Die Auswirkungen einer möglichen Übernahme der Bombardier-Bahnsparte durch Alstom auf Stadler werden in Marktkreisen unterschiedlich beurteilt. Angesichts der Schwäche des Gesamtmarktes und dem zurückliegenden zweiwöchigen Rally der Stadler-Aktien sind die aktuellen Kursverluste bescheiden und eher dem Kapitel Gewinnmitnahmen zuzuschreiben, als Sorgen vor einer möglicherweise für die Branche disruptiven Fusion.

Bis um 11.30 Uhr verlieren Stadler Rail bei eher unterdurchschnittlichem Handelsvolumen 1,1 Prozent auf 48,84 Franken. Der Gesamtmarkt (SPI) notiert gleichzeitig 0,5 Prozent unter dem Schlussstand vom Vortag.

Händler verweisen auf die Übernahme des Zuggeschäfts der kanadischen Bombardier durch Alstom. Durch die Zusammenführung dieser Geschäftsbereiche entstehe ein übermächtiger Rivale für den zuletzt sehr erfolgreichen Schweizer Anbieter, so heisst es.

Erlös aus Bombardier-Verkauf tiefer als erwartet

Analysten ziehen in zweifacher Hinsicht negative Rückschlüsse aus dem Verkauf des Zuggeschäfts von Bombardier an Alstom. Zum einen erziele Bombardier einen etwas tiefer als erwarteten Erlös für die Geschäftsaktivitäten. Das habe Signalwirkung für die gesamte Branche. Zum anderen entstehe durch den Zusammenschluss ein übermächtiger Rivale für Stadler Rail. Dadurch könnte der Wettbewerb härter werden.

Optimistischere Stimmen verweisen aber auch auf mögliche Vorteile durch den geplanten Alstom-Bombardier-Deal. Einerseits könnten die beiden Unternehmen durch den Zusammenschluss länger mit sich selber beschäftigt sein, nicht zuletzt auch, weil es eine Weile dauern könnte, bis grünes Licht von den Wettbewerbsbehörden kommt.

Andererseits sei zu erwarten, dass das Placet der Regulierungsbehörden nur unter der Auflage des Verkaufs von Firmenteilen erfolgt. Im Geschäft mit Signaltechnik oder auch im Servicebereich könnte Stadler davon profitieren.

Das kürzlich veröffentlichte Jahresergebnis hat gezeigt, dass Stadler Rail zwar über randvolle Auftragsbücher verfügt. Das erst im April letzten Jahres an die Börse gelangte Unternehmen bekundet offenbar aber sichtlich Mühe, die Aufträge in Umsätze und Gewinne umzumünzen. Stadler Rail verfehlte 2019 die eigenen Jahresvorgaben und buchstabierte gleichzeitig bei den mittelfristigen Margenvorgaben etwas zurück.

Bei der Aktienkursentwicklung hinterliess dies indes kaum Spuren. Mit knapp 49 Franken notieren die ursprünglich zu 38 Franken ausgegebenen Papiere unweit des bisherigen Rekordhochs von 50 Franken.

(AWP)