Den Gewinn dürfte dies jedoch kaum belasten, sagte Vorstandsvorsitzender Michael O'Leary in einer Analystenkonferenz am Montag. Er schätzt den negativen Ergebniseffekt auf "unter 5 Millionen Euro". Die Ausgleichsansprüche bezifferte der Manager auf bis zu 20 Millionen Euro. Investoren sahen es dennoch kritisch: Die Aktie verlor am Nachmittag in London mehr als 2 Prozent.

Insgesamt sollen bis Ende Oktober rund 2000 Flüge ausfallen, hatte Ryanair am Freitag mitgeteilt. Betroffene Passagiere sollten direkt informiert werden. Sie können umbuchen oder den Ticketpreis erstattet bekommen. Dabei räumte O'Leary ein, dass die Streichungen das Image von Ryanair beschädigen dürften. Um der Unsicherheit der Kunden über Flugausfälle zu begegnen will die Fluglinie ausserdem bis zum Abend die Liste aller gestrichenen Flüge veröffentlichen. Die Piloten will Ryanair mit einem "Loyalitätsbonus" bei der Stange halten. Wie O'Leary weiter erklärte, würden Konkurrenten nun um die Piloten von Ryanair buhlen - es gebe jedoch keinen Personalengpass.

Zuletzt hätten etwa Fluglotsenstreiks in Frankreich, aber auch schlechtes Wetter und urlaubsbedingte Verschiebungen bei den Crews zu vielen Verspätungen geführt, hatte Ryanair mitgeteilt. Dadurch sei die Pünktlichkeitsquote der Airline auf 60 bis 70 Prozent gesunken. Dieser Wert sei unakzeptabel, daher müsse man handeln. Die Absage von weniger als zwei Prozent aller Flüge helfe dabei, Flugzeuge in Reserve zu haben, um wieder auf einen Wert von über 90 Prozent zu kommen. Um den Druck zu mildern, will die Airline zudem Urlaub der Piloten zurückkaufen.

Vorgeschobene Gründe?

Ein Luftfahrtexperte sieht diese Gründe für die Flugausfälle jedoch als womöglich nur vorgeschoben: Das Unternehmen bereitet sich nach Einschätzung von Gerald Wissel von der Beratungsgesellschaft Airborne auf den möglichen Fall vor, dass die insolvente Air Berlin ihren Flugbetrieb aus Geldmangel vorzeitig einstellen muss. "Im Fall eines vorzeitigen "Groundings" der Air Berlin müssten die begehrten Start- und Landerechte vom zuständigen Koordinator der Bundesrepublik sofort neu vergeben werden", sagte Wissel der Deutschen Presse-Agentur. Den Zuschlag könnten aber nur Gesellschaften erhalten, die dann auch mit entsprechenden Flugzeugen die Strecken tatsächlich fliegen könnten.

Dafür wolle Ryanair einige Maschinen in der Hinterhand haben, schätzt Wissel. Trotz eines stetigen Zugangs von neuen Boeing-Jets war bislang die Flotte der Ryanair mit aktuell 400 Maschinen restlos verplant. Die irische Gesellschaft hat nach eigenen Angaben nicht für Betriebsteile der Air Berlin geboten.

(AWP)