Boaz Weinstein, Gründer von Saba Capital Management, rechnet deshalb um die US-Wahlen am 3. November herum mit einer "unglaublichen Bewegung". Während die Börse Turbulenzen einpreist und der CBOE Volatility Index bei fast 30 liegt, haben sich die Spreads von Unternehmensanleihen fast auf das Niveau vor der Pandemie erholt.

Weinstein, dessen Hedgefonds einer der grössten Gewinner des Pandemie-Ausverkaufs im März ist, geht davon aus, dass etwas passieren muss. Er rechnet mit einer neuen Welle von Chaos am Unternehmensanleihemarkt und hofft, den bis September erzielten Ertrag von 80 Prozent in seinem Flaggschiff-Hedgefonds noch zu steigern.

"Es ist wie die Ruhe vor dem Sturm", sagte er in einem Bloomberg-Interview. "Die Aktienvolatilität ist fast unausweichlich hoch. Ist das eine gute Form der Absicherung? Die Ausschüttungsprofile sind nicht mehr so wie im Januar. Hingegen sind wir im Unternehmensanleihesektor fast wieder da, wo wir im Januar waren."

Es ist eine klassische Weinstein-Empfehlung: kühn, konträr, nicht leicht nachzuahmen. Im Gegensatz zu Bill Ackman, der im März einen Gewinn von 2,6 Milliarden Dollar mit einer Wette auf einen breiten Ausverkauf am Unternehmensanleihemarkt erzielte, hat Weinstein mehrere Deals laufen. Er setzt auf das Risiko von Schwankungen bestimmter Aktienkurse, indem er beispielsweise Verkaufsoptionen mit negativem Ausübungswert (Out of the Money) verkauft und gleichzeitig Schutz vor Verbindlichkeitenausfällen derselben Unternehmen eingeht.

Weinstein schaut auf Ungleichgewichte

Weinstein wählt Anleihen oder Aktien nicht auf der Basis von Fundamentaldaten wie Cashflow oder Gewinnwachstum aus. Er interessiert sich für den relativen Wert - er ermittelt, ob die Preise ähnlicher Instrumente aus dem Gleichgewicht geraten sind, und positioniert sich dann, um zu profitieren, wenn sich das Ungleichgewicht korrigiert.

Aus diesem Grund stürzte er sich auf die Divergenz zwischen dem VIX und den Unternehmensanleihe-Spreads. Jahrelang bewegten sie sich im Gleichschritt, dann begann der VIX im August zu steigen, während die Spreads weiter fielen. Bei so vielen "bekannten Unbekannten" - wie dem Wahlergebnis, der Verbreitung von Covid-19 und dem Tempo der wirtschaftliche Erholung - macht ein hohes Mass an impliziter Volatilität bei Aktien Sinn, sagte Weinstein. Das gelte jedoch nicht für die optimistischen Aussichten für Unternehmensanleihen, insbesondere bei niedrigen Renditen und zunehmenden Ausfällen.

"Ich finde heute, dass das Chance-Risiko-Verhältnis von Unternehmensanleihen im Vergleich zu anderen Dingen praktisch zu den schlechtesten gehört, die ich in meiner Karriere gesehen habe", sagte Weinstein. "Ein VIX mit 20 war früher schon etwas besonderes. Nun sind wir bei 30 und der Unternehmensanleihemarkt hat noch nicht einmal mit der Wimper gezuckt."

Weinstein braucht wilde Kursausschläge

Er sagte, die Unternehmensanleihen, die er leer verkaufe, seien diejenigen, die er für am anfälligsten für einen Rückschlag halte. Er lehnte es jedoch ab, diese zu nennen und sagte, er habe auch Long-Positionen bei Emittenten, die "egal, was passiert, in guter Verfassung sein werden", unter anderem International Business Machines, AT&T und Walt Disney.

Weinstein, 47, konzentriert sich, wie er sagte, auf Volatilität, wenn er nach Handelsgeschäften mit begrenztem Abwärtsrisiko und potenziell enormen Gewinnen suche - dem heiligen Gral von Hedgefonds mit asymmetrischem Risiko.

Aber als sogenannter Vol-Käufer braucht er wilde Kursausschläge, um Geld zu verdienen. Die gab es in den zehn Jahren nach der Finanzkrise von 2008 grösstenteils nicht, als die Zentralbanken die Märkte mit Liquidität fluteten. In fünf der acht Jahre von 2012 bis 2019 verlor Sabas Hauptfonds Geld und einigen Anleger riss der Geduldsfaden. Diejenigen, die bei Weinstein geblieben sind, haben die Verluste im Jahr 2020 mehr als wettgemacht.

(Bloomberg)