversichtlich bezüglich dem weiteren Geschäftsverlauf. Die guten Zahlen müssen nun aber 2017 bestätigt werden.

In den Top 10 befinden sich weitere Titel, welche grössere Krisen hinter sich haben: Etwa das Spezialitätenpharma-Unternehmen Santhera (+40 Prozent), der Telemedizindienstleister Lifewatch (+34 Prozent) oder der Solartechnologe Meyer Burger (+31 Prozent).

SPI: Top- und Flop-Aktien im ersten Quartal 2017

Top-AktienPerformance seit 01.01.17, in %Flop-AktienPerformance seit 01.01.17, in %
AMS+87Genfer KB-49
Cicor Technologie+48Myriad-37
Santhera+39Aryzta-31
Also+37Evolva-23
Starrag+36Zwahlen & Mayr-18
Lifewatch+35Kuros-10
Villars+34Wisekey-9
Inficon+32Arundel-9
Meyer Burger+31Aevis Victoria-8
Bachem+31VZ Holding-8

Quelle: cash.ch (Stand 24.03.17)