Schon seit Jahren beliefert AMS so prominente Kunden wie Samsung oder Apple. Mit der millionenschweren Übernahme des Rivalen Heptagon vom vergangenen Winter dürfte der Sensorenhersteller aus Unterpremstätten die Geschäftsbeziehung mit Apple weiter vertieft haben. Schätzungen zufolge ist das amerikanische Kultunternehmen bei AMS für mehr als einen Drittel des Jahresumsatzes verantwortlich.

Doch AMS beliefert nicht nur Unterhaltungselektronikhersteller. Das Unternehmen produziert und entwickelt auch Sensoren für die Medizinaltechnikindustrie. Und genau in diesem Produktbereich traut ein für die Investmentbank Morgan Stanley tätiger Analyst in einer Firmenstudie dem Sensorenhersteller den nächsten grossen Wurf zu: Einen Sensor, mit welchem sich der Blutzuckerwert messen lässt.

AMS stellte erst kürzlich Produkte vor

Schon seit Jahren forschen finanzkräftige Medizinaltechnikhersteller daran, über die Haut den Blutzuckerwert ermitteln zu können. Wie der Analyst in der Studie schreibt, tüftelt auch Apple an einem tragbaren Messgerät. Dabei stützt er sich auf einen Bericht von CNBC von Mitte Mai ab.

Die AMS-Aktie (rot) lässt den Swiss Performance Index (grün) weit hinter sich zurück (Quelle: www.cash.ch)

Seines Erachtens befindet sich AMS mit zwei im bisherigen Jahresverlauf vorgestellten Chips in einer vielversprechenden Ausgangslage, das Leben von Diabetes-Patienten grundlegend zu verändern. Anders als den beiden Rivalen Analog Devices und Consumer Physics sei es dem Unternehmen nämlich gelungen, alle für die Blutzuckermessung notwendigen Bauteile in ein Modul zu verpacken.

Ein milliardenschwerer Markt

Auf Schätzungen der Internationalen Diabetes Vereinigung abgestützt, hat sich die weltweite Anzahl der an Diabetes erkrankten Patienten zwischen 2000 und 2015 von 151 auf 415 Millionen Menschen nahezu verdreifacht. Bis ins Jahr 2040 könnte diese Zahl sogar auf über 640 Millionen Patienten heranwachsen.

Morgan Stanley geht davon aus, dass der Markt für die Blutwertüberwachung von Diabetes-Patienten bis in wenigen Jahren erstmals die 4-Milliarden-Dollar-Grenze erreichen wird. Für AMS könnten das jährlich bis zu 200 Millionen Dollar an zusätzlichen Einnahmen bedeuten. Bei einem geschätzten Jahresumsatz von 1,4 Milliarden Euro im nächsten Jahr wäre das mehr als nur ein Apropos.

AMS-Aktie auf neue Impulse angewiesen

Als Hürden auf dem Weg dorthin nennt der Studienautor den regulatorischen Zulassungsprozess, kann dieser im ungünstigsten Fall doch mehrere Jahre dauern. Ausserdem räumt er ein, dass andere Rivalen dem Unternehmen dicht auf den Fersen sind. Darüber hinaus gibt es alternative Ansätze, beispielsweise die Messung des Blutzuckerspiegels über die Tränenflüssigkeit mittels einer speziellen Kontaktlinse. Auf diesem Gebiet forscht der Basler Gesundheitskonzern Novartis gemeinsam mit dem amerikanischen Technologiekonzern Google.

Obwohl von den Sensoren zur Blutüberwachung von Diabetes-Patienten Fantasie für die AMS-Aktie ausgeht, wird sie bei Morgan Stanley seit der Erstabdeckung vor wenigen Wochen nur mit "Equal-weight" und einem Kursziel von gerademal 60 Franken eingestuft. Das lässt sich mit ihrem in den letzten Monaten starken Abschneiden und der mittlerweile stolzen Bewertung (Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 30) erklären. Denn alleine seit Anfang Januar hat sich der Börsenwert des Sensorenherstellers mehr als verdoppelt. Mit anderen Worten: Es sind dringend neue Kurstreiber nötig. Da käme ein Vorstoss in den lukrativen Diabetesmarkt gerade ziemlich gelegen.