Allein in dieser Woche haben zwei Unternehmen der Branche angekündigt, einen Börsengang in Warschau zu planen. Der Anbieter von mobilen Casino-Apps Huuuge und das Computerspielstudio People Can Fly reichten bei der polnischen Aufsichtsbehörde ihre Prospekte ein, um noch in diesem Jahr Aktien auszugeben. 38 Spieleentwickler sind in Warschau bereits gelistet.

Für Inspiration könnte der Entwickler der erfolgreichen Computerspielserie "The Witcher" gesorgt haben: CD Projekt ist heute das grösste Unternehmen an der Warschauer Börse. Seit der Erstnotiz im Jahr 2002 ist der Aktienkurs um mehr als 4800 Prozent gestiegen.

Um die aufstrebende Branche zu fördern, führte Polens Regierung letztes Jahr Steuervergünstigungen für Entwickler und Subventionen für neue Titel ein. Einem Bericht der Regierung zufolge gibt es in Polen mittlerweile etwa 400 lokal betriebene Spiele-Studios.

"Die wachsende Anzahl erfolgreicher Gaming-Notierungen hat die Kenntnisse der Anleger über die Branche erweitert und mehr Studios dazu veranlasst, an die Börse zu gehen", sagte Pawel Sugalski, Fondsmanager bei Rockbridge TFI. Dies habe ganz neues Ökosystem entstehen lassen. Staatliche Hilfsprogramme weckten zusätzliches Interesse an der Branche. Im Bezug auf Corona sei sie ein klarer Gewinner und werde möglicherweise keine weitere Hilfe benötigen.

Corona verändert Vertrieb

Die Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie haben den Vertrieb von Computerspielen verändert - weg vom Ladenverkauf hin zu Online-Plattformen. Das kommt kleineren Studios zugute. So profitierte beispielsweise der Free-to-Play-Spielehersteller Ten Square Games von niedrigeren Kosten für Handy-Werbung und erreichte neue Kunden. Der Gewinn hat sich angesichts dessen fast verdreifacht.

Der neue Gaming-Hype wirft jedoch die Frage auf, ob der Schub durch den Lockdown auch längerfristig die Ergebnisse beflügeln wird. Ein Test für die Marktstimmung steht gegen Ende des Jahres an. Dann soll mit Verspätung die bisher grössten Produktion von CD Projekt, "Cyberpunk", veröffentlicht werden. Das Spielehaus People Can Fly bringt den neuen Shooter "Outriders" auf den Markt, und eine neue Konsolengeneration geht an den Start.

"Ich würde mir keine Sorgen machen, dass die Verkaufsdynamik nach dem Ende der Lockdowns ins Stocken geraten könnte", sagte Adam Lukojc, Investmentchef bei Allianz TFI und verwies darauf, dass die meisten polnischen Studios bereits vor der Pandemie ihre Gewinne steigern konnten. Grössere Risiken gebe es in Bezug auf die Projektrealisierung, Produktfehlschläge, schwache Unternehmensführung und ein Überangebot an neuen Aktien aus der Branche.

Die meisten börsennotierten Spielehersteller in Polen begannen als kleine Werte. Die jüngsten IPO-Kandidaten können jedoch eine lange Erfolgsgeschichte von Projekten vorweisen und werden daher wahrscheinlich mit einer höheren Bewertung auf den Markt kommen.

(Bloomberg)