Geld fliesst vor allem in Technologie-Startups, die etwa den Verkauf von Marihuana über Plattformen oder die Lieferung nach Hause organisieren. Mit der breiten Legalisierung des Rauschmittels in den USA locken rosige Wachsumsaussichten. Allein in Nordamerika gibt es bereis mehr als 90 private und börsennotierte Cannabis-Tech-Firmen.

Die privaten Investitionen im ersten Quartal kletterten auf den höchsten Stand seit 18 Monaten, wie aus den Daten der Anbieter PitchBook und Crunchbase hervorgeht. Insgesamt steckten Investoren demnach seit 2018 mehr als 2,5 Milliarden Dollar in Tech-Startups der Cannabis-Branche.

Auch Zweckgesellschaften für einen schnellen Börsengang (sogenannte SPACs), die auf die breitere Cannabisbranche abzielen, erleben Zulauf. Sie haben bis Anfang 2021 mindestens 4,3 Milliarden Dollar eingesammelt, wie der auf die Branche ausgerichtete Marktforscher BDSA ermittelte. Etwa 1,7 Milliarden Dollar des Geldes warteten noch darauf, eingesetzt zu werden. "Wir befinden uns bei den Investments noch in den Anfängen", sagte Harrison Aaron, Investmentanalyst bei Gotham Green Partners, einer in New York ansässigen Private-Equity-Firma mit einem auf Cannabis ausgerichteten Portfolio.

Corona befeuert Cannabis-Verkäufe

In den USA sind die legalen Cannabisverkäufe für medizinische Zwecke und den Freizeitgebrauch während der Pandemie im vergangen Jahr um 45 Prozent gestiegen, wie aus Daten von BDSA hervorgeht. Bislang haben nach Angaben der National Conference of State Legislatures (NCSL) 36 US-Staaten den medizinischen Einsatz von Marihuana genehmigt. In 15 Bundesstaaten ist auch der Freizeitgebrauch gestattet. Vor einer breiten Legalisierung in den USA wollen die Unternehmen in der Cannabis-Branche nun noch zügig ihr Feld bestellen und sich in Position bringen.

In einer der bisher grössten Venture-Capital-Transaktionen in der Branche sammelte etwa die Online-Handels-Plattform Dutchie in einer Finanzierungsrunde 200 Millionen Dollar ein. Der Internet-Marktplatz, der Cannabis Abgabestellen mit Konsumenten verbindet, die eine Lieferung nach Hause bestellen wollen, wird insgesamt mit 1,7 Milliarden Dollar bewertet.

Bekannte Investoren zusammengeführt

Das Geschäft mit dem Hanfgewächs hat US-Stars mit bekannten Investoren zusammengeführt. Bei der Finanzierung von Cannabis-Startups engagieren sich etwa der ehemalige NFL-Quarterback Joe Montana, der Entertainer Snoop Dogg, der Rapper Jay-Z sowie Stanley Tang, der den Essenslieferservice Doordash mitgegründet hat. Auch der ehemalige Starbucks-Chef Howard Schultz und NBA-Star Kevin Durant gehören zu den Investoren.

Neben dem Geschäft mit dem Rausch sind die Daten der brandneuen Branche ein Anreiz für Investoren. Die von der Cannabisindustrie entwickelte Technologie könnte auch für den Einzelhandel in weiteren Sektoren neue Wege eröffnen, sagen Branchenexperten. "Für ein Tech-Unternehmen ist das eine einmalige Gelegenheit, mit den Anbietern in diesem Bereich zusammenzuarbeiten", Socrates Rosenfeld, Gründer und Chef von Jane Technologies, einem Betreiber einer E-Commerce-Plattform für Cannabis. 

(Reuters)