Hauptgrund für die Schaukelbörse der letzten Wochen ist die Befürchtung einer anhaltend höheren Inflation. Diese hat die Anleiherenditen auf Mehrmonatshöhen getrieben, was sich stets belastend auf die Aktienmärkte auswirkt. Angesichts der anhaltenden Inflationsängste und der Reifung des Konjunkturzyklus rechnet Barclays zwar mit einer Phase höherer Volatilität und geringerer Renditen an den europäischen Aktienmärkten. Die Analysten halten Aktien jedoch nach wie vor für attraktiver als Anleihen und empfehlen den Anlegern, den Taucher für Käufe zu nutzen. 

Der europäische Stoxx 600 beendete im September eine siebenmonatige Gewinnsträhne, nachdem die globalen Märkte von der raschen wirtschaftlichen Erholung und einem beispiellosen Angebot an fiskalischen und geldpolitischen Anreizen profitiert hatten. 

In einem am Mittwoch veröffentlichten Strategie-Update für Oktober, aus dem CNBC zitiert, warnen die Analysten von Barclays European Equity, dass die Inflation "hartnäckig" sei und der Konjunkturzyklus reife. Ausserdem gibt die Bank zu Bedenken, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Aktien hoch sei und das Wachstum des Gewinns pro Aktie sich abschwächen werde, während die Zentralbanken immer aggressiver würden. 

Barclays: Aktien bleiben alternativlos 

Dennoch bleibt Barclays bei einem positiven Ausblick für Aktien und argumentiert, dass das TINA-Prinzip – "There is no alternative" (auf deutsch: "Es gibt keine Alternative") – immer noch vorherrsche, wobei die Fondszuflüsse in letzter Zeit nachgelassen hätten. Angesichts des gesunkenen Kurs-Gewinn-Verhältnisses erwartet die Bank zwar niedrigere, aber immer noch positive Renditen für die Zukunft. 

"Da die Risikoprämien steigen, werden die risikobereinigten Renditen niedriger ausfallen. Dennoch halten wir Aktien nach wie vor für attraktiver als Anleihen und sind der Meinung, dass Dips gekauft werden sollten", zitiert CNBC Emmanuel Cau, Leiter der europäischen Aktienstrategie. 

Obwohl sich das Wachstum verlangsamt und die Inflation steigt, rechnet Barclays zudem mit keinem "Stagflationsszenario", da die Nachfrage stark bliebe und die finanziellen Bedingungen weiterhin locker seien.  

Und: Laut Barclays gibt es noch immer viel Geld, welches investiert werden wolle. "Angesichts von 4,5 Billionen Dollar an den Geldmärkten (verwaltetes Vermögen) haben die Anleger immer noch trockenes Pulver. Aktien sind die einzige Anlageklasse, die positive Realrenditen abwirft und sich bei einer höheren Inflation tendenziell gut entwickelt", so Cau weiter. 

Analysten ziehen Europa den USA vor 

Barclays hält eine Marktgewichtung in europäischen Aktien und geht davon aus, dass diese besser abschneiden werden als die hoch bewerteten US-Aktien. Cau und sein Team konzentrieren sich insbesondere auf Value-Aktien, also Titel, die im Verhältnis zu den Fundamentaldaten des Unternehmens günstig sind. Diese böten eine gute Absicherung gegen höhere Zinsen und seien nicht überkauft. 

Zu den Value-Titeln gehören in diesem Fall Banken und Energie, wobei der erstgenannte Sektor seit Jahresbeginn die beste Performance aufweist. Energie hingegen gehört zu den billigsten Sektoren.

(cash)