“Wir erwärmen uns für europäische Vermögenswerte, nachdem die Region ihre politische Reaktion verstärkt hat und relative Erfolge bei der Eindämmung der Virusausbreitung verzeichnet“, sagen Elga Bartsch, Mike Pyle und Scott Thiel, Strategen beim Blackrock Investment Institute.

Die Analysten lobten das Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank, den geplanten Wiederaufbaufonds der Region in Höhe von 750 Milliarden Euro sowie die französischen und deutschen fiskalpolitischen Anreize. Sie sagten auch, dass die strengen Lockdown-Massnahmen dazu beigetragen haben, die Verbreitung von Covid-19 in Europa wirksam zu begrenzen. Nachdem die Beschränkungen aufgehoben wurden, habe sich die Mobilität rasch erholt, was für ein schnelles Wiederanziehen der Wirtschaftstätigkeit spreche.

Strategen raten zu Untergewichtung

Die Strategen behalten bei Staatsanleihen der europäischen Peripherie ihr Anlageurteil Übergewichten bei und erwägen, europäische Aktien hochzustufen. Derzeit raten sie hier noch zu einer Untergewichtung.

“Die politische Reaktion Europas auf den Virusschock setzte nur langsam ein - aber es werden beeindruckende fiskal- und geldpolitische Massnahmen ergriffen, um der Wirtschaft durch die Schockphase zu helfen”, sagten sie.

Der weltweit grösste Vermögensverwalter schliesst sich damit einer Reihe von Strategen und Investoren an, darunter Goldman Sachs Group, Morgan Stanley, Bank of America und Eaton Vance, die in den letzten Wochen optimistischer bezüglich der europäischen Märkte geworden sind.

Belebung des globalen Wachstums

Goldman-Strategen um Christian Müller-Glissmann haben am Freitag die Einstufung der Aktien der Region auf Drei-Monats-Sicht von Neutral auf Übergewichten angehoben. Dabei verwiesen sie auf eine Belebung des globalen Wachstums, den politischen Gegenwind in den USA und den politischen Rückenwind in der EU.

Seit Mitte Mai hat sich der Stoxx Europe 600 Index besser entwickelt als der S&P 500. Teilweise ist dies auf eine Umschichtung der Anleger in zyklische Aktien und günstigere Substanzwerte zurückzuführen, die durch den Optimismus über eine starke Belebung des Wirtschaftswachstums angeschoben wurde. Die Marktteilnehmer investieren ihre angesammelten Ressourcen in Aktien der Region und erhöhten die Allokation für europäische Werte um 24 Prozentpunkte auf eine Netto-Übergewichtung von 7 Prozent. Dies ist laut der BofA-Investorenumfrage der grösste Anstieg der Nettogewichtung für eine Region in diesem Monat.

Allerdings sind die Goldman-Strategen weniger davon überzeugt, dass Europa die USA längerfristig schlagen kann. Gleichzeitig verweisen sie darauf, dass die Unterschiede zwischen den Regionen mit zunehmender Bedeutung der europäischen Wachstumssektoren und der Bereitschaft der politischen und geldpolitschen Entscheidungsträger der Region, die Wirtschaft zu stützen, nachlassen werden.

(Bloomberg)